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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe
Autoren: Gmeiner-Verlag
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…«
    Maria presste sich an ihn und schloss die Augen.
    »Genau. Nur, damit ich dich durch die Tür verschwinden sehen kann. Gibt es an diesem stinknormalen Freitag etwas Besonderes, oder warum willst du dich so schick machen?«
    »Ludger, mein Chef, geht demnächst in den Ruhestand und heute findet seine Abschiedsfeier statt. Da will ich nicht rumlaufen wie ein Landstreicher.«
    »Das ist überaus löblich, Paul«, erwiderte sie.
    »Na, denn«, gab Lenz grinsend zurück, stoppte den Espresso und fuhr mit seiner Hand unter ihr Top.
     
    *
     
    Zwei Stunden später standen der Kommissar und sein engster Mitarbeiter, der junge Oberkommissar Thilo Hain, in einer Ecke der Kantine des Polizeipräsidiums und lauschten den Worten eines Staatssekretärs aus dem Innenministerium, der das Lebenswerk und die Leistungen des scheidenden Kriminalrats in den höchsten Tönen lobte. Ludger Brandt saß, eingerahmt vom Polizeipräsidenten Bartholdy auf der linken Seite und seiner Frau Irma auf der rechten, in der Mitte der ersten Reihe.
    »Und so lassen Sie mich sagen, dass die Pensionierung von Ludger Brandt eine riesige Lücke im Polizeipräsidium Nordhessen hinterlassen wird. Diese zu schließen, bedarf größter Anstrengungen und einer gehörigen Portion …«
    »Was heißen dürfte, dass sie immer noch keinen Nachfolger für ihn gefunden haben«, mutmaßte Hain.
    »Was mich auch gewundert hätte«, murrte Lenz. »Wer will diesen Scheißjob denn schon machen? Du vielleicht?«
    »Jeden Tag und lieber heute als morgen. Sich nie mehr mit den bösen Jungs auf der Straße rumärgern müssen, dazu noch eine echt geile Besoldungsstufe? Wenn Sie mich gefragt hätten, wäre die Suche beendet gewesen.«
    »Na, da können wir ja froh sein, dass deine Kompetenzen dafür nicht gereicht haben.«
    »Ach ja«, fuhr der Oberkommissar ungerührt fort, »und ich müsste mich auch nicht mehr mit dir und deinen Marotten herumplagen, was mein Leben sicher nicht unattraktiver machen würde.«
    Lenz bedachte ihn mit einem bösen Blick.
    »Als ob du dich beschweren könntest.«
    Hain gab ihm einen Stups mit dem Finger.
    »Sei nicht beleidigt, ich mach nur Spaß. Aber mal ganz im Ernst, hättest du den Job nicht genommen?«
    Der Hauptkommissar winkte ab.
    »Das ist was für Sesselfurzer. Außerdem hat mich wirklich niemand ins Spiel gebracht, was mich allerdings keinen Deut wundert. Ich bin leider weder Mitglied in der einen noch in der anderen bestimmenden Partei, was einer Ausschlussklausel ziemlich nahekommt.«
    »Da gebe ich dir recht. Wobei Ludger die Sache mit dem Sesselfurzer sicher nicht so gern hören würde.«
    Lenz warf einen Blick in die illustre Runde vor ihnen und wandte sich Richtung Ausgang.
    »Ich gehe zu Uwe einen Kaffee trinken. Kommst du mit?«
    »Ich hab schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr fragen.«
     
    Uwe Wagner, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Nordhessen und Freund der beiden, saß mit einer Tasse Kaffee in der Hand hinter seinem Schreibtisch und las in einer Lokalpostille.
    »Moin, die Herren. Na, schon genug von den Lobhudeleien der Gäste aus Wiesbaden?«
    »Worauf du einen lassen kannst«, erwiderte Lenz.
    »Kriegen wir auch einen?«, fragte Hain mit Blick auf das Heißgetränk, nachdem sie sich gesetzt hatten.
    »Ihr wisst doch, wo er steht«, gab Wagner leicht mürrisch zurück.
    »Was ist denn mit dir los? Ist was über deine Leber gekrochen?«
    Wagner legte die Zeitung zur Seite, stellte die Kaffeetasse daneben und sah seinem jungen Kollegen dabei zu, wie er zwei Becher mit der braunen Brühe befüllte. Dann legte er die Beine über die Kante des Schreibtischs.
    »Wisst ihr, wer die Nachfolge des allseits geschätzten Kriminalrats Ludger Brandt antreten soll?«
    »Darüber«, grinste Lenz, »haben wir uns gerade unterhalten. Aber wir sind, um ehrlich zu sein, völlig ahnungslos.«
    Der Pressemann schloss die Augen und atmete schwer ein und wieder aus.
    »Der Mann, der es wird, ist definitiv Franz Zwick«, ließ er schließlich wissen.
    Lenz und Hain sahen sich irritiert an.
    »Der Zwick?«, echote Hain. »Och nöö, bitte nicht der.«
    »Das wäre der Super-GAU«, bestätigte Lenz.
    Wagner sah seinen Freund mitleidig an.
    »Damit kommst du der Sache schon verdammt nah, mein lieber Paul. Franz Zwick wäre wirklich der Super-GAU. Aber er wird leider nicht zu verhindern sein, weil er einfach das richtige Parteibuch für die Beförderung mitbringt. Nicht wirklich qualifiziert, aber von der Parteizugehörigkeit
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