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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe
Autoren: Gmeiner-Verlag
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seines Lebens hatte anbringen müssen. Keine zwei Minuten später war er eingeschlafen.
     
    *
     
    Etwas Kaltes auf seiner Brust vertrieb den Traum, an den er sich schon im Aufwachen nur noch bruchstückhaft erinnern konnte, und ließ ihn mit dem linken Auge blinzeln.
    »Hallo, Maria«, murmelte er verschlafen.
    »Hi, Paul. Wie lange liegst du schon hier draußen in der Hängematte, die du doch so unnötig fandest?«
    Der Polizist warf einen Blick auf seine Uhr, konnte jedoch nichts erkennen.
    »Halb vier«, klärte sie ihn auf.
    »Dann …«
    »Lass sein, es ist nicht wichtig. Viel wichtiger ist, dass es dir gut geht. Und am allerwichtigsten ist, dass du mir immer noch meine Lieblingsrosen schenkst. Vielen Dank dafür.«
    »Gern geschehen«, krächzte er, bevor er sich aufzurichten versuchte, was in der Hängematte nicht einfach zu bewerkstelligen war.
    »Aber es gibt nichts Besonderes, das ich vielleicht vergessen haben könnte?«, forschte Maria vorsichtig nach.
    »Nein. Einfach so.«
    »Schön. Obwohl …«
    »Ja?«
    Sie streifte ihre offenen Schuhe ab und ließ sich neben ihn in die Stoffbahn gleiten. Obwohl die beiden das schon öfter praktiziert hatten, war Lenz nie ganz wohl dabei, weil er befürchtete, dass die Haken in den Wänden der enormen Belastung dauerhaft nicht gewachsen sein würden.
    »Entspann dich, das geht schon«, sprudelte es vergnügt aus ihr heraus.
    »Wenn du es sagst … Und was war das für ein ›obwohl‹ eben?«
    Maria fing an zu lächeln, schmiegte sich eng an ihn und streichelte sanft seinen Rücken.
    »Willst du das wirklich wissen? Es könnte sein, dass es dir Angst macht.«
    Der Polizist hob eine Augenbraue.
    »Angst? Ich? Du vergisst wohl, dass ich Bulle bin und eine Knarre habe. Also, raus damit!«
    »Ich war nach der Arbeit beim Anwalt. Wenn alles normal läuft, werde ich in zwei Monaten eine ebenso geschiedene wie glückliche und heiratswillige Frau sein.«
    Sie beugte sich in der engen Hängematte ein paar Zentimeter zurück und sah ihn ernst an.
    »Das klang jetzt komisch, oder?«
    »Was? Dass du bald sowohl geschieden als auch heiratswillig sein wirst?«
    »Ja.«
    Lenz holte tief Luft.
    »Wird das am Ende ein Antrag?«
    »Bist du meschugge?«, fauchte sie mit gespielter Empörung. »Wenn hier jemand einen Antrag macht, dann doch wohl du mir, ganz so, wie es sich gehört.«
    Lenz tat so, als hätte er ihren Vorwurf nicht gehört.
    »Warum hast du mir nichts von dem Termin beim Anwalt erzählt?«
    »Das war nicht böse gemeint, ich habe es nur einfach in dem Trubel der letzten Tage und der neuen Ausstellung vergessen.«
    Maria hatte vor etwa einem halben Jahr in einer Kunstgalerie angefangen und sich dem Job mit Haut und Haaren verschrieben.
    Der Polizist sah sie lange an, streichelte ihre Haare und küsste sie dann auf den Mund.
    »Stimmt, du warst in den letzten Wochen ziemlich beschäftigt, und es macht gar nichts, dass ich nichts von dem Termin gewusst habe. Viel wichtiger ist aber, dass du den ganzen Mist endlich hinter dir hast.«
    »Das finde ich auch. Ich kann es kaum noch aushalten, bis ich endlich das Urteil in der Hand halte. Und du hast recht, ich habe in den letzten Wochen wirklich viel gearbeitet, aber es macht mir halt so viel Spaß. Bettina, meine Chefin, gibt mir das Gefühl, mich zu brauchen und meinen Rat zu schätzen, was nach den vielen Jahren als Anhängsel an der Seite eines Politikers eine unglaublich schöne Erfahrung ist.«
    »Ich brauche dich auch.«
    »Das weiß ich, und das macht mich unendlich glücklich.«
    Über das Gesicht des Kommissars huschte ein Lächeln.
    »Und du willst mich so schnell wie möglich heiraten?«
    Eine längere Pause.
    »Ja, das will ich. Macht es dir Angst?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich freu mich drauf.«
     
    Die beiden verbrachten den Abend mit Freunden in einem Biergarten, genossen den herrlichen Sommerabend und das Gefühl füreinander. Um kurz nach Mitternacht lagen sie im Bett.
    »Du hast das heute Nachmittag ernst gemeint, oder?«
    Lenz, dem schon die Augen zugefallen waren, zuckte hoch.
    »Was denn, Maria?«
    »Na, dass du dich darüber freuen würdest, wenn wir heiraten.«
    »Ja, klar. Immerhin musste ich ganz schön lange darauf warten, dass du mich endlich fragst.«
    »Das stimmt. Und es tut mir leid, dass ich dich so viele Jahre hab warten lassen.«
    Er griff im Dunkeln nach ihrer Hand und zog sie zu sich heran.
    »Das passt schon, so wie es ist. Alles braucht nun mal seine Zeit, oder wie ging das
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