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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe
Autoren: Gmeiner-Verlag
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arbeiten und mich zu bessern. Ehrenwort.«
    »Hör auf mit dieser Ehrenwortscheiße, du weißt, wie ich das hasse.«
    »Aber was soll ich denn jetzt noch machen? Mehr Kotau geht doch wohl kaum. Außerdem, was willst du denn den Kollegen vor Ort erzählen? Dass ich mit dem Bus anreise?«
    »Die Kollegen sind mir so was von egal. Ich werde ihnen einfach erzählen, dass du dich schlecht benommen hast und ich dich des Autos verweisen musste.«
    Während Hain das sagte, musste er grinsen.
    »Du willst doch gar nicht, dass ich aussteige, Thilo. Du willst, dass ich nicht so cholerisch bin, und das erreichst du garantiert nicht, wenn du mich jetzt aus dem Wagen wirfst.«
    Der junge Oberkommissar griff zum Zündschlüssel und startete den Motor.
    »Aber vergiss nicht«, zischte er, »dass du auf Bewährung bist.«
    »Ich denk den ganzen Tag dran, versprochen.«
    »Und morgen?«
    »Auch morgen.«
    »Und nächste Woche?«
    »Ja, auch in der nächsten Woche werde ich daran denken.«
    »Lügner.«
    Während Hain das kleine Cabriolet mit ständig an der Grenze der Legalität angesiedelter Geschwindigkeit aus der Stadt herausbewegte, sprachen die beiden Kommissare kein Wort miteinander. Erst als sie am Einkaufszentrum in der Nähe der Frankfurter Straße vorbeifuhren, brach Lenz das Schweigen.
    »Worum genau geht es eigentlich? Weißt du schon mehr als das, was du mir am Telefon erzählt hast?«
    Hain schüttelte den Kopf.
    »Nein. Die Kommissarin Ritter hat mich angerufen und mir erklärt, dass es einen Toten an der Schnellbahntrasse gäbe und wo die Stelle zu finden sei. Mehr hat sie nicht zu erzählen gewusst. Oder doch, warte: Sie hat noch erwähnt, dass wir besser nichts frühstücken sollten, bevor wir an den Ort des Geschehens fahren, weil es nicht so schön aussehen würde.«
    Lenz warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Ganz schön früh für einen ICE-Unfall.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass um diese Uhrzeit schon ein ICE auf der Trasse unterwegs war. Vielmehr vermute ich, dass der oder die Tote von einem Güterzug erwischt worden ist.«
    »Die fahren auf der gleichen Trasse?«
    »Ja, klar. Tagsüber die schnellen, nachts die schweren, so war das schon immer.«
     
    Kurze Zeit später hatten die Polizisten das weiträumig abgesperrte Gelände rund um die nördliche Einfahrt zum Rengershausener Tunnel erreicht. Ein uniformierter Kollege hielt das Trassierband hoch, als die beiden sich dem Schauplatz näherten.
    »Hast recht, es war definitiv kein ICE«, bestätigte Lenz anerkennend mit einem Blick auf den stehenden Güterzug. Ein paar Waggons befanden sich außerhalb des Tunnels, der Rest im Dunkel der Unterführung.
    »Hallo«, wurden sie von einer jungen Polizistin in blauer Uniform begrüßt.
    »Morgen, Frau Ritter«, erwiderte Lenz freundlich.
    »Wir hatten ja schon das Vergnügen«, meinte Hain in ihre Richtung.
    »Wie stellt sich die Sache denn dar?«, wollte der Hauptkommissar wissen.
    »Nach den jetzigen Erkenntnissen handelt es sich um einen Mann. Er lag etwa 20 Meter hinter der Einfahrt zum Tunnel auf den Gleisen. Der Kopf links, die Beine rechts. Der Zugführer hatte, wenn Sie mich fragen, keine Chance, weil er ihn einfach nicht sehen konnte. Er hat sofort eine Notbremsung eingeleitet, aber da war natürlich schon alles zu spät.«
    »Identität?«
    Sie winkte ab.
    »Bis vor ein paar Minuten war der Doc noch dabei, die Überreste zusammenzuklauben, deshalb glaube ich nicht, dass wir dazu in absehbarer Zeit was sagen können. Aber sprechen Sie doch am besten selbst mit Dr. Franz«, erklärte sie und reichte ihm eine Taschenlampe. »Es ist ziemlich dunkel da drinnen, weil der technische Zug noch nicht gekommen ist; bei denen scheint irgendwas schiefgelaufen zu sein. Und die Funzeln an den Wänden können Sie zum Sichten möglicher Spuren vergessen.«
    »In Ordnung. Wo ist der Lokführer?«
    »Im Klinikum. Der arme Kerl war wirklich völlig durch den Wind.«
    »Wer will ihm das verdenken?«
    Die beiden Kripobeamten stapften los. Hinter dem Eingang zum Tunnel umfing die beiden der typische Geruch nach Bahnstrecke, irgendwo zwischen Teer und Terpentin angesiedelt.
    »Kommen Sie, meine Herren, trauen Sie sich ruhig«, wurden sie von Dr. Franz, dem Rechtsmediziner, empfangen, der etwa auf der Hälfte zwischen Tunneleingang und dem Kopf des Güterzuges im Gleisbett kniete. »Aber ich hoffe inständig, dass Sie noch nichts zu sich genommen haben.«
    Lenz schluckte.
    »Morgen, Herr Doktor«, begrüßte er den
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