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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe
Autoren: Gmeiner-Verlag
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genau der Richtige. Manchmal kann ich nicht so schnell kotzen, wie mir schlecht ist.«
    »Wo hast du das denn her? Und wie sicher ist die Information?«
    Wieder lehnte sich Wagner zurück.
    »Meine Quelle sitzt in Wiesbaden erste Reihe Mitte. Glaubt es oder lasst es, aber es wird so kommen.«
    Franz Zwick, ein in Österreich geborener 52-jähriger, in Scheidung lebender Vater zweier Kinder, war im gesamten Präsidium etwa so beliebt wie eine Pilzinfektion im Genitalbereich. Der Mann hatte eine schleimige, anbiedernde Art bei Vorgesetzten, gegenüber Kollegen der niedrigeren Dienstgrade hingegen war er arrogant und kalt wie eine Hundeschnauze. Außerdem mischte er sich in jeden noch so unbedeutenden Vorgang ein und wusste alles besser.
    »Grundsätzlich seid ihr von dieser Personalie natürlich deutlich stärker betroffen als ich«, fuhr Wagner fort. »Aber natürlich hätte auch ich mir einen Ansprechpartner gewünscht, den ich ein klein wenig besser leiden kann.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Mit Ludger war die Zusammenarbeit zum Teil wirklich schwierig, natürlich auch, weil ich mit ihm persönlich nie richtig warm geworden bin, aber im Vergleich zu dem, was mich mit Zwick verbindet, war Ludger noch eine Traumbesetzung.«
    »Das hatte ich gar nicht so richtig auf dem Schirm, dass du und Ludger euch nicht grün gewesen seid«, zeigte Hain sich erstaunt.
    »Es war ja auch nicht unmöglich, mit ihm zu arbeiten, aber er hat schon die eine oder andere blöde Marotte.«
    »Wer wüsste das besser als wir«, zuckte Lenz mit den Schultern. »Und jetzt ist er pensionsreif und weiß ab nächster Woche nicht mehr, was er alles mit seiner Zeit anfangen soll.«
    »Weißt du das oder vermutest du es?«
    »Ich habe«, erklärte Lenz seinem Kollegen hinter dem Schreibtisch, »vor ein paar Monaten mal länger mit ihm gesprochen, dabei hat er es mir erzählt. Und er hat weiterhin gesagt, dass er sich so richtig fürchtet vor dem Morgen, an dem er zum ersten Mal nicht mehr ins Büro muss.«
    »Das hätte ich nicht gedacht«, erwiderte Wagner erstaunt.
    »Ja«, meinte Lenz, »man kann den Leuten immer nur bis vor den Kopf sehen, aber nicht hinein. Franz Zwick allerdings müsste wirklich nicht sein Nachfolger werden.«
    Damit trank er seinen Kaffee aus und schob die leere Tasse auf den Schreibtisch.
    »Gibt es nichts Neues, das unsere Laune etwas heben würde?«, wollte er von Wagner wissen.
    Der Pressesprecher deutete auf einen Stapel Blätter vor sich.
    »Da, das ist die kriminelle Ausbeute der vergangenen Nacht, schaut es euch halt an. Ob sich darunter etwas befindet, was eure Laune befeuern würde, vermag ich nicht zu sagen, weil ich es mir noch nicht angesehen habe. Was Größeres ist auf jeden Fall nicht dabei, das wüsste ich.«
    Hain winkte ab.
    »Wenn nichts von Bedeutung dabei ist, interessiert es uns auf keinen Fall.«
    »Aha«, machte Wagner.
    »Wenn ihr beiden Strauchdiebe was Gescheites arbeiten wollt, unterstützt ihr am besten die Kollegen, die auf die entlassenen Sicherungsverwahrten aufpassen müssen. Die sind mit ihren Kapazitäten nämlich weit jenseits der Quetschkante.«
    »Hab ich auch schon von gehört«, bestätigte der junge Oberkommissar. »Warum lassen sie die Kerle auch raus?«
    »Weil nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte«, klärte Wagner ihn auf, »die nachträglich verfügte Sicherungsverwahrung nicht legal ist. Deshalb laufen diese Männer jetzt frei in der Gegend herum.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wobei, frei ist ja nun was anderes. Sie werden nämlich rund um die Uhr von mindestens einem Zweierteam observiert.«
    »Wie viele sind es denn?«
    »In unserem Einzugsbereich haben wir vier, und damit sehen wir noch ganz gut aus. Im Bereich des Präsidiums Stuttgart zum Beispiel sind es elf, und dieser Arbeitsaufwand ist für die armen Schweine da unten einfach nicht mehr zu regeln.«
    »Könnte man das nicht mit einer elektronischen Fußfessel in den Griff kriegen?«, wollte Lenz wissen.
    »In den Griff würde man das Problem damit vielleicht kriegen, aber auch das ist nicht legal. Es würde nur funktionieren, wenn sich die Betroffenen damit einverstanden erklären würden, das Ding 24 Stunden am Tag zu tragen. Und dazu war meines Wissens bisher keiner bereit.«
    »Was für eine Scheiße«, konstatierte Hain und schenkte sich noch etwas Kaffee nach.
    »Das ist wohl wahr. Aber es gibt im Augenblick tatsächlich keine Alternative, als den Jungs permanent auf den Füßen zu
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