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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug
Autoren: James Kahn
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Elektroden in die kritischen Bereiche der Hirnrinde, dann bei den Anschlüssen an den Computer. Aber es ist freilich die Königin selbst, die alle diese Informationen verarbeitet, durch den Computer in ihr eigenes Gehirn aufnimmt, um ihre eigenen, nicht unbeträchtlichen Denkprozesse zu ergänzen und auszuweiten.
    Noch nie hat es ein solches Experiment gegeben!« fuhr er fort und wurde sichtlich erregt. Seine Wangen röteten sich, er gestikulierte. »Stell dir das vor! Bei den Sternen, das ist gewaltig! Ein denkender Organismus, ein Riesenintellekt im Mittelpunkt, der seine Abläufe steuert, die Information in tausend Nebengehirnen nutzt – sie anwendet, vereinnahmt, umarbeitet, weitergibt, neu zusammenfasst – und alles elektronisch, so dass kein Informationsverlust entsteht, die Kommunikation nie zusammenbricht, keine Sprachschranken bestehen – eine Sprache überhaupt nicht nötig ist, abgesehen von der Sprache einer DNA, die Sprache der Nervenleitströme, die Sprache der Elektronen. Ganz neue Ebenen des Bewusstseins, bei den Sternen! Neue Sprünge …«
    Josh hatte bestenfalls nur halb zugehört, während sein Gemüt sich mit einem eigenen inneren, unabhängigen Rhythmus um nichts bewegte, was er zu ergründen vermocht hätte. Nun sah er plötzlich, dass Rose sich bewegte, und das riss ihn schneller ins Wachsein zurück als alles andere bisher.
    »Wo bin ich?« stöhnte Rose.
    Joshua zog sie auf seinen Schoß und legte ihren Kopf an seine Brust.
    »Jetzt kann dir nichts mehr geschehen, Rose. Wach auf, wir müssen gehen.«
    Gabriel lachte gefühllos.
    »Nein, Joshua, du kannst nicht gehen. Du bist aus einem ganz bestimmten Grund hier, du glücklicher Mensch.«
    Josh starrte den Neuroman dumpf an, ohne sich zu rühren. Nicht, dass er sich im Notfall nicht hätte rühren können, aber er hatte aus irgendeinem rätselhaften, undefinierbaren Grund nicht den Wunsch, sich zu bewegen; es fehlte der Wille.
    Rose setzte sich auf. Ihr Gesicht war wach, ihre Miene verriet Begreifen. Sie fühlte sich angstvoll und glücklich zugleich.
    »O Joshua«, sagte sie, als sie ihn zum ersten Mal deutlich wahrnahm. Sie umarmte ihn heftig, voll tiefer Liebe, gleichzeitig bemüht, ihm von ihrer Energie mitzuteilen.
    Gabriel lächelte über den Anblick, dann sprach er weiter.
    »Ihr könnt nicht gehen, weil euch die Königin beide braucht. Vor allem dich, Joshua. Siehst du, jeder Denkprozess wird begleitet von einem gewissen Muster an elektrischen Entladungen – vielleicht sollte ich sagen, wird durch ein Muster an Entladungen angeregt –, das mit einem Oszilloskop als Hirnwelle aufgezeichnet werden kann. Jede Art von zerebralem Prozess ist gekennzeichnet durch sein ganz eigenes Wellenmuster, unterschieden nach Frequenz, Amplitude, Form und eine Reihe anderer Eigenschaften. Die Königin hat nun in ihrer unendlichen Weisheit entdeckt, dass sie bestimmte Klassen von Gedanken braucht – das heißt, bestimmte Kategorien elektrischer Muster – hervorgerufen von bestimmten Anordnungen der Nervenzellen, die auf eine ganz bestimmte Weise wirken, damit sie mit anderen Mustern zusammenpassen, die sie und ihre Gehirne bereits besitzen. Damit soll das Universum auf neue Weise erkannt werden, auf eine Weise, die wir beide, du und ich, nie begreifen könnten. Und diese Entladungsmuster, die sie begehrt, sind notwendigerweise begleitet von ganz bestimmten und typischen Hirnwellenmustern.«
    Josh beachtete ihn nicht mehr. Er hatte sich verirrt in einer grauen Zone des Bewusstseins, die nur ab und zu auf den Boden zurückführte. Rose dagegen verstand zu ihrer eigenen Verwirrung alles, was Gabriel sagte, obwohl sie sicher war, dergleichen noch nie gehört zu haben.
    Gabriel nahm nun Feinabstimmungen mit den Knöpfen und Drehschaltern an der Schalttafel über dem großen Metallkasten vor. Er setzte seinen Monolog behaglich fort, beinahe so, als spreche er mit sich selbst.
    »Manche Menschen scheinen nun Gehirne zu besitzen, die eben jene elektrischen Muster hervorbringen, auf welche die Königin Wert legt. Das Problem war nun, diese Menschen zu finden. Bei den Sternen, es war kein Problem!
    Wir bauten einfach einen Wellengenerator. Eigentlich war er ganz wie ein alter Radiosender, nur konnten wir auf jeder Frequenz und in praktisch jeder Wellenform senden. Die Königin wollte etwa eine amplitudengedämpfte Sinuswelle von 74 Hertz, und wir sendeten sie. Das ist es, Joshua, was dich hierher geführt hat.«
    Josh reagierte auf seinen Namen. Seine Augen
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