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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug
Autoren: James Kahn
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der zuckerreichen Früchte.
    »Wo wird er sich nach deiner Meinung verkriechen?« meinte Joshua, als sie gegessen hatten.
    »Einige hundert Meilen östlich und südlich gibt es einen Wald von Unglücksfällen«, sagte Beauty, »aber ich bezweifle, ob er bis dahin durchhält. Am besten pirschen wir uns weiter an und treiben ihn in die Enge.« Er schwieg kurze Zeit. »Ich hoffe nur, dass wir ihn erwischen, bevor er stirbt, damit wir ihn befragen können.«
    Joshua nickte.
    »Wir brauchen mehr Informationen, wenn wir die anderen jemals aufspüren wollen.«
    »Wenn es hier um Sklavenhandel geht, kenne ich zwei Orte, wo wir uns umsehen können. Der eine ist ein Bordell, einen halben Tag von hier. Der Unglücksfall ist vielleicht ohnehin unterwegs zu ihm.«
    Joshua lächelte grimmig.
    »Ich erinnere mich. Vor fünfzehn Jahren waren wir einmal dort.«
    »Es soll dort nicht mehr so nett sein.« Sie dachten kurz und gequält dasselbe: ihr Liebstes, in Ketten verkauft, an Piraten oder Schlimmeres.
    »Und der andere?« fragte Josh.
    »Ein Piratenlager an der Küste südlich von Newport. Ich habe auch dort Freunde, die uns vielleicht helfen.«
    »Piraten.«
    »Jetzt sind sie es, ja. Früher kämpften sie in König Jarls Elite-Garde.« Jarl war der Bären-König. Seine Elite-Garde-Soldaten - die JEGS – hatten im Krieg der Rassen viele Schlachten gegen die Menschen gewonnen.
    Joshua erinnerte sich gut an sie.
    »Aber wenn das nicht Sklavenhandel, sondern wieder Krieg ist …«
    Beauty ließ die Frage unbeantwortet. Sie hing kurz zwischen ihnen, dann verwehte sie wie die Asche des Feuers von gestern.
    »Wir sind jetzt zutiefst Brüder. Sie können uns nicht mehr dazu bringen, dass wir einander jagen.«
    Joshua spürte die Wahrheit der Worte.
    »Rose hat gestern in meinen Augen gelesen«, sagte er.
    »Was hat sie gesehen?« fragte Beauty schnell. Er glaubte nicht immer an Roses Voraussagen, aber jetzt besaßen sie besondere Bedeutung, und sei es nur als Lebenszeichen seiner Liebsten.
    »Sie hat mir erklärt, ich hätte etwas verloren.« Sie sahen einander in später Einsicht traurig an. »Sie sagte, es werde aber eine lange Jagd geben, und ich würde es wieder finden.« Er schien sich selbst ein Versprechen zu geben.
    »Was noch?« fragte Beauty, von der inneren Vorstellung aufgemuntert.
    Joshua lachte leise.
    »Der Rest musste übersetzt werden, und wir hatten keine Zeit. Sie sagte, ich würde ertrinken – dann aber wieder leben.«
    Beauty lachte ebenfalls.
    »Erzähl das lieber nicht den Papstleuten. Sie ertränken dich wegen Gotteslästerung, und wenn du wieder lebendig wirst, ertränken sie dich doppelt wegen doppelter Gotteslästerung und Anmaßung.«
    Sie lachten beide laut und herzlich, auch aus Erleichterung darüber, noch lachen zu können.
    Sie wollten sich wieder auf den Weg machen, als Beauty die Ohren seitlich stellte.
    »Was war das?«
    »Ich habe nichts gehört«, sagte Josh.
    »Psst.«
    Sie lauschten beide. Der Wind, eine Grille, das Laub. Dann ein schwaches Geräusch, das fast keines war, kaum eine Regung der Luft.
    Sie schlichen leise auf das Geräusch zu, durch hohes Gras und seichte Pfützen. Es wurde unmerklich lauter und schien hinter einer großen Gesteinsformation zu entstehen. Es war ein Geräusch, als fahre eine Hand durch Spinnweben.
    Beauty trat neben dem Felsen beiseite und legte einen Pfeil ein. Josh zog das Messer und schlich durch zunehmend schlammiges Wasser an dem Felsen vorbei. Das Messer in der Hand, kauerte er einen Augenblick hinter dem höchsten Granitblock, dann sprang er blindlings hinüber.
    Er steckte bis zu den Knöcheln im Schlamm, vor ihm lag ein Tümpel, fünf Meter breit – eine Teerpfütze, darüber ein halber Zentimeter Wasser. Und am Rand der Grube, eben am Versinken, war ein bunt gefärbter Schmetterling, dessen eineinviertel Meter lange Flügel wild flatterten, um den Körper aus dem Teer wieder in die Luft zu erheben.
    Josh lächelte mitfühlend. Er streckte die Hände aus, ergriff das entsetzte Geschöpf an seinem dunklen, pelzbedeckten Körper und hob ihn aus der zähen Masse heraus. Das Wesen bebte heftig.
    Er trug es zu der Stelle zurück, wo Beauty mit gespanntem Bogen stand.
    »Nur ein Flatterling. Wollte das Wasser über einer Teerpfütze trinken«, erklärte Joshua. Das Tier zitterte am ganzen Leib, die zarten roten und goldenen Flügel waren erschreckt hochgestellt. Josh trug es zum Teich zurück und begann mit Sand und Zitronensaft von den abgefallenen Früchten
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