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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee
Autoren: Keith Laumer
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das Meerwasser auch zu verarbeiten.
    Je tiefer ich kam, desto größer wurde die Fallhöhe, und desto größere Wirkung erzielte mein Stein; allerdings wurde es auch immer schwieriger, ihn aufzuheben, und auch die Steintrümmer, die ich hinausräumen mußte, wurden entsprechend schwerer. Als ich eine Tiefe von zwei Metern erreicht hatte, schlug ich Stufen in die Schachtwand. Der Haufen Sandsteintrümmer wuchs, der Boden sank. Drei Meter, vier Meter, fünf Meter. Ich stieß auf eine härtere Schicht Kalkstein, und meine Fortschritte verlangsamten sich. Dann kam ich an eine Mischung aus Muschelkalk und Lehm, die mir die Arbeit sehr erleichterte, dafür aber naß war. Noch etwas über einen Meter.
    Ein Meter zäher, schmirgelähnlicher Lehm, eine Handvoll nach der anderen, dann einhändig einen über drei Meter hohen Schacht hinauf, den Lehm wegwerfen, zurückklettern. Arbeiten in Salzwasser, das zuerst dreißig, dann sechzig Zentimeter hoch stand.
    Fast einen ganzen Meter Wasser. Der Schlamm rann von den Seiten herein und füllte das Loch fast ebenso schnell, wie ich es leerte. Aber ich kam immer näher. Nach einem tiefen Atemzug tauchte ich unter, tastete durch die Lehm- und Muschelmischung und spürte das, wonach ich suchte, in unmittelbarer Nähe. Noch drei Tauchversuche, und ich hatte es. Ich hielt den Gegenstand in meiner Hand, betrachtete ihn und gestand mir zum erstenmal ein, wie gering die Chance gewesen war, daß ich ihn heil und ganz finden würde.
    Einmal, in einem anderen Leben, war ich von der Transfer-Station Dinosaurier-Strand aus an meiner eigenen Lebenslinie entlang zurückgesprungen und auf dem Deck eines sinkenden Schiffes gelandet, gerade noch rechtzeitig, um dafür zu sorgen, daß mein früheres Ich in Ausübung seiner Pflicht durch eine Kugel aus einer Karg-Pistole getötet wurde.
    Da ich festsaß, hatte ich seine Notsprungschaltung benutzt, um nach Dinosaurier-Strand zurückzukehren, wo ich in einem Schlammloch landete, das damals die Stelle kennzeichnete, an der ein Jahrtausend zuvor die Station gestanden hatte.
    Zusammen mit mir war natürlich der Leichnam dort gelandet. In der Aufregung, und außerdem hinreichend damit beschäftigt, die erste Lunge voll dickem, saftigem Schlamm zu bekommen, hatte ich dem Schicksal meines toten Ichs nicht sehr viel Beachtung geschenkt.
    Der Leichnam war unbemerkt im Schlamm versunken und hatte sich von der Geologie einsiegeln lassen.
    Unter sieben Metern Fels und zwei Metern Sand. Vom Leichnam selbst war natürlich nichts mehr geblieben, nicht mal eine Gürtelschnalle, ein Schuhnagel oder ein Knochenrest.
    Einzig der Gegenstand, den ich in der Hand hielt, hatte die Zeit überdauert. Es war ein einzölliger Würfel aus einem als Eternium bekannten, vollkommen unchronodegradierbaren synthetischen Material. In seinem Zentrum verborgen lag ein abgestimmter Kristall, eine Energiequelle, und ein Miniatur-Generator. Die Notausrüstung, die ich bei jenem ursprünglichen Auftrag bei mir gehabt hatte, der durch die nach meiner Rückkunft erfolgte Gehirnwäsche aus meinem Gedächtnis gelöscht worden war – bis ein Notfall eintrat, der so dringend war, daß er die Erinnerung wieder aufleben ließ.
    Ich kletterte aus meiner archäologischen Grabungsstätte, stellte mich im kalten Wind auf den Steinhaufen und gewöhnte meine Gedanken an die Tatsache, daß mein Hasardspiel Erfolg gehabt hatte. Dann warf ich noch einen letzten Blick auf die müde, alte Sonne, den leeren Strand und das Loch, das ich mit so großer Mühe gegraben hatte.
    Fast tat es mir leid, daß ich nach all dieser Arbeit so hastig Abschied nehmen mußte. Fast – aber nicht ganz.
    In Gedanken formulierte ich den entsprechenden Aktions-Code, der Würfel in meiner Hand versengte mir die Handfläche, das Feld schloß sich um mich und warf mich eine Million Meilen tief in einen finsteren Tunnel aus kompaktem Fels.

 
36.
     
    Irgend jemand schüttelte mich. Ich versuchte, soviel Kräfte zu sammeln, daß ich wenigstens stöhnen konnte, aber ich schaffte es nicht und schlug statt dessen die Augen auf.
    Ich blickte in mein eigenes Gesicht.
    Ein paar verwirrende Sekunden lang befürchtete ich, mein jüngeres Ich wäre aus dem Schlammkessel wiederauferstanden und wolle sich nun dafür rächen, daß ich die Schuld an seinem Tode trug.
    Dann sah ich jedoch die tiefen Falten und hohlen Wangen. Die Kleidung, die dieses neue Ich trug, war die gleiche, die ich anhatte: ein ganz normaler Dienstanzug, aber ein neuer. Viel
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