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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel
Autoren: Robert Lamont
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Frühstück zurechtgemacht. April Hedgeson ließ sich auf den Stuhl fallen, ignorierte den Kaffee und griff nach dem Brötchen.
    »Bestimmte Pläne für heute?«, fragte sie.
    »Bastelstunde«, seufzte Nicole.
    »Am heiligen Sonntag?«
    »Wann sonst habe ich Zeit? Morgen habe ich einen Termin bei der Job-Agentur, und vermutlich sitze ich da wieder mal den ganzen Tag nur herum und komme abends frustriert wieder zurück.«
    »Du solltest dir ein Auto kaufen, das auch fährt«, schlug April vor, die einen Lamborghini Countach in der Tiefgarage des Hauses stehen hatte. Für den Stadtverkehr denkbar ungeeignet, aber 'raus aus der City und auf die Highways – mit Vollgas. Solange dort die County Mounties, die Polizisten, beide Augen zudrückten. Seit kurzem galt als Tempolimit nur noch 55 Meilen pro Stunde statt der früheren 65 bis 70, die ohnehin jeder ignorierte. Aber die Ölkrise sorgte für neue, restriktive Vorschriften – Energiesparen war erste Bürgerpflicht. Dabei wussten sowohl April als auch Nicole, war diese power crisis kaum mehr als ein schlechter Witz; Uncle Sam bezog nur einen relativ geringen Teil des Erdöls von den OPEC-Staaten, und die waren ohnehin permanent zerstritten, so dass die Androhung eines Liefer-Boykotts nicht einmal für einen Lachanfall reichte. Aber Mister President war der Ansicht, aus einem Narrenstück ein Drama machen zu müssen.
    Nicole beneidete April um den Lambo. Aber ihr fehlte einfach das Geld, um da mitzuhalten. Bei ihr reichte es gerade für einen 13 Jahre alten Dodge Dart Phoenix, ein Cabrio mit für amerikanische Verhältnisse schlappem 6-Zylinder-Motor mit lausigen 147 PS, die den Wagen gerade mal auf ein Spitzentempo von 90 Meilen pro Stunde brachten.
    Nicole hatte den Wagen, der ihr vor allem vom Styling her gefiel, für wenig Geld erstanden und erst später gemerkt, dass sie sich damit ein Fass ohne Boden gekauft hatte, dessen Reparaturbedürftigkeit immens war. Aber sie konnte mit dieser mittleren Katastrophe leben, da April ihr hin und wieder den Lambo zur Verfügung stellte.
    Im reinen Stadtverkehr verzichtete Nicole allerdings herzlich gern auf diese flache, übermotorisierte Flunder. Da ließ sich die Power dieser Superfahrmaschine nicht mal ansatzweise nutzen.
    »Wenn du nicht so viel Geld für ausgeflippte Klamotten und Perücken ausgeben würdest, könntest du dir ein vernünftiges Auto leisten«, sagte April.
    »Einen Cadillac, Baujahr 59, Cabrio«, träumte Nicole. »Weißer Lack, rotes Leder.«
    »Ich sprach von einem vernünftigen Auto«, korrigierte April.
    »Das ist ein vernünftiges Auto!«, protestierte Nicole. »Außerdem sieht es klasse aus. Aber das wird wohl für alle Zeiten ein Traum bleiben.« Cadillacs waren Nobelfahrzeuge, die auch als Gebrauchtwagen zu teuer waren. Selbst wenn sie 13 oder 14 oder 15 Jahre alt waren. Da waren die Brot- und Butter-Autos von Chevrolet, Buick, Dodge und Chrysler erschwinglicher. Und Nicoles Dan Phoenix war ein Kompromiss, nicht mehr und nicht weniger. Ein Kompromiss, an dem sie ständig herumschrauben und herumbasteln musste, damit die Karre sich bewegte.
    »Was ist mit morgen?«, fragte April.
    »Wie gesagt, Job-Agentur. Ich brauche Geld.«
    »Du siehst mich so vorwurfsvoll an – kann ich was dafür, dass mein alter Herr nicht weiß wohin mit seinen Millionen?«
    »Pardon, so war das nicht gemeint«, seufzte Nicole. April ließ nie jemanden spüren, über mehr Geld als nötig verfügen zu können. »Sag mal, was soll ich eigentlich morgen anziehen?«
    »Warte mal.« April sprang auf und kam ein paar Minuten später wieder aus ihrem Zimmer zurück. Sie hielt eine Bluse in den Händen, die aus einem völlig durchsichtigen Gewebe bestand. »Passt zum derzeitigen Wetter«, pries sie an, »der Stoff ist so leicht, dass du ihn nicht auf der Haut spürst.«
    Nicole starrte das transparente Etwas an. »Was trägt man denn darunter? Muss doch dann halbwegs sexy aussehen …«
    »Man trägt Haut«, verriet April. »Egal, was du für einen BH nimmst, der stört einfach. Und dein Busen ist doch durchaus straff und sehenswert. Zieh das Ding ruhig an.«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.«
    »Feigling?«
    »Meinetwegen, ja. Aber so kann ich doch nicht in der Öffentlichkeit herumlaufen. Da bin ich doch fast nackt!«
    »Da diese Bluse industriell produziert wird, gibt es sicher genug Frauen, die so in der Öffentlichkeit herumlaufen wollen. Nimm sie oder lass es.«
    »Ich lasse es«, seufzte Nicole etwas
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