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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Präzisionsgewehr geklaut hat. Das ist garantiert ein Profi, ein berufsmäßiger Killer – und die haben doch ganz andere Quellen.«
    »Jetzt mach aber mal halblang«, blaffte sein Vorgesetzter. »Ein Berufskiller, der einen 18-jährigen Schüler hinrichtet? Das glaubst du doch selbst nicht. Wo willst du denn für solch einen Auftragsmord ein Motiv herzaubern?«
    »Vielleicht irgendeine Abrechnung im Drogenmilieu oder …«
    »Komm, Geiger«, würgte ihn Tannenberg in schroffem Ton ab, »verschon uns bitte die nächste halbe Stunde mit deinen überaus konstruktiven Beiträgen.«
    Der Kriminalhauptmeister schob die Unterlippe über die Oberlippe, verschränkte die Arme vor seiner Brust und blickte demonstrativ aus dem Fenster.
    Kopfschüttelnd übergab Tannenberg das Wort an seine junge Mitarbeiterin: »Sabrina, du hast doch vorhin mit der Mutter des Opfers telefoniert. Fass bitte noch mal die bisherigen Erkenntnisse über Marcel Christmann zusammen. Am besten schreibst du sie ganz groß auf die Tafel. Damit auch der liebe Kollege Geiger endlich kapiert, mit welch einem harmlosen Jungen wir es hier zu tun haben.«
    Sabrina Schauß stand auf und ging zu einem Flipchart, das unmittelbar neben der Pinnwand aufgebaut war. Mit einem dicken Filzstift malte sie den Namen des Opfers auf den großformatigen Papierbogen.
    »Marcel Christmann wurde im April 18 Jahre alt und besuchte die 12. Jahrgangsstufe des Sickingen-Gymnasiums in Landstuhl«, erklärte sie. »Er war ein begeisterter Leichtathlet und Mitglied der TSG Landstuhl. Seine Mutter hat mir erzählt, dass der Sport seine ganz große Leidenschaft war.«
    »Hast du diese Kunde vernommen, Geiger?«, spottete Michael Schauß, der mit seinem Kollegen schon seit Längerem auf Kriegsfuß stand. »Er war kein Drogendealer, sondern ein fanatischer Sportler.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber das versteht ja ein amotorischer Anti-Sportler wie du überhaupt nicht.«
    Geiger warf dem durchtrainierten, sonnengebräunten Kommissar einen hasserfüllten Blick zu und grummelte ein Schimpfwort nach dem anderen vor sich hin.
    Der Kommissariatsleiter sah sich zum Eingreifen genötigt. »Schön sachlich bleiben, meine Herren. Für solche überflüssigen Kabbeleien haben wir nun wirklich keine Zeit. Wir müssen so schnell wie möglich diesen Heckenschützen fassen, bevor er noch einmal zuschlägt.«
    Mit einer auffordernden Geste wandte er sich seiner bildhübschen Mitarbeiterin zu. »Also, Sabrina, bitte weitere Informationen zur Person des Opfers.«
    »Ich habe den Direktor seiner Schule angerufen. Er war zufälligerweise auch Marcels Stammkursleiter. Folglich hat er ihn ziemlich gut gekannt«, entgegnete die Angesprochene.
    »Ach, davon weiß ich ja noch gar nichts.«
    »Hab ja auch erst vor fünf Minuten mit ihm telefoniert, Wolf.«
    »Dachte schon, ich hätte da vielleicht etwas überhört«, meinte Tannenberg lächelnd.
    »Senil, impotent, blind und taub – des alten Mannes welkes Laub«, höhnte der Rechtsmediziner.
    »Mensch, Rainer, du nervst!«
    Um die berüchtigten Wortgefechte der streitsüchtigen Freunde bereits im Keim zu ersticken, fuhr Sabrina fort: »Der Schulleiter des Sickingen-Gymnasiums hat mir Folgendes berichtet: Marcel Christmann war ein zurückhaltender, höflicher und strebsamer Schüler. Allerdings musste er anscheinend sehr viel lernen, um einigermaßen gute Noten zu erzielen. Die Mitschüler hätten ihn zwar akzeptiert, aber den Kontakt zu ihm nicht unbedingt gesucht. Also ein typischer Einzelgänger. Von einer festen Freundin wisse er nichts.«
    »Okay, Sabrina, hast du die Namen und Adressen seiner Mitschüler?«
    »Ja, der Direktor hat sie mir gefaxt.«
    »Gut, dann machst du dich gemeinsam mit deinem Mann auf die Socken und befragst alle, die du auftreiben kannst.« Mit einem Seitenblick auf den nach wie vor schmollenden Geiger, ergänzte er: »Vielleicht war er ja doch ein Drogendealer.«
    »Okay, wir kümmern uns gleich drum«, erklärte Michael Schauß.
    »Und sobald ihr damit fertig seid, stattet ihr dem Trainer des Jungen einen Besuch ab. Der muss ihn ja wohl auch ziemlich gut gekannt haben. Ich fahre zu seiner Mutter.«
    »Und was soll ich machen, Chef?«, raunzte der Kriminalhauptmeister. »Soll ich vielleicht wieder runter ins Archiv?«
    »Du hast es erraten, Geiger. Intensive Recherchearbeit ist angesagt. Ich will alles über ähnliche Fälle wissen, egal, wo diese passiert sind.«
    »Also soll ich das LKA und das BKA um Amtshilfe
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