Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Bemerkung fallen, dass es im Haus keinen Weihnachtsbaum gebe. Der Hausherr war so beschäftigt gewesen, dass er sein eigenes Heim und die entsprechenden Vorkehrungen vergessen hatte.
    Keiner von beiden hatte direkten Heißhunger. Also schlug Rauno vor, dass sie nach Haukilahti gingen, um eine Fichte zu kaufen. Alles musste seine Ordnung haben, schließlich war Weihnachten.
    Rein in die Mäntel und los. Rauno versuchte seine Frau unterz u haken, aber sie machte sich energisch los und hielt sich schräg hinter ihm. Sie schnaubte wütend, und Rauno konnte unschwer erraten, dass er bald eine besonders strenge Predigt zu hören bekäme.
    Auf der Höhe von Toppelund ging es los.
    Zur Eröffnung erklärte Annikki, dass sie zutiefst enttäuscht und wütend über das Verhalten ihres Mannes sei. Sie wisse genau B e scheid über seine Frauengeschichten – es seien nicht wenige, und es handle sich keineswegs nur um Bekannte. Er habe seine Machtste l lung missbraucht, habe seine angetraute Gattin im Stich gelassen und sich neun Nebenfrauen angeschafft. Unerträglich.
    Bis zum Baumverkauf im Einkaufszentrum von Haukilahti war es noch ein gutes Stück Weg, also blieb Zeit. Annikki betonte, dass sie immer gutgläubig darauf vertraut habe, dass Rauno mit zunehme n dem Alter sein ungebührliches Benehmen ändern und sich läutern werde, aber stattdessen sei er nur immer schlimmer geworden, und das in nicht geringem Maße.
    Schon in ihrer Verlobungszeit hatte sich Rauno unverschämt au f geführt, zum Beispiel 1972 auf der Tanzbühne in Keuruu. Der Bräutigam hatte den ganzen Abend mit mehreren Frauen herumg e macht, und erst beim letzten Walzer hatte er gnädig, verflucht noch mal, seine Braut aufgefordert. Wie hatte sie sich damals geschämt, es machte sie heute noch wütend.
    Und dann der Brand im Exportsägewerk! Auch sie, Annikki, war von der Kriminalpolizei verhört worden, und sie hatte vor Gericht einen Meineid schwören müssen, wohl wissend oder zumindest ahnend, dass es sich, aufgrund der hohen Verschuldung von Raunos Firma, um einen Versicherungsbetrug handelte. Zwar war alles nach Wunsch gelaufen, doch die Angst, dass die ganze Sache aufgedeckt werden könnte, hatte das Herz der unschuldigen Ehefrau über Jah r zehnte schwer belastet.
    Rauno knurrte, dass es sich wirklich nicht um Brandstiftung g e handelt habe – an der Schwelle zur Rezession brannten Sägewerke einfach ab. Es sei vorausschauende Industrieplanung gewesen.
    Dazu äußerte sich seine Frau nicht, sondern sie fuhr fort, dass ihr herrschsüchtiger Mann sie vor etlichen Jahren Weihnachten einfach allein gelassen hatte und nach Oulu gefahren war, um seine Exfrau zu besuchen, er war über die Feiertage weggeblieben, ohne sich zu melden, und als er wieder nach Hause gekommen war, hatte er eine grässliche Fahne und ein geschwollenes Gesicht mit Veilchen unter den Augen gehabt. Er hatte während der Feiertage im Polizeigefän g nis gehockt! Und damit nicht genug, es hatte wegen seiner Eskap a den einen peinlichen Prozess gegeben, der viel Geld geschluckt hatte und in dem viele Tränen geflossen waren.
    Aber auch das hatte Annikki ertragen, weil sie ihren Großkotz von Ehemann geliebt hatte.
    Des Weiteren monierte sie Raunos Gewohnheit, an den Tagen, da Hausputz angesagt war, zu faulenzen, und, was besonders unve r schämt war, sich zu verdrücken, angeblich, um Geschäftspartner zu treffen und über große Aufträge zu verhandeln. Aber in Wahrheit saß der Strolch in der nächsten Bierkneipe, becherte mit seinen Sau f kumpanen und prahlte großartig mit seinem Leben, das ihm ermö g lichte, seine Ehefrau als private Magd zu benutzen.
    Auch zur Zeugung eines Kindes war er nicht bereit gewesen, o b wohl Annikki es so sehr gewünscht hatte, und so hatte sie nie Mu t terglück erleben dürfen. Zudem war sie gezwungen worden, jeden Sommer seine Gören zu erziehen und mütterlich zu betreuen, zwei dämliche Bengel aus seiner ersten Ehe. Mehr hatte ihr dieser taube Sack in dieser Hinsicht nicht zu bieten.
    Warum reagierte Rauno so kalt, manchmal geradezu spöttisch, wenn es um tiefe Gefühle ging?
    Rauno: Ich kann nicht zu jeder verdammten Schwärmerei Ste l lung nehmen.
    Annikki ärgerte sich unter anderem auch darüber, dass der Eh e mann, im Namen der Gleichberechtigung, nach Geschäftsessen den langen Esstisch des Hauses nicht abwischte.
    Er führte zu seiner Verteidigung an, dass es keinen Wischlappen mehr gab. Wegen Annikkis Asthma hatten sie die Hauskatze Killu k
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher