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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten
Autoren: Arto Paasilinna
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Mode eindeckte. Das Abendessen könnten sie in einem der Straßencaf é s auf der Piazza Navona einnehmen, wo man einem Rassehund bestimmt seine eigene Portion bestellen durfte.
    Als sie schließlich wieder drinnen im Haus waren, fragte Irja ganz im Ernst, ob Rauno eine Potenzpille schlucken wollte, schließlich war er schon ein bejahrter Mann, aber er war der Meinung, seine Kondition sei besser als je zuvor.
    Als er diese Behauptung in der Praxis bewiesen hatte und beide wieder ruhig atmeten, wuschen sie sich und tranken dann noch ein Gläschen gemeinsam. Irja schaltete das Radio ein. Es kamen Spor t berichte, ein Reporter mit nasaler Stimme kreischte wie in großer Qual Spielergebnisse in den Äther. Nicht mal Weihnachten hatte man vor den Typen Ruhe. Irja schaltete den Apparat wieder aus.
    Erst jetzt fiel dem Weihnachtsmann ein, dass Kochwichtel Sorj o nen im Auto wartete. Wieder war es höchste Zeit, die Runde fortz u setzen.
    Exekutivsekretä rin Tain a Katalainen von der Frauenunion hatte inzwischen beim Fernsehsender MTV zwei teure Werbeminuten gekauft, um über die Metallproduktion des Rämekorpi-Konzerns und ganz besonders die Leistungen des Direktors zu berichten. Außerdem war sie dabei, eine Verlobungsanzeige für die Weihnachtsnummer der Helsingin Sanomat zu verfassen, ihr Ziel war es, männliche Schweinereien aufzudecken und zu zeigen, wohin diese im schlimmsten Falle führten.
    Die Zeit drängte, es waren Überstunden nötig, aber wie wir wi s sen, opfert sich die Frauenbewegung gern für eine gute Sache auf.
    Die Rechnung für die Werbungskosten ging an den Konzern.
     

19 Kirsti
     
    Es war bereits später Abend, und der vorletzte Anlaufpunkt wartete. Industrierat Rauno Rämekorpi rief Kirsti Korkkalainen in der Mu e seokatu an. Sie wirkte am Telefon besorgt. War etwa ihr Exmann wieder in seinen Verfolgungswahn verfallen und hinter ihr her?
    Als Rauno Rämekorpi in der heißen Schlussphase seines sechzig s ten Geburtstages den eifersüchtigen Doktor Heikki Korkkalainen auf dem Hof des Nationalmuseums verprügelt hatte, hatte der sich endlich dazu durchgerungen, seine Frau in Ruhe zu lassen. Später hatte er sich in psychiatrische Behandlung begeben – sogar an der Universität hatte man gemerkt, dass der Mann im Kopf nicht ganz richtig war. Diesbezüglich war aus Kirstis Sicht alles halbwegs im Lot, aber sie hatte gerade jetzt andere Sorgen, wie sie erzählte. Allerdings waren sie positiver Art, im Vergleich mit den schreckl i chen Gewalttaten der vergangenen Jahre.
    Kirsti war neuerdings in der Museumsbehörde verantwortlich für die Ausstellungsplanung, und das brachte eine Menge Arbeit mit sich, sodass sie gar nicht alles schaffen konnte. Aber interessant war die Aufgabe, Kirsti durfte selbständig neue Lösungen entwickeln, und es zeigten sich auch Ergebnisse. Sie war zum ersten Mal wir k lich glücklich.
    Kirsti erklärte, dass sie auch jetzt gleich wieder mit fliegenden Fahnen ins Museum eilen müsse, dort warte Arbeit für den ganzen Abend und auch noch für den nächsten Tag, obwohl Weihnachten vor der Tür stehe.
    Der Weihnachtsmann und der Wichtel fuhren in die Museokatu, um Kirsti abzuholen. Auf der Fahrt tippte Rauno eine Nachricht für seine Frau Annikki in sein Handy:
    Liebe Annikki, das Geschenkeverteilen wird wahrscheinlich lä n ger dauern, kann sein, dass ich in der Stadt übernachten muss, aber morgen bin ich wieder zu Hause, und wir machen es uns richtig gemütlich zu Weihnachten. Küsse von deinem lieben Rauno!
    Auf der Fahrt zum Museum erzählte Kirsti, dass sie während des Herbstes mehrere Ausstellungen an verschiedenen Standorten org a nisiert hatte, unter anderem eine im Technischen Museum der Alten Stadt, und zwar über die Industrie um 1850. Sogar aus Karkkila hatte sie sich Gussformen und andere Gegenstände aus der dortigen Wannenfabrik kommen lassen. Nun aber hatte sie eine ganz besond e re Ausstellung für das Nationalmuseum geplant.
    Kirsti: Ich habe die Erlaubnis, in der Haupthalle eine finnische Rauchstube nachzubauen. Auf den Fußboden kommt Stroh, und dann werden alte bäuerliche Gegenstände und einfacher Weihnacht s schmuck ausgestellt, und den Besuchern wird hausgemachtes Bier angeboten.
    Das Museum sollte am Weihnachtstag öffnen, dann würde in der hauseignen Kirche eine Weihnachtsmesse im alten Stil gefeiert, und anschließend hätten die Besucher Gelegenheit, Weihnachtsbräuche aus früherer Zeit kennen zu lernen. Im Nationalmuseum würde eine
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