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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten
Autoren: Arto Paasilinna
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schon einmal froh erwacht, und zwar im Herbst unter dem königlichen Baldachin.
    Der Weihnachtsmann nahm aus dem Bierkrug einen Morge n schluck und rief dann seinen Wichtel Sorjonen an, der auch bald am Museum vorfuhr. Es war Zeit, das letzte Geschenk zu überbringen, bei Ulla-Maija Lindholm in Katajanokka. Sie wartete bestimmt schon längst auf den Weihnachtsmann.
    Aber so eilig hatte es Industrierat Rauno Rämekorpi dann doch nicht, dass er nicht Zeit gefunden hätte, seiner Frau Annikki eine entschuldigende Textnachricht zu schicken:
    Wie ich schon vermutete, mein Schatz, hat sich die Tour ein w e nig in die Länge gezogen, sodass ich in der Stadt übernachtet habe. Ich werde aber rechtzeitig bei dir sein, um mit dir ein ruhiges Famil i enweihnachten zu feiern. Dein dich liebender Rauno.
    Weihnachtsmann und Wichtel umarmten die Museologin und stiegen ins Auto, dann fuhren sie durch die Mannerheimintie und weiter nach Katajanokka. Sorjonen fragte, wie die Nacht auf dem Stroh verlaufen sei. Als Rauno stolz berichtete, dass alles wunderbar gewesen sei, meinte Sorjonen, dass dem Industrierat offenbar sein Alter nichts ausmache, ganz offensichtlich nicht.
    Rauno Rämekorpi schmiedete Pläne: Wenn er in fünf Jahren aus dem Konzern ausscheiden und in Rente gehen würde, dann hätte er endlich genug Zeit, den Frauen nachzulaufen.
    Sorjonen meldete sich als Begleiter an, er werde ganztägig auf den Ausflügen dabei sein. Der Rentner könnte in einer Tasche Viagra, in der anderen Kondome und in der Gesäßtasche das Portmonee tragen.
    Sorjonen berichtete, dass er zeitig am Morgen für Ulla-Maija e i nen besonders kräftigen Salat vorbereitet habe, der eine Spur Wei h nachtsstimmung enthalte, schließlich sei Heiligabend. Zusammen mit seiner Freundin Eeva habe er einen Schimmelkäse-Nuss-Salat und eine Räucherfischplatte gemacht.
    In Katajanokka trugen Weihnachtsmann und Wichtel in bewährter Weise das Essen, den Glögg und die Präsente ins Haus. Als G e schenk für Ulla-Maija hatte Rauno einen Deckenkronleuchter aus böhmischem Kristall ausgewählt. Er war sicher, dass die Bischof s witwe diese Geste zu schätzen wüsste.
    Rauno hatte Recht gehabt: Als Ulla-Maija den großen, in goldenes Papier eingehüllten Karton geöffnet und den schimmernden Kro n leuchter entdeckt hatte, brach sie vor Glück in Tränen aus. Sie wollte den Leuchter mit den klimpernden Gehängen sofort ausprobieren, und so befestigte der Wichtel ihn an der Stelle der bisherigen, schon ein wenig verstaubten Deckenlampe. Als dann das Licht darin schimmerte, schmatzte Ulla-Maija dem Wichtel einen kräftigen Kuss auf beide Wangen. Mit roten Flecken im Gesicht deckte er zum Essen ein, trank mit den beiden einen Glögg und schickte sich an, die Wohnung zu verlassen. Im Gehen erwähnte er noch, dass er inzw i schen für sich und Eeva einen Baum kaufen, den Weihnachtsmann aber unverzüglich abholen werde, sowie es diesem endlich einfalle, zu seiner Frau nach Westend heimzukehren.
    Als der Wichtel weg war, genehmigten sich Ulla-Maija und Ra u no mehrere Gläser, und schließlich kam die Hausfrau auf die Idee, eine flotte Weihnachtsfeier zu arrangieren. Sie suchte in ihrem Archiv nach dem passenden Manuskript, denn auch für diesen Zweck hatte sie eine ausreichende Anzahl von Varianten entworfen.
    Ulla-Maija: Warte hier, ich ziehe mich nur rasch um. Du kannst inzwischen das Zimmer dekorieren, in der Kommode ist ein Fach mit den nötigen Requisiten.
    Rauno Rämekorpi studierte das Manuskript und hängte dann ü berall goldene, rote und blaue Glaskugeln auf, befestigte an der Decke und über den Türen farbiges Krepppapier, platzierte an den geeigneten Stellen Strohgehänge, Sterne, Engel, Hirten und Jesusf i guren. Im Stillen summte er die Lieder der Sternjungen vor sich hin, die er als Kind im Norden gelernt hatte.
    Die Dekoration bekam einen professionelleren Touch , als Witwe Lindholm wieder den Raum betrat. Sie trug ein weißes Abendkleid und silberne Absatzschuhe, die Krönung jedoch war ein Kranz aus Kerzen in ihren Haaren. Rauno Rämekorpi schaute ins Manuskript, und richtig: Ulla-Maija wollte als Lucia auftreten!
    Der Weihnachtsmann entzündete die Kerzen im Kranz der aufg e regten Frau. Am liebsten hätte er sich dabei eine brennende North State zwischen die Lippen gesteckt, seine Gier war groß, aber Qua l men kam jetzt nicht in Frage.
    Ulla-Maija: Du wirst es nicht glauben, aber ich habe 1975 auf der Weihnachtsfeier der Feldbischöfe die Lucia
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