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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten
Autoren: Arto Paasilinna
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wollte dieses grausame Vorhaben nicht auch noch unterstützen.
    Der Journalist fragte verwundert, wie der Industrierat wissen konnte, dass es um schwimmende Vollzugsanstalten ging. Vielleicht wollten die Russen ja in großem Stil Touristenschiffe ausstatten. Darauf erwiderte Rämekorpi, dass es hier um Geschäftsgeheimnisse gehen würde und er nichts weiter dazu sagen konnte, nur so viel, dass bei Kreuzlinerkabinen die Betten nicht aus Gusseisen und nicht an der Wand festgeschweißt waren und dass von innen durch den Türspion geblickt wurde. Es gab nur die beiden Alternativen: Der Tourist blickt von innen, der Milizionär von außen hindurch.
    Aus den USA war ein ungeniertes Angebot gekommen: 2200 T o deszellen, davon 1700 für Texas und der Rest für Illinois. Außerdem hatte es, ebenfalls von dort, eine Anfrage wegen der Lieferung von hydraulischen Druckpressen gegeben, aber auch die Entscheidung über diese beiden an sich interessanten Projekte war negativ ausg e fallen. Es gab nämlich die Möglichkeit, Todesurteile zu vollstrecken, indem man den Delinquenten bei großem Druck totpresste, ohne all die Nebenwirkungen durch Strom oder die momentan praktizierte chemische Hinrichtung. In den USA war errechnet worden, dass die hydraulische Hinrichtung um 32% billiger wäre als die bisherigen Methoden. Außerdem war das Verfahren umweltfreundlich und sparte Bestattungskosten. Man hatte bei dortigen Tierversuchen festgestellt, dass der Körper eines Menschen nach der Hinrichtung durch Druckluft in eine Dokumentenmappe passte. Bei schwarzen Verbrechern von größerem Wuchs musste man allerdings einen Aktenkoffer einplanen. Fakt ist nämlich, dass bei hohem Druck aus dem jeweiligen Objekt die Flüssigkeit entweicht, und bekanntlich besteht der menschliche Körper zu neunzig Prozent aus Wasser.
    Zum Abschluss des Interviews erklärte Rauno Rämekorpi, dass internationale Spezialisten, wie etwa dänische Ingenieure, nach seinen Erfahrungen unzuverlässig und schwierig und für ein hoc h entwickeltes Industrieland wie Finnland zu teuer waren.
    Damit war das Offizielle an diesem Vorweihnachtstag erledigt. Saara Lampinen hüllte sich in ihren üppigen Pelzmantel und ve r schwand im Schwitzraum. Auch der Weihnachtsmann interessierte sich dafür, wie das Fell dieser mit natürlicher Nahrung in Ostbottnien gezüchteten Nager große Hitze und extreme Schwankungen der Luftfeuchtigkeit vertrug. Nachdem Saara Lampinen mitsamt Pelz unter der Dusche gewesen war, stellte sie zufrieden fest, dass der Mantel echt war, das Fell war flauschig, glänzend, und es überstand auch extreme äußere Reize. Sie schüttelte den Mantel tüchtig aus, und anschließend hing er, perfekt in Form, auf dem Bügel, als wäre er nie in der Sauna oder der Dusche gewesen.
    In diesem nackten Stadium nun begann sich Industrierat Räm e korpi, getreu seinen männlichen Gepflogenheiten, der Putzfrau Saara Lampinen zu nähern. Er sagte sich, dass er ein aktiver Mann war, der weibliche Schönheit zu schätzen wusste und das auch in der Praxis und in weihnachtlichem Sinne zeigen wolle.
    Doch die Frau hat nun mal ihren eigenen Kopf, sie ist hochmütig und kompliziert. Beleidigt erklärte Saara, dass sie keineswegs eine Hure, sondern eine ehrbare Putzfrau sei, die man nicht einmal mit einem wasserfesten Nerzpelz einfach so kaufen und bezahlen könne.
    Der Weihnachtsmann war bestürzt und verzweifelt. In seiner Qual ballte er die Fäuste, er zog sich vom süßen Objekt seiner Begierde zurück, und dabei knurrte er, dass er einfach nur ein Mann sei, dagegen könne er nichts machen. Er sei kein böser Mensch, er wolle niemanden erniedrigen, sein Geld mache ihn nicht zu einem schlec h ten Menschen.
    Saara Lampinen erkannte die Enttäuschung des Weihnachtsma n nes sofort. Sie gab nach, bekam Mitleid mit dem Industrierat, dem armen Kerl, und beschloss, ihn zu lieben, wie sie es immer getan hatte.
    Saara: Na, dann komm mal her, mein Alter.
     

18 Irja
     
    Es war bereits Nachmittag, die schöne blaue Stunde vor Eintritt der Dunkelheit. Irja Hukkanen war vor ihrem Haus in Vantaa mit Schneeräumen beschäftigt, als Sorjonens Taxi vorfuhr. Ein Spitz mit rötlichem Fell sprang um sie herum. Der Weihnachtsmann und der Wichtel umarmten die energische Frau. Wieder trugen sie Geschenke und Kulinarisches ins Haus.
    Rauno Rämekorpi hatte für Irja eine Reise nach Israel gekauft. Der Geschenkgutschein war für zwei Personen ausgestellt, Irja durfte selbst entscheiden, wen sie nach
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