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Zebraland

Zebraland

Titel: Zebraland
Autoren: Marlene Roeder
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Hirn!«
    Murrend schoben sich die Jungen näher an uns heran. Ich ballte die Fäuste, bereit zum Kampf. Aber sie zögerten.
    »Du Hexe!«, zischte einer, und in diesen zwei Worten lagen so viel Wut und Hass und Angst , dass ich zusammenzuckte.
    Dann rannten sie weg.
    Phil blieb stehen und sah mich mit wachem, grauem Blick an. »Bist du wirklich eine Hexe?«, fragte er.
    »Nein«, murmelte ich. Vielleicht würde er auch vor mir davonrennen.
    »Ich glaube, du bist eine«, sagte er gelassen. »Weil Hexen was Besonderes sind.« Philipp hatte mir die Hand gegeben, und seitdem waren wir Freunde. Die besten Freunde. Alles war in Ordnung, bis diese Anouk aufgetaucht ist.
    Plötzlich schien ich nur noch eine Nebenrolle in Phils Leben zu spielen.
    »Sorry, was hast du gesagt, Judith?« Phil hat anscheinend gemerkt, dass ich auch noch da bin. Ich murmle, dass mich die Frisur des Trommlers an diese Hunde erinnert, bei denen man nicht weiß, wo hinten und vorne ist.
    Phil lacht. »Ein Hund hätte sicher mehr Talent.«
    »Manchmal bist du ganz schön arrogant«, entgegne ich, muss aber grinsen.
    »Niveau wirkt nur von unten aus gesehen arrogant«, gibt Phil selbstgefällig zurück. »Und Mister Bongo da vorne ist ziemlich weit unten.«
    Da muss ich ihm Recht geben. Das Getrommel klingt inzwischen wie ein aus dem Takt geratener Herzschlag. Ein paar Leute buhen schon und fordern lauthals die angekündigte Band. Doch Mister Bongo scheint das alles nicht zu stören. Während seine Hände einen schnellen, immer unregelmäßiger werdenden Rhythmus schlagen, ist sein Blick starr auf jemanden in der Menge gerichtet.
    Es ist Anouk, die er beobachtet.
    Ihr Körper biegt sich, von den Trommelschlägen getragen, herumgewirbelt, sie wiegt die Hüften.
    Wie ein balzendes Rebhuhn, denke ich.
    Zum x-ten Mal frage ich mich, was Phil und Anouk eigentlich aneinander finden. Ob er mit ihr auch über Bücher diskutiert? Wahrscheinlich hält die Oscar Wilde für ein neues Mode-Label.
    Na ja, vermutlich hat Anouk andere Qualitäte n …
    Als hätte sie meinen Gedanken gespürt, schaut Anouk in unsere Richtung und wirft uns ein glühendes, atemloses Lächeln zu.
    Ich spüre, wie ich rot werde.
    Am meisten, am allermeisten an Anouk nervt mich, dass ich mich von ihr so aus der Fassung bringen lasse. Wie albern. Ich schnaube.
    Philipp sieht mich irritiert an.
    Zum tausendsten Mal nehme ich mir vor, mir im Umgang mit Anouk mehr Mühe zu geben. Ein wenig. Ein winziges bisschen.
    Schließlich ist sie die Freundin meines besten Freundes.
    Auch wenn sie wie ein balzendes Rebhuhn tanzt.

Ziggy
    Z: »Kennst du diese Träume, in denen man rumläuft und verzweifelt irgendwas sucht, doch man kann es ums Verrecken nicht finden?«
E: »Ich träume nicht so oft.«
Z: »Ich schon. Leider.«
E: »Aber ich verlege oft meinen Lieblingsschraubenschlüssel. Dann kann ich nicht weiterarbeiten, bis ich ihn wiedergefunden habe. Macht mich völlig kirre, Mohn.«
Z: »Na, dann weißt du ja, was das für ein Gefühl war, dich auf dem Festival zu suchen.«
    Kopflos rannte ich über das Gelände und hielt Ausschau nach Elmars langen roten Dreads. Fehlanzeige!
    Inzwischen war es schon kurz nach sieben. Die ganze Zeit musste ich daran denken, dass wir gerade unseren ersten richtigen Auftritt verbockte n – ohne überhaupt einen einzigen Song gespielt zu haben!
    Schließlich trottete ich erschöpft zu unserer Bühne zurück. Da hörte ich das Trommeln. Das konnte doch nicht wahr sein! Aber tatsächlich: Auf der Bühne hockte Elmar, diese Pappnase, und spielte seelenruhig seine Bongo!
    Während ich ihn noch anstarrte, entdeckte Elmar mich. »Hey, Ziggy!«, rief er und hopste von der Bühne. Ich konnte den Alkohol in seinem Atem riechen, als er mir den Arm um die Schultern legte.
    In mir war eine so riesige Enttäuschung, dass ich dachte, ich würde zerspringen. Ich schüttelte seinen Arm ab und fragte mit eisiger Stimme: »Wo warst du, Elmar? Was ist mit unserem Auftritt?! Hast du daran vielleicht mal gedacht, bevor du dich zugesoffen hast?«
    »Mach dich locker, Mohn, ich krieg das schon hin«, lallte Elmar. Er war meilenweit davon entfernt, irgendwas hinzukriegen. »Gönn mir doch ma ’n bisschen Spaß mit der süßen sister da.« Er tänzelte auf ein Mädchen mit langen Locken zu. Auch das noch! Die kannte ich. Sie hieß Anouk und war eines der hübschesten Mädels an meiner Schule.
    »Hey, sister !«, rief Elmar und drängte sich dicht an sie heran.
    Anouk versuchte so zu tun,
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