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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Autoren: Robin Hobb
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anbieten?«
    Er machte eine Pause, um Luft zu holen. Das war ein Fehler, denn sofort erhoben sich Hunderte von Stimmen mit Hunderten verschiedener Antworten.
    »Nichts. Wir schulden ihr gar nichts!«, brüllte ein Mann wütend, während ein anderer schrie: »Händler Teniras Sohn hat bereits einen Handel vereinbart. Grag hat ihr gesagt, dass wir ihr bei der Aufgabe helfen würden, die sie von uns verlangt, wenn sie den Hafen von unseren Feinden säubert. Das scheint nur gerecht zu sein. Würde ein Bingtowner Händler jemals sein Wort brechen, selbst wenn er es einem Drachen gegeben hat?«
    »Wir sollten Opfer für sie vorbereiten. Der Drache hat uns befreit. Wir sollten Dankesopfer an Sa darbringen, dass er uns diese Meisterin geschickt hat!«
    »Ich bin kein Händler! Und mein Bruder auch nicht. Wir lassen uns nicht durch das Wort eines anderen Mannes binden!«
    »Tötet sie! Alle Drachenlegenden warnen vor ihrer Tücke und Grausamkeit! Wir sollten unsere Verteidigung vorbereiten, nicht hier herumstehen und palavern!«
    »Ruhe!«, brüllte Mingsleh und trat neben Devouchet. Er war ein kräftiger Mann, aber trotzdem überraschte Ronica seine mächtige Stimme. Als er seinen Blick über die Menge gleiten ließ, sah man das Weiße in seinen Augen. Der Mann hat entsetzliche Angst, dachte sie. »Wir haben keine Zeit für Querelen! Wir müssen rasch zu einer Einigung gelangen! Wenn der Drache zurückkommt, müssen wir uns ihm als Einheit präsentieren. Widerstand wäre ein verhängnisvoller Fehler. Ihr habt gesehen, was sie diesen Schiffen und Menschen angetan hat.
    Wir müssen sie friedlich stimmen, wenn wir demselben Schicksal entgehen wollen.«
    »Vielleicht verdienen aber einige hier dasselbe Schicksal wie die Chalcedeaner«, mischte sich Roed Caern ein. Er schob sich vor und stellte sich drohend neben den kräftigen Händler.
    Mingsleh wich zurück, als Roed sich der Menge zuwandte.
    »Ich habe es genau gehört. Ein Händler hat bereits eine Vereinbarung mit dem Drachen geschlossen. Wir sollten diesen Handel achten, Händler von Bingtown. Ohne dabei Rücksicht auf die Fremden zu nehmen, die sich ebenfalls unserer Stadt bemächtigen wollen. Wenn wir den Drachen auf unserer Seite haben, kann Bingtown nicht nur die schmutzigen Chalcedeaner wieder in ihr eigenes Land zurücktreiben, sondern wir können auch die Neuen Händler und ihre diebischen Sklaven aus der Stadt zwingen! Wir alle kennen die Neuigkeiten! Der Satrap ist tot. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Jamaillia uns hilft. Bingtown-Händler, seht euch um! Wir stehen hier in einer zerstörten Halle in einer niedergebrannten Stadt. Wie ist es dazu gekommen? Indem wir die gierigen Neuen Händler in unserer Mitte geduldet haben, Menschen, die überhaupt nur durch eine Verletzung unserer Charta hierher gekommen sind, um unser Land auszuplündern und uns zu bestehlen!«
    Er verzog voller Hass die Lippen, als er Mingsleh anstarrte. Als er weitersprach, kniff er drohend die Augen zusammen. »Wie wir unseren Drachen bezahlen? Mit Fleisch! Soll dieser Drache uns doch von allen Eindringlingen befreien!«
    Was dann geschah, verblüffte alle. Noch während sich die aufgebrachten Rufe über Caerns Worte zu einem Aufschrei steigerten, trat Gefährtin Serilla entschlossen vor. Als Roed sich überrascht umdrehte, legte sie ihre schmale Hand auf seine Brust. Sie keuchte vor Anstrengung, als sie ihn rückwärts vom Podest schob. Es war nur ein kleines Stück, und der Mann hätte leicht hinunterspringen können, wenn er darauf vorbereitet gewesen wäre. Aber das war er nicht. Er segelte rücklings hinab, wedelte mit den Armen und stieß einen Schrei aus. Ronica hörte, wie sein Schädel mit einem vernehmlichen Knall auf den Steinboden schlug und Caern vor Schmerz aufheulte. Einige Männer stürzten sich auf ihn, und es gab einen kurzen Kampf.
    »Haltet euch von ihm fern!«, schrie Serilla, und Ronica glaubte einen Moment verwirrt, dass die Gefährtin Caern verteidigen wollte. »Weicht zurück, oder teilt sein Schicksal!«
    Die wenigen Männer, die versucht hatten, ihm zu helfen, verschwanden schnell in der Menge. Roed stand plötzlich allein da, gehalten von zwei Händlern, die ihm den Arm auf den Rücken gedreht hatten. Er knirschte vor Schmerz mit den Zähnen, konnte aber dennoch einen Fluch gegen Serilla ausstoßen. Es waren ein Alter und ein Neuer Händler, die ihn festhielten.
    Nach einem Nicken von Serilla schleppten sie ihn kurzerhand aus der Halle hinaus. Ronica
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