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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Autoren: Robin Hobb
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koche sie auf den glühenden Steinen.« Sie machte eine erwartungsvolle Pause.
    Paragon antwortete nicht.
    »Möchtest du welche probieren, wenn sie gar sind? Ich weiß, dass du nicht essen musst, aber vielleicht findest du die Erfahrung interessant.«
    Er gähnte, reckte sich und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Er war viel besser in diesem Spiel als sie. Dreißig Jahre Zwangspause am Strand hatten ihn wahre Geduld gelehrt. Wie sie wohl heute Abend reagieren würde? Wütend oder traurig?
    »Was nützt es uns beiden, wenn du dich weigerst, mit mir zu sprechen?«, fragte sie. Er spürte, dass ihre Geduld allmählich schwächer wurde. Aber er machte sich nicht einmal die Mühe, mit den Schultern zu zucken.
    »Paragon, du bist ein hoffnungsloser Idiot! Warum sprichst du nicht mit mir? Begreifst du denn nicht, dass ich die Einzige bin, die dich retten kann?«
    Wovor retten? hätte er gefragt. Wenn er mit ihr geredet hätte.
    Paragon hörte, wie sie aufstand und um ihn herum zu seinem Bug ging. Gelassen drehte er den Kopf von ihr weg.
    »Na gut, dann tu so, als ob du mich ignorierst. Mir ist es gleich, ob du mir antwortest oder nicht, aber du musst zumindest zuhören, was ich dir zu sagen habe. Du schwebst in Gefahr, und zwar in einer sehr konkreten Gefahr. Ich weiß, du willst nicht, dass ich dich von deiner Familie loskaufe, aber ich habe ihnen trotzdem ein Angebot gemacht. Sie haben es abgelehnt.«
    Paragon ließ sich zu einem kurzen, verächtlichen Schnauben herab. Natürlich hatten sie das getan. Er war das Lebensschiff der Ludluck-Familie. Sie würden ihn niemals verkaufen, ganz gleich, wie sehr er in Ungnade gefallen war! Zwar hatten sie ihn dreißig Jahre lang auf diesem Strand vertäut liegen lassen, aber sie hatten ihn niemals verkauft! Weder an Amber noch an die Neuen Händler. Das würden sie auch nicht tun. Das hatte er die ganze Zeit über gewusst.
    Amber ließ nicht locker. »Ich habe direkt mit Amis Ludluck gesprochen. Es war nicht gerade leicht, zu ihr vorzudringen. Als wir uns unterhielten, tat sie, als wäre sie schon von meinem bloßen Angebot schockiert. Sie behauptete, dass du nicht zu verkaufen wärst, zu keinem Preis. Und sie hat dasselbe wiederholt, was du gesagt hast, nämlich, dass keine Händlersippe aus Bingtown ihr Lebensschiff verkaufen würde. Dass man so etwas einfach nicht täte.«
    Paragon konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, das ihn unwillkürlich überkam. Er war ihnen also noch nicht gleichgültig. Wie hatte er das jemals bezweifeln können? In gewisser Weise war er geradezu froh, dass Amber dieses lächerliche Kaufangebot gemacht hatte. Jetzt, da Amis Ludluck einer Fremden gegenüber zugegeben hatte, dass er immer noch zu ihrer Familie gehörte, würde sie sich vielleicht auch bewegt fühlen, ihm einen Besuch abzustatten. Und wenn Amis ihn erst einmal besucht hatte, konnte das möglicherweise noch ganz andere Dinge nach sich ziehen. Vielleicht würde er sogar bald wieder die Meere befahren, mit einer wohlwollenden Hand am Ruder. Seine Phantasie trug ihn davon.
    Doch Ambers Stimme riss ihn abrupt wieder in die Realität zurück. »Sie tat, als wäre sie sogar darüber entsetzt, dass Gerüchte verlauten ließen, sie würde dich verkaufen wollen. Ihren Worten nach beleidige das die Familienehre. Und dann sagte sie…« Ambers Stimme wurde plötzlich ganz tief, und ein Unterton von Angst schwang darin mit. »Sie sagte, dass sie einige Männer engagiert hätte, die dich von Bingtown wegschleppen würden. Dass es vielleicht besser wäre, wenn du außer Sicht kämst und niemand mehr an dich dächte.« Amber machte eine bedeutungsvolle Pause.
    Paragon fühlte, wie sich etwas in seiner Brust aus Hexenholz zusammenzog.
    »Deshalb habe ich sie gefragt, wen sie denn engagiert hätte.«
    Er hob beide Hände und stopfte sich die Finger in die Ohren. Er wollte nicht zuhören. Sie wollte ihm nur Angst machen. Seine Familie wollte ihn also wegschleppen. Das musste noch gar nichts bedeuten. Es war vielleicht ganz nett, einmal woanders zu sein. Vielleicht würden sie ihn diesmal ja sogar aufdocken, wenn sie ihn an Land zogen. Er hatte es satt, immer Schlagseite zu haben.
    »Sie erwiderte, das würde mich nichts angehen.« Ambers Stimme wurde lauter. »Dann habe ich sie gefragt, ob es Bingtown-Händler wären. Sie hat mich nur angesehen. Also habe ich sie ganz direkt gefragt, ob Mingsley dich irgendwo hinbringen würde, um dich anschließend auseinander nehmen zu lassen.«
    Paragon
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