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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Autoren: Robin Hobb
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kann an diesen Versammlungen teilnehmen. Wir brauchen jemanden, der zu ihnen geht und sie überredet, den Ludlucks das zu verbieten.«
    »Aber wen?«
    »Ich hatte gehofft, du wüsstest jemanden, der für uns spricht«, antwortete Amber kläglich.
    Paragon dachte eine Weile schweigend nach. Dann lachte er barsch auf. »Für mich wird sich niemand einsetzen. Das ist vergebliche Liebesmüh, Amber. Denk nach. Nicht mal meine eigene Familie kümmert sich um mich. Ich weiß, was man über mich sagt. Ich wäre ein Mörder. Und das Schlimme daran ist, es stimmt, oder etwa nicht? Ich habe ganze Besatzungen verloren. Ich bin gekentert und habe sie alle ertränkt, und das nicht nur einmal. Die Ludlucks haben Recht, Amber. Sie sollten mich verkaufen und in Stücke hauen lassen.« Verzweiflung überkam ihn, eisiger und stärker als jede Sturmwelle. »Ich wäre gern tot«, erklärte er. »Ich würde gern enden.«
    »Das meinst du nicht wirklich«, widersprach Amber leise. Doch er erkannte an ihrem Tonfall, dass sie es wusste. Er meinte es ernst.
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?«, fragte er schließlich.
    »Was für einen?«
    »Töte mich, bevor sie es können.«
    Er hörte, wie sie nach Luft schnappte. »Ich… Nein, das könnte ich nicht.«
    »Wenn du wüsstest, dass sie kommen, um mich in Stücke zu hacken, könntest du es. Ich werde dir die einzige sichere Methode verraten. Du musst auf mir Feuer legen. Und zwar nicht nur an einer Stelle, sondern an vielen gleichzeitig, damit niemand es löschen und mich retten kann. Wenn du trockenes Holz sammelst, jeden Tag ein bisschen, und es in meinen Laderäumen aufschichtest, dann…«
    »Sprich nicht einmal von solchen Dingen«, erwiderte Amber schwach. Zerstreut fügte sie hinzu: »Ich koche jetzt die Muscheln.« Er hörte, wie sie im Feuer stocherte, und dann zischte das feuchte Seegras auf den heißen Kohlen. Sie kochte die Muscheln bei lebendigem Leib. Sollte er sie darauf hinweisen? Das würde sie nur aufregen, sie jedoch nicht unbedingt für seine Sache einnehmen. Er wartete, bis sie wieder zu ihm kam. Sie setzte sich in den Sand und lehnte sich an seinen Rumpf. Ihr Haar war sehr fein. Als es an seinen Planken vorbeistrich, verfing es sich in den Fasern und blieb am Holz hängen.
    »Das ergibt wenig Sinn«, meinte er freundlich. »Du hast geschworen, du würdest hier bleiben und für mich kämpfen, obwohl du weißt, dass du verlieren musst. Aber diese einfache, sichere Gnade verweigerst du mir.«
    »Tod durch Verbrennen ist alles andere als eine Gnade.«
    »Sicher. Wenn man in Stücke gehackt wird, ist das vermutlich weit angenehmer«, konterte Paragon sarkastisch.
    »Du wechselst so schnell von kindlicher Wut zu eiskalter Logik«, erklärte Amber nachdenklich. »Bist du ein Kind oder ein Mann? Was bist du wirklich?«
    »Vielleicht beides. Aber du wechselst das Thema. Komm schon, versprich es mir.«
    »Nein«, erwiderte sie flehentlich.
    Paragon seufzte. Sie würde es tun. Er hörte es in ihrer Stimme. Wenn es keinen anderen Weg gab, ihn zu retten, dann würde sie es tun. Ein merkwürdiger Schauer überlief ihn. Es war ein seltsamer Sieg, den er da errungen hatte. »Und Ölfässer«, sagte er. »Wenn sie kommen, bleibt dir vielleicht nicht mehr viel Zeit. Öl lässt das Holz schneller brennen. Und heißer.«
    Ein langes Schweigen folgte seinen Worten. Als sie wieder sprach, hatte sich ihre Stimme verändert. »Sie werden versuchen, dich heimlich zu verlegen. Sag mir, wie sie es machen werden.«
    »Vermutlich auf dieselbe Weise, wie sie mich an Land gezogen haben. Wahrscheinlich nutzen sie die höchste Flut des Monats, in der Nacht. Sie kommen mit Walzen, Eseln, Männern und kleinen Booten. Natürlich ist das kein leichtes Unterfangen, aber erfahrene Männer sollten es schnell bewerkstelligen können.«
    Amber dachte nach. »Ich muss meine Sachen in deinen Laderaum bringen. Wenn ich dich bewachen soll, muss ich an Bord schlafen. Ach, Paragon«, rief sie plötzlich. »Hast du wirklich niemanden, der sich beim Händlerkonzil für dich einsetzen würde?«
    »Nur dich.«
    »Ich werde es versuchen. Aber ich bezweifle, dass sie mir eine Chance geben werden. In Bingtown bin ich eine Außenseiterin. Sie hören gewöhnlich nur auf ihresgleichen.«
    »Du hast mir einmal gesagt, dass du in Bingtown respektiert wirst.«
    »Das stimmt. Sie respektieren mich als Künstlerin und Geschäftsfrau. Aber ich bin keine Alte Händlerin. Sie hätten nicht viel Nachsehen mit mir, wenn ich mich in
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