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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Autoren: Robin Hobb
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weiteren Vorstoß. »Ich verstehe nicht, warum Ihr Euch immer noch in der Nähe von Bingtown aufhaltet. Ihr könntet doch sicher auf einem der Lebensschiffe aus Bingtown verschwinden. Es verblüfft mich, dass die Agenten des Satrapen Euch hier noch nicht aufgespürt haben. Es ist bekannt, dass Eure Familie eine Hütte im Sanger-Wald hat.«
    »Es ist so bekannt, dass sie schon zweimal hier waren und sie durchsucht haben. Sie kommen vielleicht auch wieder. Und wenn, dann finden sie die Hütte genauso verlassen vor wie bei den beiden letzten Malen.«
    »Wie?«, fragte Althea fasziniert.
    Grag lachte, aber es klang nicht amüsiert. »Mein Großonkel war nicht gerade ein sehr moralischer Mann. Angeblich hatte er hier oben seine Geliebten versteckt. Deshalb befindet sich nicht nur ein Weinkeller hinter einer falschen Wand im Keller, sondern auch eine Kammer dahinter. Und es gibt eine sehr teure Glocke in der Brücke, über die Ihr gekommen seid, deren Gegenstück hier oben installiert ist.«
    »Ich habe nichts gehört«, erwiderte Althea.
    »Natürlich nicht. Sie ist winzig, aber sehr empfindlich. Wenn sie unten klingelt, dann läutet auch ihr Gegenstück hier oben. Dank Sa für die Magie der Regenwildnis.«
    Er hob sein Glas zum Toast auf ihre Regenwild-Brüder, und Althea trank mit ihm. Dann setzte sie das Glas ab und kam wieder auf ihr Thema zu sprechen. »Also wollt Ihr hier bleiben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bevor sie mich erwischen. Ich brauche Vorräte, und die Leute hier in der Gegend wissen, dass ich hier bin. Viele von ihnen sind Drei-Schiffe-Einwanderer. Es sind gute Menschen, aber nicht sehr reich. Irgendwann wird einer der Versuchung erliegen. Nein, ich werde sehr bald aufbrechen. Deshalb habe ich meine Mutter gebeten, dieses Treffen zu arrangieren. Ich hatte schon befürchtet, dass Eure Familie es verbieten würde. Schließlich ist es nicht schicklich, Euch unter diesen Umständen allein zu treffen. Aber schwere Zeiten erfordern drastische Maßnahmen.« Er sah sie entschuldigend an.
    Althea lachte amüsiert. »Ich glaube nicht, dass Mutter viel darüber nachgedacht hat. Mein Ruf als rebellisches Kind ist mir leider bis ins Erwachsenenalter gefolgt. Was für meine Schwester ein skandalöses Verhalten wäre, ist bei mir ganz normal.«
    Er beugte sich über den Tisch und legte seine Hände auf ihre, drückte sie kurz und hielt sie dann fest. »Wäre es falsch, wenn ich sagte, dass ich froh darüber bin? Ansonsten hätte ich Euch nicht gut genug kennen gelernt, um Euch zu lieben.«
    Dieses unverblümte Eingeständnis verschlug ihr die Sprache.
    Sie wollte ihm gern sagen, dass sie ihn ebenfalls liebte, aber diese Lüge kam ihr nicht über die Lippen. Eigenartig. Sie hatte nicht gewusst, dass es eine Lüge war, bis sie versuchte, die Worte auszusprechen. Sie holte tief Luft und wollte etwas Wahres sagen: Dass er ihr ebenfalls wichtig war oder dass seine Worte sie ehrten, aber er schnitt ihr mit einem Kopfschütteln das Wort ab.
    »Sagt nichts. Ihr müsst nichts sagen, Althea. Ich weiß, dass Ihr mich nicht liebt, noch nicht. Euer Herz ist in vielerlei Hinsicht vorsichtiger als meins. Das wusste ich von Anfang an. Und selbst wenn es mir entgangen wäre: Ophelia hat sich sehr viel Mühe gegeben, es mir zu erklären, als sie mich instruiert hat, wie ich Euch den Hof zu machen habe.« Er lachte selbstironisch. »Nicht, dass ich ihren Rat gesucht hätte. Sie ist in vielen Dingen wie eine zweite Mutter für mich. Aber sie wartet nicht erst, bis ich ihren Rat erbitte.«
    Althea lächelte. »Ich kann keinen Makel an Euch entdecken, Grag Tenira. Ihr habt nichts getan, um meine Gefühle zu verletzen. Aber mein Leben lässt mir im Moment wenig Zeit, um solche Hoffnungen oder Träume für mich zu hegen. Meine Familienprobleme lasten schwer auf mir. Wir haben keine erwachsenen Männer in unserem Geschlecht, und deshalb fallen mir die meisten Pflichten zu. Niemand sonst kann sich auf die Suche nach der Viviace machen.«
    »Das habt Ihr mir schon gesagt«, pflichtete Grag ihr bei. Aber seine Stimme klang nicht wirklich überzeugt. »Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass Ihr jetzt mit mir geht. Ich vermute, dass in solchen Zeiten eine Hochzeit zu überstürzt aussähe, um angemessen zu sein.« Er drehte ihre Hand um und fuhr ihr mit dem Daumen über die Handfläche. »Aber was ist mit später? Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen…« Er dachte über seine Worte nach und lachte
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