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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Autoren: Robin Hobb
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gekapert hat und dass die Beute nie wieder gesehen wurde. Vielleicht weiß er ja…«
    »Ich kümmere mich darum, Kapitän«, schlug Sorcor gereizt vor. »Wo ist er?«, fragte er den Matrosen.
    »Einen Moment, Sorcor. Vielleicht sollte ich doch mit dem Koch plaudern.« Kennit klang fasziniert und misstrauisch zugleich.
    Der junge Pirat wirkte ziemlich befangen. »Er hat sich in der Kombüse verschanzt, Sir. Wir haben zwar die Tür eingetreten, aber er hat eine Menge Messer und Hackbeile da drin. Für einen alten Mann mit einem Auge kann er sehr gut damit werfen.«
    Wintrow sah, wie sich Kennits Miene veränderte. »Ich rede mit ihm. Allein. Ihr seht zu, dass die Sklaven aus den Laderäumen kommen. Der Kahn bekommt Schlagseite.«
    Sorcor war es gewohnt, Befehle entgegenzunehmen. Er zögerte keine Sekunde, sondern nickte nur und drehte sich um. Während er wegging, bellte er bereits Befehle. Wintrow sah die Sklaven. Sie standen in kleinen Gruppen an Deck und blinzelten im Sonnenlicht. Sie waren vollkommen mit Schmutz bedeckt und zitterten in der frischen Luft. Ihre Mienen verrieten ihre Verwirrung über diese plötzliche Veränderung. Der Geruch und die Gesichter erinnerten Wintrow an die Nacht, als die Sklaven aus den Laderäumen der Viviace ins Freie geklettert waren. Eine Welle des Mitgefühls schwappte über ihn hinweg. Einige waren so schwach, dass sie kaum stehen konnten. Sklave um Sklave tauchte aus den Frachträumen auf. Er sah sie an, und ihm wurde klar, wie richtig es war, was Kennit getan hatte. Es war richtig, diesem Elend ein Ende zu machen. Aber seine Methode, es zu bewerkstelligen…
    »Wintrow!«
    Ettas Stimme klang leicht gereizt. Wintrow stand regungslos da, während Kennit sich schnell und zielstrebig über das Deck bewegte. Die Schlagseite des Schiffes wurde immer deutlicher, und sie durften keine Zeit verlieren. Er eilte rasch hinter ihnen her.
    Als er über das Deck lief, hörte er das Brüllen der Seeschlangen, dem ein Platschen folgte. Sie warfen die Leichen den Kreaturen zum Fraß vor. Die Piraten murmelten anerkennend und lachten, als die Seeschlangen sich um die Beute stritten.
    »Lasst das!«, schrie Sorcor. »Sie bekommen die Toten noch schnell genug. Holt die Sklaven aus den Laderäumen, und bringt sie auf die anderen Schiffe. Und zwar schnell. Ich will dieses Wrack so schnell wie möglich loswerden.«
    Die Kombüse befand sich in einem niedrigen Deckhaus. Eine Gruppe von Piraten stand mit gezogenen Schwertern um den Eingang herum und merkte nicht, dass Kennit sich näherte. Während Wintrow zusah, trat einer gegen die verbarrikadierte Tür. Der Mann, der darin gefangen war, fluchte laut, und ein Messer erschien in der Öffnung. »Ich schneide den ersten Mann in Stücke, der versucht, hier durchzukommen. Holt Euren Kapitän. Ich verhandle mit ihm und nur mit ihm.« Die Piraten verspotteten ihn und rückten noch näher. Sie erinnerten Wintrow an eine Hundemeute, die unter einem Baum wartet, auf dem eine Katze sitzt.
    »Er ist hier«, verkündete Kennit. Die lachenden, grinsenden Männer wurden schlagartig ruhig und machten ihrem Kapitän den Weg frei. »Geht an eure Arbeit!«, befahl Kennit brüsk. »Ich erledige das.«
    Sie verschwanden schnell, wenn auch nicht freiwillig. Und viele sahen zurück. Die Erwähnung eines Schatzes genügte, um das Interesse jedes Mannes zu wecken, und Igrots Schatz war legendär. Sie wären offensichtlich gern geblieben und hätten gehört, was der alte Mann für sein Leben bot. Kennit ignorierte sie. Er hob die Krücke und schlug damit gegen die Tür. »Kommt da raus!«, befahl er.
    »Seid Ihr der Kapitän?«
    »Das bin ich. Zeig dich.«
    Der Mann steckte den Kopf durch die Tür und zog ihn sofort wieder zurück. »Ich habe Euch einen Handel anzubieten. Ihr lasst mich leben, und ich sage Euch, wo Igrot der Schreckliche seine Beute versteckt hat. Die ganze Beute. Nicht nur das, was er von der Staatsbarke erbeutet hat, sondern auch alles, was er schon vorher hatte.«
    »Niemand weiß, wo Igrot seinen Schatz versteckt hat«, erklärte Kennit. »Er und seine ganze Mannschaft sind zusammen untergegangen. Keiner hat überlebt. Wenn doch, hätte er sich den Schatz schon längst geholt.« Kennit schlich erstaunlich lautlos vor und stand direkt neben dem Türknauf.
    »Nun, ich weiß es. Ich warte schon seit Jahren darauf, dass ich endlich dorthin zurückkehren und ihn holen kann. Aber ich war nie in der richtigen Position. Wenn ich es erzählt hätte, hätte mir das
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