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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Autoren: Robin Hobb
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hineinließ, runzelte er finster die Stirn. Wortlos hielt sie ihm den Kessel hin und versuchte, nicht allzu sehnsüchtig auf das Feuer in seinem Ofen zu starren. War man beim Koch beliebt, durfte man lange genug bleiben, um sich aufzuwärmen. Und die wahrhaft Privilegierten durften sogar ein Hemd oder eine Hose hier aufhängen, wo sie wirklich trockneten. Althea jedoch wurde nicht einmal die kleinste Gunst erwiesen. Der Koch winkte sie sofort wieder aus der Kombüse, kaum dass sie den Kessel abgesetzt hatte.
    Auf dem Rückweg passierte ihr ein fatales Missgeschick.
    Später sollte sie es dem Koch in die Schuhe schieben, weil der sie so schnell aus der Kombüse geworfen hatte. Sie dachte, sie könnte es in einem Versuch schaffen. Doch das Schiff schien direkt in einen gewaltigen Berg aus Wasser einzutauchen.
    Verzweifelt streiften ihre Finger die Leine, nach der sie hastig gegriffen hatte, aber sie bekam sie nicht richtig zu fassen. Das Wasser schlug ihr einfach die Füße unter dem Körper weg und fegte sie bäuchlings über das Deck. Sie trat und schlug heftig um sich, in der Hoffnung, mit Fingern oder Füßen einen Halt auf dem Deck zu finden. Das Wasser drang ihr in Augen und Nase. Sie konnte nichts sehen und bekam nicht einmal genug Luft, um um Hilfe zu rufen. Einen endlos scheinenden Moment später krachte sie gegen die Reling des Schiffes. Sie bekam einen Schlag gegen den Kopf, bei dem ihr schwarz vor Augen wurde und der ihr beinah ein Ohr abgerissen hätte.
    Einen kurzen Moment konnte sie nichts anderes tun, als sich mit beiden Händen an der Reling festzuhalten, während sie auf dem Bauch auf dem überschwemmten Deck lag. Das Wasser rauschte an ihr vorbei über Bord. Sie hielt sich an dem Schiff fest, fühlte, wie das Meerwasser neben ihr hinabstürzte, aber sie konnte den Kopf nicht weit genug heben, um Luft zu bekommen. Sie wusste auch, dass die nächste Welle sie treffen würde, wenn sie so lange wartete, bis das Wasser vollkommen abgeflossen war. Wenn sie jetzt nicht aufstand, würde sie nie mehr aufstehen. Sie versuchte es, aber ihre Beine fühlten sich an wie Gelee.
    Eine Hand packte die Rückseite ihres Hemdes und zerrte sie auf die Knie. Sie hustete. »Du verstopfst das Speigatt!« schrie jemand angewidert. Sie hing an seinem Arm wie ein ertränktes Kätzchen. Wind schlug gegen ihr Gesicht, zusammen mit dem peitschenden Regen, aber bevor sie Luft holen konnte, musste sie erst einmal das Wasser aus Mund und Nase würgen. »Halt dich fest!« schrie er, und Althea wand ihre Beine und Arme um seine Beine. Sie holte einmal gurgelnd Luft, bevor die Welle sie beide traf.
    Sie fühlte, wie sein ganzer Körper bei dem Aufprall schwankte, und war überzeugt, dass sie beide über Bord gespült würden. Aber als sich das Wasser einen Augenblick später zurückzog, schlug er ihr gegen den Kopf, so dass sie ihn losließ.
    Unvermittelt rannte er über das Deck, zerrte sie an Zopf und Hemd hinter sich her. Dann schob er sie einen Mast hoch.
    Sobald sie das vertraute Seil spürte, klammerte sie sich daran fest und schaffte es, sich aus eigener Kraft hochzuziehen. Die nächste Welle, die über das Deck rauschte, spülte unmittelbar unter ihr vorbei. Sie würgte und spie einen Schwall Seewasser hinterher.
    Als sie wieder Luft bekam, sagte sie: »Danke.«
    »Du dumme kleine Deckratte! Du hättest uns fast beide umgebracht!« Ärger und Furcht schwangen in der Stimme des Mannes mit.
    »Ich weiß. Es tut mir leid.«
    Sie sprach nur so laut, wie sie musste, damit er sie in dem Sturm hören konnte.
    »Es tut dir leid? Es wird dir gleich richtig leid tun! Ich trete dir so lange in den Arsch, bis deine Nase blutet!«
    Er hob die Faust, und Althea wappnete sich gegen den Schlag.
    Sie wusste, dass sie es sich laut ungeschriebenem Schiffsgesetz selbst zuzuschreiben hatte. Als der Schlag nach einem Moment immer noch nicht kam, öffnete sie die Augen.
    Brashen sah sie aus der Dunkelheit an. Er wirkte noch mitgenommener als zuvor, als er sie aus dem Wasser gezogen hatte. »Verdammt! Ich habe dich nicht mal erkannt!«
    Sie machte eine kleine Bewegung, die einem Schulterzucken ähnelte, und vermied es, ihn anzusehen.
    Die nächste Welle rauschte über das Deck, und das Schiff begann seinen wiegenden Anstieg.
    »Also. Wie kommst du zurecht?«
    Brashens Stimme klang sehr tief, als fürchtete er, belauscht zu werden. Von einem Maat erwartete man kaum, dass er vertrauliche Gespräche mit dem Schiffsjungen führte. Als er sie an Bord
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