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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Autoren: Robin Hobb
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wollte Sessurea wissen.
    »Alles«, meinte Maulkin. Seine Mähne sank zusammen und seine Farben wurden matt. »Alles außer Fressen und Häuten und Wachsen. Alles andere, was wirklich wichtig und bedeutsam ist, hat er vergessen. Ich fürchte, wir alle werden vergessen, wenn ›Die, die sich erinnert‹ sich uns nicht bald zeigt.«
    Er drehte sich unvermittelt um und wickelte sich um die beiden. Sie wehrten sich nicht, sondern zogen Trost daraus. Seine Berührung schärfte ihre Erinnerung und Wahrnehmung. Zusammen sanken sie in den weichen Schlamm, immer noch umschlungen. »Mein Knäuel«, sagte er liebevoll, und mit einem schmerzlichen Stich erkannte Shreeva die Wahrheit. Sie drei waren alles, was von Maulkins Knäuel noch übrig war.
    Sie entspannten sich in der Umarmung ihres Anführers. Nur ihre Köpfe blieben noch über dem Schlamm. Sie entspannten sich, und ihre Kiemen bewegten sich im gleichen Rhythmus.
    Langsam und tröstend zitierte Maulkin ihnen aus der Heiligen Kunde.
    »Nach der ersten Geburt waren wir die Meister. Wir wuchsen, wir lernten und wir sammelten Erfahrung. Und alles, was wir lernten, teilten wir miteinander, so dass unsere Weisheit immer größer wurde. Aber kein Körper existiert ewig. Also kam die Zeit der Paarung, und die Essenzen wurden ausgetauscht und vermischt. Unsere alten Körper legten wir für immer weg, und wir wussten, dass wir neue bekommen würden, als neue Wesen.
    Und so geschah es auch. Klein und neu tauchten wir wieder auf.
    Wir fraßen, wir häuteten uns und wir wuchsen. Aber nicht alle von uns erinnerten sich. Nur einige. Einige von uns bewachten die Erinnerungen für uns alle. Und als die Zeit reif war, riefen uns ›Die, die sich erinnerten‹ mit ihren Düften zu sich. Sie führten uns zurück und gaben uns unsere Erinnerungen wieder.
    Und wir wurden erneut als Meister wiedergeboren, durchstreiften die Fülle und die Leere und häuften noch mehr Weisheit und Erfahrung an, um uns erneut zu vermischen, als die Zeit der Paarung näher kam.«
    Er unterbrach die vertraute Geschichte. »Ich erinnere mich allerdings nicht daran, wie viele Zeiten vergangen sind«, gestand er. »Zyklus auf Zyklus haben wir überlebt. Aber dieser letzte Zyklus aus Häuten und Wachsen… War er nicht der längste von allen? Vergessen nicht mehr und mehr von uns, dass wir eigentlich die Meister sein sollten? Ich fürchte, wir siechen dahin, mein Knäuel. Habe ich mich früher nicht an viel mehr erinnert als jetzt? Und ihr selbst nicht auch?«
    Seine Fragen rührten an das Unbehagen in Shreevas Herz. Sie rieb ihren Kamm an seinem, um die Gifte einzusaugen, die ihr die Erinnerung und das Sein einflößten. Ihre Gedanken wurden schärfer. »Früher habe ich mich an mehr erinnert«, gab sie zu.
    »Manchmal glaube ich, dass ich nur noch eines klar weiß: dass du derjenige bist, dem wir folgen müssen. Derjenige mit den wahren Erinnerungen.«
    Er trompetete leise und tief. »Wenn ›Die, die sich erinnert‹ nicht bald zu uns kommt, dann werde selbst ich das vergessen.
    Also erinnert euch vor allem an dieses eine: dass wir weiter nach ihr suchen müssen. Suchen wir ›Die, die sich erinnert‹.«

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