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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Autoren: Robin Hobb
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anders wusste, was gut für dich ist?«
    Wintrow sah sich in dem Zimmer um, als betrachte er das ganze Schiff. »Ich glaube nicht, dass irgendetwas von dem hier gut für irgendjemanden gewesen ist«, stellte er gelassen fest.
    »Aber nur, weil du es durcheinander gebracht hast! Du und das Schiff! Wenn ihr beide mitgearbeitet hättet, wären wir jetzt schon fast in Chalced. Und Gantry und Mild und all die anderen wären noch am Leben. Du trägst dafür die Verantwortung, nicht ich!
    Du hast es so gewollt!«
    Wintrow suchte nach einer Antwort, fand jedoch keine und verband dann einfach nur die Wunden seines Vaters.

    Sie segelten gut, diese bunt gekleideten Piraten. Seit ihrer Zeit mit Ephron hatte sie keine Mannschaft mehr genießen können, die sie so gut und achtsam gesegelt hatte. Sie reagierte mit Erleichterung auf die kompetenten Matrosen in ihren Segeln und ihrer Takelage. Unter Brigs Leitung bewegten sich die ehemaligen Sklaven in einer ordentlichen Reihe, zogen Eimer mit Wasser herauf und reichten sie nach unten weiter, um ihre Laderäume zu säubern.
    Andere pumpten die schmutzige Bilge aus ihrem Bauch, während wieder andere mit Scheuersteinen ihr Deck schrubbten. Ganz gleich, wie sehr sie sich auch mit den Blutflecken abmühten, ihr Holz würde sie nicht freigeben. Das wusste sie, aber sie verlor kein Wort darüber. Irgendwann würden die Menschen die Vergeblichkeit ihres Tuns einsehen und aufgeben. Die verschütteten Lebensmittel waren eingesammelt und aufgeräumt worden. Ein paar Leute entfernten die Ketten und Krampen in ihren Laderäumen.
    Langsam machten sie die Viviace wieder zu dem, was sie war.
    Sie hatte sich seit dem Tag, an dem sie erwacht war, nicht mehr so zufrieden gefühlt.
    Zufrieden. Und sie fühlte noch etwas, etwas weit faszinierenderes als Zufriedenheit.
    Sie dehnte ihr Bewusstsein aus. In der Kabine des Maats lag Kyle Haven in der Koje, während sein Sohn ihm schweigend die Kopfwunde auswusch. Seine Rippen waren bereits verbunden. In dem Raum herrschte eine Stille, die nichts mit Ruhe zu tun hatte. Es war, als sprächen sie nicht einmal dieselbe Sprache.
    Das Schweigen schmerzte. Sie zog sich daraus zurück.
    In der Kapitänskajüte döste der Pirat ruhelos in der Koje. Sie war sich seiner nicht so deutlich gewahr, wie sie Wintrow fühlte.
    Aber sie spürte die Hitze seines Fiebers, fühlte sogar sein unregelmäßiges Atmen. Kennit. Sie probierte den Namen auf ihrer Zunge. Ein ruchloser Mann. Und gefährlich. Sie glaubte nicht, dass sie diese Frau mochte. Aber Kennit selbst… Er hatte gesagt, er wollte sie für sich gewinnen. Das konnte er natürlich nicht. Aber sie musste einräumen, dass sie mit großem Vergnügen seine Versuche erwartete. Meine Lady aus Holz und Wind, hatte er sie genannt. Meine Schöne. Meine Schnelle. Wie konnte ein Mann so alberne Dinge zu einem Schiff sagen?
    Vielleicht hatte Wintrow Recht gehabt. Vielleicht wurde es Zeit, dass sie herausfand, was sie eigentlich wollte.

21. Die, die sich erinnert

    »Ich habe mich geirrt. Es ist nicht ›die, die sich erinnert‹. Kommt weg.«
    »Aber… ich verstehe es nicht«, meinte Shreeva flehentlich. An ihrer Schulter klaffte die Wunde, wo die weiße Schlange sie mit ihren Zähnen verletzt hatte. Mit den Zähnen, als wäre sie ein Haifisch und keine Seeschlange. Ein dicker, grüner Eiter schloss die Wunde bereits, aber sie tat weh, als sie versuchte, mit Maulkin mitzuhalten. Ihnen folgte Sessurea, der genauso verwirrt war wie sie.
    »Ich verstehe es auch nicht.«
    Maulkins Mähne wehte hinter ihm her, als er schnell durch das Wasser glitt. Hinter ihnen trompetete immer noch die weiße Schlange und fraß ohne Sinn und Verstand. Der Geruch von Blut schwebte durch das Wasser, so schwach wie eine alte Erinnerung. »Ich erkenne ihren Duft wieder. Es besteht kein Zweifel an ihrem Geruch.
    Aber dieses… Ding… ist nicht ›Die, die sich erinnert‹.«
    Sessurea schlug mit dem Schwanz, um sie einzuholen. »Dieser Weiße«, fragte er plötzlich. »Was fehlte ihm?«
    »Nichts«, erwiderte Maulkin schrecklich leise. »Ich fürchte, ihm fehlte gar nichts außer dass er in der Veränderung, die wir alle machen, schon weiter ist. Bald, so fürchte ich, werden wir alle so sein wie er.«
    »Das verstehe ich nicht«, wiederholte Shreeva. Aber eine kalte Furcht stieg in ihr hoch, eine Ahnung, dass sie verstehen würde, wenn sie es wollte.
    »Er hat vergessen. Das ist alles.«
    Maulkins Stimme war ohne jedes Gefühl.
    »Vergessen? Was?«,
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