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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Autoren: Robin Hobb
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wir deinen Vater nicht. Nur dich.«
    Kennit drehte sich zu Sa’Adar um. »Den hier kannst du haben, wie du es verlangt hast. Und auch die beiden anderen.«
    Es platschte, und die Seeschlange trompetete. Wintrow sah nach Steuerbord, gerade rechtzeitig, um mit anzusehen, wie zwei Kartenvisagen den anderen Seemann aus Jamaillia über Bord schleuderten. Der Mann schrie, bis die Seeschlange dem mit einem schnellen Biss ein Ende machte. »Wartet!«
    Wintrows Schrei verhallte ungehört. Viviace schrie entsetzt auf und schlug nach den Seeschlangen, aber sie konnte sie nicht erreichen. Kartenvisagen packten seinen Vater. Wintrow stürzte sich auf Sa’Adar und packte den Mann an seinem Hemd. »Du hast ihnen das Leben versprochen! Du hast ihnen versprochen, dass sie leben würden, wenn sie das Schiff für dich segeln!«
    Sa’Adar zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an. »Es ist nicht mein Wille, Junge. Sondern der von Kapitän Kennit. Er ist nicht an mein Wort gebunden.«
    »Du spinnst dein Wort so dünn, dass ich kaum glaube, dass irgendjemand damit gebunden werden könnte«, schrie Wintrow ihn wütend an. Er wirbelte zu den Männern herum, die seinen Vater gepackt hielten. »Lasst ihn frei!«
    Sie achteten nicht auf ihn, während sie seinen heftig widerstrebenden Vater zur Reling schleppten. Körperlich hatte Wintrow keine Chance gegen sie. Er drehte sich zu Kapitän Kennit um. »Lasst ihn frei!«, sagte er hastig. »Ihr habt gesehen, wie sich das Schiff wegen der Seeschlangen anstellt! Wenn Ihr ihnen einen von ihren Leuten vorwerft, dann wird sie außer sich sein!«
    »Zweifellos«, erwiderte Kennit gedehnt. »Aber er ist nicht wahrhaftig einer von ihren Leuten. Also wird sie darüber hinwegkommen.«
    »Ich aber nicht«, versicherte Wintrow ihm wütend. »Und Ihr werdet bald herausfinden, dass wir beide bluten, wenn Ihr einen von uns schneidet.«
    Sein Vater wehrte sich wortlos und mit wenig Kraft. Neben dem Schiff trompetete die weiße Schlange erwartungsvoll. Wintrow wusste, dass er nicht die Kraft besaß, sich gegen die beiden Männer durchzusetzen, geschweige denn gegen die anderen, die auf Kennits Kommando hörten.
    Kennit dagegen war eine ganz andere Sache. Schnell wie eine Schlange sprang er vor, packte den Piratenkapitän am Hemd und riss ihn nach vorn. Die Krücke fiel zu Boden, und er musste sich auf Wintrow stützen, oder er würde ebenfalls fallen. Bei dieser plötzlichen Bewegung stieß der Mann einen Schmerzensschrei aus. Der Maat sprang knurrend vor.
    »Zurück!«, warnte ihn Wintrow. »Und haltet die da auf. Oder ich trete ihm in sein Bein und verspritze sein fauliges Fleisch über das Deck.«
    »Wartet! Lasst ihn los!«
    Dieser Befehl kam nicht von Sorcor, sondern von der Frau. Die Männer verharrten unsicher und blickten von ihr zu Sa’Adar. Wintrow hielt sich nicht damit auf, mit ihnen zu sprechen. Kennit drohte in seinem Griff ohnmächtig zu werden. Wintrow schüttelte ihn und knurrte ihm ins Gesicht: »Ihr brennt vor Fieber und stinkt nach Verfall.
    Wie Ihr hier steht, auf einem Bein, könnt Ihr mich und meinen Vater töten. Aber wenn Ihr das tut, werdet Ihr mein Schiff nicht länger als ein paar Tage besitzen, bevor Ihr uns in den Untergang folgt. Und wen Ihr auch immer auf dem Deck der Viviace lasst, wird dasselbe Schicksal erleiden. Das Schiff wird dafür sorgen. Also schlage ich Euch einen Handel vor.«
    Kapitän Kennit hob langsam die Hände und zog an Wintrows Handgelenken. Der Junge achtete nicht darauf. Im Moment stand es in seiner Macht, dem Mann ungeheure Schmerzen zu bereiten, vielleicht sogar so viel Schmerzen, dass er an dem Schock starb.
    Die tiefen Linien in dem Gesicht des Piraten sagten Wintrow, dass er es selbst wusste. Schweiß stand dem Piraten auf der Stirn. Einen kurzen Augenblick fiel Wintrows Blick auf das merkwürdige Armband, das der Mann trug. Es war ein winziges Gesicht, das dem des Piraten ähnelte, und es grinste ihn fröhlich an. Was Wintrow Unbehagen bereitete. Er sah erneut in das Gesicht des Mannes und starrte ihm tief in die Augen. In ihnen verbarg sich nur eisige Kälte. Er erwiderte den Blick und schien seinerseits tief in Wintrows Innerstes zu schauen. Wintrow wollte sich auf keinen Fall davon einschüchtern lassen.
    »Also, was sagt Ihr?«, wollte er wissen und schüttelte den Mann unmerklich. »Kommen wir ins Geschäft?«
    Der Mund des Piraten bewegte sich kaum, als er in einem fast unhörbaren Flüstern sagte: »Ein ziemlicher Gassenjunge. Aber
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