Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Sehnsucht nach solchen Dingen aus, nach einfachen Scherzen und Zeit, die man zusammen verbrachte. Als sie ihn anlächelte, strahlte er plötzlich, bevor er wegsah. »Ich treffe Euch dort morgen Nachmittag«, stimmte sie zu.
    »Gut, dann ist das geklärt. Gute Nacht.«
    Er drehte sich beinahe hastig um, zog noch einmal seine Hose hoch und schob sich die Mütze in den Nacken. Althea lächelte, als sie ihm nachsah. Er hatte einen kecken, typischen Seemannsgang, und sie erinnerte sich jetzt daran, dass er ein sehr guter Tänzer gewesen war.

    »Weißt du was?«, fragte Tarlock betrunken. »Ich kenne dich.
    Ich weiß, dass ich dich kenne.«
    »Das überrascht mich nicht. Ich bin schließlich nur der Maat auf deinem Schiff«, erwiderte Brashen gereizt. Er drehte sich auf seinem Platz herum, damit er den Matrosen nicht ansehen musste. Tarlock schien den Wink jedoch nicht zu verstehen.
    »Nein, nein, ich meine, ja, das ist wahr. Es ist wahr, du bist Maat auf der Springeve . Aber ich kannte dich schon vorher. Lange vorher.«
    Sehr umständlich setzte er sich neben Brashen. Etwas Bier schwappte über den Rand seines Krugs, als er ihn absetzte.
    Brashen sah ihn nicht an. Stattdessen führte er seinen Krug an die Lippen und trank, als hätte er nicht bemerkt, dass Tarlock sich zu ihm gesetzt hatte. Er war allein an dem Tisch gewesen, bevor der runzlige alte Seebär ihn bemerkt hatte. Brashen wollte allein sein. Das hier war der erste Hafen, den die Springeve angelaufen hatte, seit sie Candletown verlassen hatten, und Brashen wollte Zeit zum Nachdenken.
    Sein Job entsprach ziemlich genau dem, was er erwartet hatte.
    Die alltägliche Arbeit auf dem niedrigen Boot war keine besondere Herausforderung. Die meisten Mannschaftsmitglieder fuhren schon lange auf der Springeve und kannten ihre Aufgaben ziemlich gut. Er hatte seine Befehle ein paarmal mit Fäusten durchsetzen müssen, vor allem am Anfang, aber das hatte er erwartet. Die Männer mussten einen neuen Maat herausfordern, ganz gleich, ob er frisch an Bord kam oder aus ihren Reihen aufgestiegen war. So waren Seeleute eben. Wissen und Fähigkeit allein reichten nicht für einen Maat.
    Er musste auch dazu in der Lage sein, sich mit den Fäusten durchzusetzen. Das konnte Brashen, und das war auch nicht das Problem.
    Es waren seine Aufgaben außerhalb des üblichen Dienstes, die ihm Sorgen machten. Ursprünglich war das Schiff an der Küste Jamaillias nach Norden gesegelt, immer an der gezackten Küste entlang. Jetzt jedoch segelte es von Insel zu Insel und streifte bekanntes Piratengebiet. Manchmal segelten sie sogar direkt hinein. Diese kleine Stadt war typisch dafür. Es war kaum mehr als eine kleine Kaianlage mit einigen Lagerhäusern auf einer schmutzigen Straße. In ein paar Tavernen warteten heruntergekommene Huren. Und auf den Hügeln hinter den Tavernen standen einige windschiefe Hütten. Wie die Stadt überhaupt existieren konnte, war Brashen nicht klar.
    Und doch hatte er den ganzen Nachmittag hier mit einem Schwert an der Seite und einem Knüppel in der Hand dagesessen. Er hielt seinem Kapitän den Rücken frei und bewachte ihn, während er an einem der Tische in dem Lagerhaus saß. Zwischen den Füßen hatte der Kapitän eine Kiste mit Münzen stehen. Drei höchst verdächtig wirkende Seebären breiteten Proben ihrer Waren vor ihm aus, und sie verhandelten über die Preise. Die Vielfalt und der Zustand ihrer Waren verriet ihre Herkunft. Brashen ekelte sich vor sich selbst, als der Kapitän sich umdrehte und seine Meinung zu einigen blutbefleckten, aber prächtig bebilderten Manuskripten einholte. »Wieviel sind sie wert?«, wollte Kapitän Finny wissen.
    Brashen schob eine quälende Erinnerung beiseite. »Bestimmt nicht soviel, um dafür zu sterben«, erwiderte er trocken. Finny lachte und nannte einen Preis. Als Brashen nickte, berieten sich die Piraten, die die Beute verkauften, kurz und akzeptierten.
    Brashen fühlte sich von dem Handel beschmutzt. Er hatte von Anfang an vermutet, dass die Springeve solche Geschäfte machte. Er hatte sich nur nicht vorgestellt, dass er Handelsware inspizieren musste, an der noch das Blut eines toten Mannes klebte.
    »Ich sag dir was«, meinte Tarlock gerissen. »Ich nenn dir einen Namen. Und wenn du dich an ihn erinnerst, dann zwinkerst du mir zu, und wir begraben das Thema. Wir sprechen nie wieder darüber.«
    »Wie wär’s«, sagte Brashen leise über die Schulter, »wenn du jetzt einfach die Klappe hältst und aufhörst, mir auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher