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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Autoren: Robin Hobb
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wurde klebrig und steif von Blut und färbte sich braun, aber darin unterschied sie sich kaum von den anderen. Die ehemaligen Seeleute, die in Jamaillia Schuldner gewesen waren, wurden schnell zu Schlachtern umgeschult. Die Scheiben des gelblichen Fettes wurden von jeglichen Fleischresten befreit, in sauberen Tonnen gelagert und wieder zum Schiff zurückgebracht. Dann wurden die Leichname von den Knochen befreit, um Platz in den Fässern zu sparen, und die Fleischstücke wurden gut gesalzen, bevor sie in die Fässer gelegt wurden. Dann wurde noch eine Schicht Salz darüber gestreut, und die Fässer wurden versiegelt. Von den Häuten wurden die letzten Reste Fleisch geschabt, die die Häuter vielleicht noch übersehen hatten. Und dann wurden sie auf der Innenseite ordentlich gesalzen. Wenn sie einen Tag so getrocknet waren, schüttelte man das Salz heraus, rollte sie zusammen, bündelte sie und brachte sie aufs Schiff. Die Schlachtergruppen rückten langsam vor und ließen Knochen und Haufen von Eingeweiden zurück. Die Seevögel stürzten sich auf dieses Festmahl, und ihr Gekreische mischte sich in die Schreie der Tötenden und das Gebrüll der Sterbenden.
    Althea hatte gehofft, dass sie sich allmählich an diese blutige Arbeit gewöhnen würde, aber mit jedem Tag kam sie ihr monströser und abstoßender vor. Sie versuchte zu begreifen, dass dieses allgemeine Gemetzel von Tieren Jahr für Jahr stattfand, aber es gelang ihr einfach nicht. Nicht einmal das Gewirr verblichener Knochen auf dem Schlachtfeld konnte sie davon überzeugen, dass hier letztes Jahr ein ebenso ungeheures Schlachten stattgefunden hatte. Sie hörte auf, darüber nachzudenken, und tat einfach ihre Arbeit.
    Sie errichteten ein behelfsmäßiges Lager auf der Insel, und zwar an derselben Stelle, an der letztes Jahr ein Lager gestanden hatte, im Windschatten einer Felsformation, die man den Drachen nannte. Ihr Zelt war kaum mehr als ein Stück Segeltuch, das den Wind abhielt; und es gab ein Feuer, das wärmte und an dem gekocht wurde. Die schweren, süßlichen Gerüche von Blut und Tod verpesteten immer noch die Luft, die der Wind ihnen zutrug, aber es war wenigstens eine Abwechslung von der Enge auf dem Schiff. Die Männer entzündeten rauchige Feuer mit den harzigen Zweigen der Büsche, die auf der Insel wuchsen, und dem spärlichen Treibholz, das an Land gespült worden war.
    Darüber brieten sie die Leber der Seebären und feierten ein Festmahl. Sie waren alle glücklich über die Abwechslung in ihrem Speiseplan und die Chance, wieder einmal frisches Fleisch essen zu können.
    In gewisser Weise war auch Althea froh über die Veränderung.
    Sie arbeitete jetzt für die Jäger und Häuter, und ihre Aufgaben trennten sie vom Rest der Mannschaft. Sie beneidete niemanden um die Arbeit, die gefüllten Fässer die Hügel hinaufzurollen, über den felsigen Strand zu wuchten, sie dann zum Schiff zu rudern, an Bord zu hieven und sie im Laderaum zu verstauen.
    Es war eintönige Schwerstarbeit. Eine solche Schinderei hatte wenig mit Segeln zu tun, aber dennoch wurde kein Mitglied der Reaper davon befreit. Ihre eigenen Aufgaben ergaben sich weiterhin aus dem, was den Jägern und Häutern einfiel. Sie schärfte Messer. Sie sammelte Pfeile ein. Sie salzte und packte Herzen und Zungen. Sie breitete Häute aus und salzte Häute und schüttelte Häute aus und rollte Häute ein und band Häute zusammen. Sie pökelte Fleischstücke ein und verstaute sie in Fässer. Der häufige Wechsel von Blut und Salz auf ihrer Haut hätte sie sicherlich rissig gemacht, wenn sie nicht ständig mit Tierfett überzogen gewesen wäre.
    Das Wetter blieb ihnen wohlgesonnen: Es war windig und kalt, aber es gab kein Anzeichen für Regen, der sowohl die Häute als auch das Fleisch ruinieren konnte. Dann kam jedoch ein Nachmittag, an dem die Wolken plötzlich am Himmel zu kochen schienen und in Windeseile das Blau verdeckten. Der Wind selbst wurde schärfer. Doch die Jäger töteten weiter und warfen kaum einen Blick auf die Wolken, die sich am Horizont auftürmten, gewaltig und schwarz wie Berge. Als dann allerdings der erste Regenschauer herunterprasselte, ließen sie mit ihrem eigenen tödlichen Regen nach und schrien ärgerlich den Häutern und Packern zu, sich zu beeilen, sich ja zu beeilen, bevor das Fleisch, das Fett und die Häute verdorben waren.
    Althea konnte sich kaum vorstellen, was jemand gegen diesen schrecklichen Sturm ausrichten sollte, aber sie lernte es rasch.
    Die
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