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zauberhafte Tierhandlung 1

zauberhafte Tierhandlung 1

Titel: zauberhafte Tierhandlung 1
Autoren: H Webb
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quietschten, und obwohl sie sehr stabil aussahen, gab Lotte der Wind, der von allen Seiten blies, das Gefühl, sie schwängen unter ihren Füßen hin und her. Sie wünschte, sie könnte einfach die Augen schließen. Sogar, wenn sie den Blick auf die Füße gerichtet hielt, konnte sie durch die Lücken zwischen den Metallstufen noch den Boden erkennen, der sich immer weiter entfernte.
    »Guck mal!«, bemerkte Sofie aufgeregt. »Fenster, siehst du?« Sie starrte neugierig in die Küche von jemandem, und Lotte sah zu ihrem Entsetzen, dass der Besitzer zurückstarrte und aufgebracht mit einem Küchenhandtuch nach ihnen schlug. Sie kletterten schnell weiter, aber Lotte erkannte, dass Sofie recht hatte. Wenn die Feuerleiter an der Wohnung ihrer Mutter vorbeiführte, würden sie sie sehen können.
    »Das hier muss der sechste Stock sein!« Lotte keuchte vor Anstrengung. »Wir sind schon eine Ewigkeit unterwegs.«
    Sofie nickte. »Ich glaube auch.«
    Vorsichtig spähten sie am Fensterrahmen vorbei. Es war ein warmer Abend, und jemand hatte das Fenster geöffnet. Wieder blickten sie in eine winzige Küche, aber die Tür zum Rest der Wohnung stand offen, und sie konnten das dahinterliegende Wohnzimmer sehen. Lottes Mutter saß mit dem Rücken zu ihnen auf dem Sofa.
    »Das ist sie!«, entfuhr es Lotte.
    »Mit wem redet sie?«, fragte Sofie, die Pfoten auf das Fensterbrett gestützt und an den Küchenschränken vorbeischielend.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Lotte setzte sich auf die Treppe und beugte sich so nah zum Fenster, wie sie konnte. »Ich sehe sonst niemanden.«
    »Ich glaube, sie weint«, flüsterte Sofie. »Sie macht die gleichen Schnüffelgeräusche wie du.«
    Lotte nickte. »Sie hält etwas … oh! Es ist das Foto von mir und meinem Dad, das immer bei uns im Wohnzimmer stand. Ich erkenne den Rahmen an seiner lila Farbe.«
    Lottes Mum holte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, putzte sich die Nase und redete leise weiter. Lotte und Sofie lehnten sich über das Fensterbrett in die Küche, um zu hören, was sie sagte.
    »Es ist so ungerecht, Tom. Ich muss hier arbeiten, die Firma hat Stellen abgebaut, und ich weiß, wenn ich den Job hier nicht angenommen hätte, wäre ich vielleicht auch auf der Abschussliste gelandet.«
    Lotte sah Sofie entsetzt an. Das hatte Mum ihr gar nicht erzählt!
    »Aber ich vermisse Lotte so sehr! Es war schon schlimm genug ohne dich, und jetzt habe ich noch nicht mal mehr mein kleines Mädchen. Es ist so einsam hier, obwohl die Arbeit spannend ist und die Kollegen im Büro nett sind. Ich kann nicht riskieren, meinen Job zu verlieren und nicht mehr genug Geld zu haben, um mich gut um Lotte kümmern zu können, aber ich wünsche mir so sehr, ich könnte zu Hause bei ihr sein … «
    »Das Geld ist mir egal«, murmelte Lotte, deren Augen sich nun ebenfalls mit Tränen füllten. »Ich hätte lieber sie … « Sie kletterte durch das offene Fenster, hob Sofie hinterher und rannte ins Wohnzimmer. Vergessen war, dass sie keine Erklärung dafür hatte, wie sie hierher gekommen war. Sie wollte ihre Mum einfach in den Arm nehmen. Es war ein wundervolles Gefühl, sich über das Sofa zu lehnen und ihre Mum von hinten zu umarmen. Es waren mehrere Wochen vergangen, seit Lotte sie gesehen hatte, und selbst da hatten sie nicht miteinander gesprochen. Allein das Parfüm ihrer Mutter zu riechen, machte Lotte glücklich.
    »Oh!« Lottes Mum hob die Hand, als wolle sie Lottes Wange streicheln, aber sie drehte sich nicht um. Sie seufzte nur, die zitternde Sorte Seufzer, die man macht, wenn man sich nach einem schlimmen Weinkrampf beruhigt, und sie schien sich zu entspannen, ihre Schultern sackten nach unten.
    »Sie kann uns nicht sehen«, sagte Sofie interessiert. »Sie weiß nicht, dass wir hier sind.« Sie stand vor Lottes Mum, die Pfoten auf das Sofa gestemmt, und musterte sie mit schief gelegtem Kopf.
    »Warum?«, jammerte Lotte enttäuscht. Sie wollte mit ihr reden, ihr sagen, dass es okay war, dass sie nach Hause kommen konnte.
    »Ich nehme an, es ist, weil wir mit Magie hergekommen sind«, sagte Sofie nachdenklich. »Dein Onkel hat gemeint, dass sie unempfänglich dafür sei, oder?« Sie sah Lottes Mum an, die immer noch leise weinte, aber nicht mehr so schluchzte wie zuvor. Die Tränen rannen langsam ihre Wangen hinab. »Sie kann dich spüren. Guck, sie sieht glücklicher aus.«
    Lotte nickte. Es stimmte. Ihr selbst ging es auch besser. Die große Traurigkeit, die sich in ihrer Brust eingenistet hatte,
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