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zauberhafte Tierhandlung 1

zauberhafte Tierhandlung 1

Titel: zauberhafte Tierhandlung 1
Autoren: H Webb
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Erst als eine der funkelnd hellen Kreaturen an ihrer Nase vorbeiflog, erkannte Lotte, dass die Vögel lebendig waren. Ihre Sitzstangen hingen von der bemalten Decke.
    » D’où venez-vous ?«, zwitscherte der Vogel ihr zu, setzte sich auf ihre Schulter und sah sie fragend an.
    »Sie möchten wissen, wo du herkommst!«, rief Sofie zu ihr zurück.
    Lotte sah den Vogel entschuldigend an, sie wünschte sich, Sofie hätte ihr mehr Französisch beigebracht. »Ich bin Lotte«, versuchte sie zu erklären. »Ich bin mit Sofie aus der Tierhandlung Grace in England gekommen.«
    »Eng-land!«, piepste der Vogel und flog zurück zu den anderen. Bald darauf zwitscherten sie alle: » D’angleterre! D’angleterre! Une petite fille anglaise! «, und weitere von ihnen kamen angeflogen, um sie aus der Nähe zu betrachten. Lotte überlegte, dass diese Colette, die Sofie erwähnt hatte, auf Vögel spezialisiert sein musste, so wie Onkel Jack auf Mäuse.
    »Komm schon, Lotte!« Sofie war ein Stück zurückgetrottet und rief ungeduldig nach ihr. Jetzt fiel Lotte auch die alte Dame auf, die sie aus dem vorderen Bereich des Ladens beobachtete. Sie hatte mindestens drei winzige Vögelchen auf jeder Schulter sitzen (es war schwer zu sagen, weil sie in ständiger Bewegung waren) und sah mit ihren schimmernden dunklen Knopfaugen beinah selbst wie ein Vogel aus.
    »Hallo, Lott-ee«, sagte sie bedächtig. »Du bringst also meine kleine Sofie für einen Besuch zurück zu mir, hm?«
    Lottes Wangen röteten sich zart. Ihr wurde mit einem Mal klar, dass sie gerade aus dem Nichts mitten im Laden aufgetaucht waren – da war eine winzige rote Tür hinter einer Käfigreihe – , und es kam ihr ein wenig unhöflich vor. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus«, sagte sie schüchtern.
    » Pas du tout , nein, nein.« Die alte Dame winkte ab, und ein paar Vögel flatterten irritiert schimpfend in die Luft. » Pardon, mes chéris . Sofie meint, du seist auf der Suche nach deiner Mutter? Hast du ihre Adresse?«
    Lotte holte den letzten Brief ihrer Mutter aus ihrer Hosentasche und reichte ihn Colette.
    »Ach, das ist nicht weit von hier! Sofie kann dir den Weg zeigen.« Und sie sprach lang und breit auf Französisch mit Sofie, mit vielen beschreibenden Gesten auf ihrer und eingeschnappten Kommentaren von Sofies Seite, die ganz offensichtlich der Meinung war, sie kenne den Weg überallhin .
    Colette gab ihnen ein sehr schickes rosafarbenes Halsband aus Wildleder und eine Leine für Sofie, damit es, wie sie sagte, zumindest so aussah, als würde Lotte bestimmen, wo es langging. Sofie schnaubte ungläubig, aber ihr gefiel die Farbe, und sie mochte die glitzernden Kristallsteine auf dem Halsband. »Französisch, siehst du?«, sagte sie zu Lotte. »Dein Onkel würde so etwas nie im Leben verkaufen. Rosa steht mir gut, meinst du nicht?«
    »Du siehst très chic aus«, versicherte Lotte ihr, und Sofie rieb verlegen und erfreut zugleich mit der Pfote über ihre Schnauze.
    »Beeil dich, Lotte«, sagte sie und zerrte an der Leine, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Sie gingen los, Sofie trottete die Einkaufsstraße mit den eleganten Läden zu beiden Seiten voran. Sie zog viele bewundernde Blicke auf sich, und Lotte beobachtete belustigt, wie Sofie es genoss, wenn die Damen gurrten, wie hübsch und niedlich sie doch sei. Irgendwann hielt sie vor einem wunderschönen Gebäude aus Stein. »Wir sind da!«, zischte sie unauffällig. »Und was jetzt?«
    Lotte guckte völlig ratlos. Offenbar war es eine ziemlich teure Wohnanlage, im Eingangsbereich saß ein Mann hinter einem Empfangstresen und las eine Zeitung. Sie würde nicht völlig unbemerkt an ihm vorbeischlüpfen können, und sie war sich noch nicht sicher, was sie ihrer Mum sagen sollte. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie ihr irgendwie erklären musste, wie sie hergekommen war. Durch eine magische Tür würde nicht funktionieren.
    Sofie sah zu ihr hoch und nickte entschlossen. »Wir gehen hintenrum, hm?«, murmelte sie und setzte sich wieder in Bewegung. Sie trabte eine schmale Gasse an der Seite des Gebäudes entlang. Dort standen lauter Mülltonnen und es roch nicht besonders gut. Sofie jagte bis zu einer Leiter aus schwarzem Metall, vor der sie triumphierend stehen blieb. »Die Feuerleiter!«, hechelte sie stolz. »Wir klettern da hoch und gucken, ob wir die Wohnung deiner Mutter finden!«
    Lotte wusste, dass ihre Mum im sechsten Stock wohnte, also quälten sie sich die Stufen hoch. Es war schrecklich, sie
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