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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit
Autoren: Jana Goldbach
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nach meiner Mutter rief. Dann wurde es wieder still. Drew war mit mir auf den Flur hinausgetreten.
    »Welches ist dein Zimmer?«, fragte er.
    »Am Ende des Gangs«, sagte ich matt. Obwohl der Weg zu meinem Zimmer nicht gerade kurz war, hielt Drew mich die ganze Zeit über sicher im Arm. Hinter uns ertönten eilige Schritte.
    »Violet, Violet« Es war die Stimme meiner Mutter. »Andrew, was ist mit ihr?«
    »Es ist nichts Schlimmes«, versicherte er ihr. »Sie ist draußen im Garten gestolpert und umgeknickt.«
    »Ich rufe einen Arzt«, sagte meine Mutter. Ich erkannte die leichte Panik in ihrer Stimme.
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein«, sagte Drew. »Der Knöchel scheint nicht geschwollen zu sein.« Meine Mutter öffnete Drew die Tür zu meinem Zimmer. Behutsam setzte er mich auf meinem Bett ab und löste meinen Griff um seinen Nacken. Augenblicklich saß meine Mutter neben mir und nahm meine Hand.
    »Violet, Schatz, wie fühlst du dich?« Furchtbar. Leer. Als wäre ein Teil von mir gestorben.
    »Mir geht es gut, Mum«, hörte ich mich sagen. »Du musst dir keine Sorgen machen.«
    »Ich hole dir einen Eisbeutel und dann werde ich den Rest des Abends bei dir bleiben«, sagte sie.
    »Das musst du nicht«, sagte ich. »Drew ist ja hier.« Ihr Blick wanderte zu Drew.
    »Ich kümmere mich um sie, Mrs Harrison. Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte er.
    Obwohl ich lieber geheult hätte, lächelte ich meine Mutter zur Bestätigung an.
    »Also gut, aber wenn du mich brauchst, bin ich sofort da«, antwortete sie. Ich sah ihr an, dass es ihr widerstrebte mich in meinem Zustand allein zu lassen. Drew begleitete sie vor die Tür. Ich rollte mich unterdessen auf meinem Bett zusammen und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Ich wollte einfach nur noch heulen.
    Eine Minute später kam er zurück. Er schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel einmal um. Dann setzte er sich hinter mir aufs Bett und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich zu ihm um. Seine goldgelben Augen ruhten auf mir.
    »Alles okay?«, fragte er zärtlich. Ich schnappte nach Luft. Wieder füllten sich meine Augen mit Tränen und ich schüttelte energisch den Kopf. Ich begann haltlos zu schluchzen. Eine Sekunde später lag Drew neben mir und hielt mich tröstend im Arm.
    »Hey, Prinzessin, alles wird wieder gut«, flüsterte er. »Ich bin ja hier.«
    Seine Worte sollten mich beruhigen, doch sie bewirkten genau das Gegenteil. Ja, er war hier und das bedeutete gleichermaßen, dass Anthony noch immer in der Vergangenheit festsaß. Unerreichbar fern. Ich machte Drew keinen Vorwurf. Anthony hatte sich selbst dafür entschieden. Und dennoch schmerzte es mich so sehr, dass ich dachte, nichts könne die Leere, die ich in meinem Inneren verspürte, jemals wieder ausfüllen. Ein Schauer durchlief meinen gesamten Körper. Drew zog mich eng an sich und redete leise auf mich ein. Ich verstand nichts von dem, was er sagte, doch ich spürte die wohlige Wärme seines Körpers. Ich hielt mich am Kragen seines Hemdes fest und schmiegte mich dicht an seine Brust. Drew strich mir besänftigend durchs Haar. Ich schluchzte noch immer vor mich hin. Doch Drew schien es nichts auszumachen. Er hielt mich weiter fest im Arm. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und dazwischen das regelmäßige Klopfen seines Herzens. Unter anderen Umständen wäre dies sicher ein schöner Moment gewesen. Drew gab mir einen sachten Kuss auf die Stirn und ich schloss die Augen.
    »Du kannst ruhig einschlafen«, hörte ich ihn an meinem Ohr murmeln. »Ich passe auf dich auf.« Doch an Schlaf war nicht zu denken. Die Gedanken kreisten wild in meinem Kopf. Ich atmete tief ein und aus und sog dabei Drews Geruch ein. Warum hatte ich mich bloß in Anthony verlieben müssen? War Drew denn nicht immer für mich da gewesen? Selbst jetzt, da er wusste, dass ich wegen Anthony weinte, war er hier bei mir. Anthonys Bild flackerte immer wieder in meinem Kopf auf, bis es nach und nach verblasste und alles um mich herum schwarz wurde und ich nur noch Drews Atem spürte, der seicht durch mein Haar strich.
    In den kommenden Tagen, die wir aus Rücksicht auf meine Befindlichkeit noch bei Tante Batty verbrachten, kam Drew mich immer wieder besuchen. Vor meinen Eltern versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen, doch wenn ich mit Drew alleine war, holten mich die Erinnerungen wieder ein. Das Kleid hatte ich bereits am Morgen nach unserer Rückkehr in einen von Tante Battys unzähligen
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