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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit
Autoren: Jana Goldbach
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Megans Ehemann und sie zog zu uns nach London. Obwohl Mums Schwester ihr zum Verwechseln ähnlich sah, waren die beiden total verschieden. Während Mum sich leidenschaftlich ihrer Arbeit widmete und für nichts anderes Zeit fand, schien meine Tante das Leben auf eine völlig andere Weise zu genießen. Sie wirkte wie ein Sonnenstrahl in unserem Haus. Obwohl mein Onkel so früh verstorben war, lächelte sie viel. Sie hatte ein künstlerisches Talent und liebte Blumen. Sie malte und fotografierte. Vor allem nahm sie sich Zeit für mich. Wir gingen gemeinsam in den Zoo und ins Kino. Tante Megan war es, die mich bei meinem ersten Liebeskummer in den Arm nahm und mir wortlos die extragroße Dose Chocolate Chip Ice Cream auf den Tisch stellte, als Amanda Blair mich beim Tanzwettbewerb vernichtend geschlagen hatte. Sie war meine Familie gewesen.
    Vor knapp einem Jahr hatte Tante Megan beschlossen, dass ich groß genug sei, um ohne sie auszukommen. Sie zog nach Amerika und kaufte sich ein Haus in einem kleinen Küstenort in Maine. Wir telefonierten regelmäßig und sie schrieb mir Mails. Ich wollte sie dort an Weihnachten das erste Mal besuchen und nun sollte sie tot sein?
    Als ich das Büro im dritten Stock betrat, hoffte ein kleiner Teil von mir immer noch, dass es sich um einen Irrtum handelte. Die Sekretärin am Empfang wollte mich ohne Termin zunächst nicht zu Mr Campbell vorlassen, ließ sich dann aber nach einigem Bitten erweichen, wenigstens bei ihm anzufragen, ob er Zeit für mich hätte. Er hatte und ich wurde in ein großes Büro mit schweren Ledermöbeln geführt. Ian Campbell war ein großer Mann mit gezwirbeltem Schnauzbart und graumeliertem Haar. Er sprach mir mit ruhiger Stimme zunächst sein Beileid aus und bot mir dann einen Platz an.
    Zuerst sackte meine Hoffnung, und dann ich selbst, in den schweren Ledersessel.
    »Ich kann mir vorstellen, dass das alles für Sie ein Schock ist, Miss Macrae«, begann Mr Campbell nun. Ich nickte stumm. Dann fuhr er fort: »Ihre Tante hatte bei uns schon vor längerer Zeit ein Testament hinterlegt, in dem Sie, Miss Macrae, im Todesfall die Begünstigte sind. Ihre Tante hat Ihnen als Alleinerbin nicht nur ihr Haus in Port Pine hinterlassen, sondern auch das umliegende Grundstück inklusive eines größeren Kiefernwaldes. Nennenswertes Barvermögen besteht leider nicht, nur ein Konto mit einem Betrag von –«
    Meine Hände umfassten krampfhaft die Lehnen des Sessels. Ich wollte das nicht! »Ich muss wissen, was meiner Tante passiert ist!«, unterbrach ich ihn heftiger als gewollt.
    Mr Campbell rückte seine Brille zurecht. »Äh, nun ja, Miss. Soweit ich informiert bin, gab es einen Unglücksfall. Meines Wissens ist Ihre Tante beim Spazierengehen auf den Klippen ins Meer gestürzt.
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