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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm
Autoren: Johanna Lindsey
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verschränkten Armen und gespreizten Beinen vor ihr auf.
    Sie musterte ihn zornig. »Glaube nicht, daß du mich einschüchtern kannst, Slade Holt. Das kannst du nämlich nicht!«
    Er sah sich im Zimmer um. »Diese Zimmer sind komfortabel genug, um hierzubleiben, bis das Haus fertig ist. Noch eine Woche, bis dahin sollte es geschafft sein.«
    »Hast du nicht den Eindruck, daß du eine Menge Dinge als selbstverständlich voraussetzt?«
    Er lächelte. »Stellst du unsere Eheschließung etwa immer noch in Frage? Dein Freund Robert hat mich verstanden, als ich ihm gesagt habe, daß er nicht mehr gebraucht wird. Und doch mußt du noch überzeugt werden, oder?«
    »Deshalb hat Robert also … oh! Weshalb bist du wirklich in New York, Slade? Du paßt nicht in diese Stadt. Du bist ein Revolverheld, ein Produkt des unzivilisierten Westens. Du kannst unmöglich vorhaben, hier zu leben.«
    »Ich glaube, ich habe bereits bewiesen, daß ich mich so ziemlich überall einfügen kann.«
    »Aber du wirst dich doch nicht wirklich hier niederlassen, oder?«
    »Warum nicht? Ich wollte schon immer mehr von der Welt sehen, aber ich bin genug gereist. Ich fürchte, es war nicht so spannend wie ich es mir vorgestellt habe, aber vielleicht liegt das auch daran, daß ich dich nicht abschütteln konnte. Eines Tages müssen wir uns Europa gemeinsam ansehen.«
    »Europa? Dann warst du also mit Lucas in Europa?«
    »So könnte man es auch sagen.« Er grinste. »Lucas hat übrigens in Frankreich einen Bekannten von dir getroffen, einen widerlichen kleinen Pfau, der Wetten abschließt, in denen es um naive Jungfrauen geht.«
    »Antoine?« sagte sie atemlos.
    »Ich fürchte, Lucas hat an dem, was dieser Mann als einen Sport betreibt, Anstoß genommen. Er hat mit Gautiers Gesicht den Boden aufgewischt, und jetzt ist sein Gesicht nicht mehr so hübsch wie vorher.«
    In ihren Augen blitzte Erstaunen auf, aber auch ein unverkennbares Vergnügen. »Das hat Lucas für mich getan?«
    »Ich habe es getan«, antwortete Slade mit zarter Stimme.
    »Du? Aber du hast doch gesagt …«
    »Wann wirst du endlich die Wahrheit begreifen, Sharisse? Weißt du es denn immer noch nicht? Es gibt nur einen von uns beiden.«
    Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Das … das ist unmöglich«, sagte sie zitternd.
    Er kniete neben ihr nieder, und als ihre Augen auf einer Höhe mit seinen Augen waren, sagte er so zart, wie er es nur irgend sagen konnte: »Du fürchtest dich nicht vor mir. Früher hast du dich vor mir gefürchtet, aber jetzt nicht mehr. Hast du dich nie gefragt, woran das liegt?«
    Ihre Augen sahen forschend in sein Gesicht. Es stimmte. Er war nicht mehr gefährlich. Wenn sie nicht so wütend gewesen wäre, hätte sie es schon eher erkannt.
    »Dann mußt du also Lucas sein«, schloß sie daraus.
    Er seufzte und stand auf. Sein Gesicht wurde hart. Jede Zartheit war verschwunden – einfach so. Die Veränderung war abrupt und verblüffend, und ihr blieb kein Raum mehr für irgendwelche Zweifel. Es war Slade.
    »Sharisse, Lucas ist tot.« Seine Stimme war von Erbitterung durchwoben. »Feral Sloan hat Lucas am selben Tag getötet, an dem er meinen Vater getötet hat. Das habe ich selbst bis zu dem Tag, an dem ich Sloan erschossen habe, nicht gewußt. Fast zehn Jahre lang habe ich geglaubt Lucas sei davongekommen, sei noch am Leben, und irgendwo würde ich ihn eines Tages finden. Ich hatte seinen Tod aus meinem Bewußtsein ausgesperrt, verstehst du, aber ich habe es selbst erlebt, ich war dabei, und das war kurz vor dem Moment, an dem ich das Bewußtsein verloren habe.«
    Slade wandte sich von ihr ab, um seinen Kummer zu verbergen. »Lucas ist nicht weitergeritten, als ich vom Pferd gefallen und in die Felsspalte gestürzt bin. Der dumme Junge hat sein Pferd angehalten, weil er versuchen wollte, mir zu helfen. Ich nehme an, ich hätte dasselbe getan. Wir standen einander zu nahe als Zwillinge, waren jeder zu sehr ein Teil des anderen. Diese Nähe hat Sloan die Möglichkeit gegeben, uns einzuholen und Lucas eine Kugel in den Rücken zu jagen.
    Ich war blutüberströmt, weil ich eine Platzwunde am Kopf hatte; daher vermute ich, daß Sloan annahm, ich sei tot. Er hat sich gedacht, daß eine Leiche, die er zurückbringt, als Beweis ausreicht – zusammen mit meinem Pferd, das er auch mitgenommen hat -, daß kein Holt mehr am Leben ist.«
    Er verstummte eine Zeitlang. »Niemand, der diese Goldmine für sich beanspruchen kann«, sagte er dann. »Ich war neunzehn, als ich das
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