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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis
Autoren: Mary Scott
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Jahre meines Lebens verschwendet, und nichts in der Welt wird mich dazu bringen, auch nur einen weiteren Tag zu vergeuden.«
    »Bravo. Jetzt mußt du erst einmal ein bißchen Freude haben, aber das geht nur, wenn du nicht diesem dämlichen jungen Arzt nachtrauerst. Liz, so etwas erlebt jeder einmal. Man muß es einfach abschütteln. Du mußt es vergessen und lernen, wieder fröhlich zu sein. Aber in diesen Kleidern ist das ja wirklich unmöglich. Also komm, gehen wir einkaufen.«
    Einen Einkaufsbummel dieser Art hatte Liz nie mitgemacht. Sie entdeckten alle möglichen, atemberaubenden Schöpfungen, bezaubernde Kleider, bei denen man einfach gute Laune bekommen mußte, und schicke Hosenanzüge, die dem letzten Schrei der Mode entsprachen.
    »Was Mutter wohl dazu sagen würde? Sie hat mir nicht einmal erlaubt, lange Hosen zu tragen«, bemerkte Liz lachend, während sie Kartons und Schachteln ins Auto stapelte. Aber dann wurde sie wieder von Reue übermannt. »O Kay, es ist mir furchtbar, daß Mutters Tod mich so gar nicht getroffen hat. Ich komme mir so gefühllos vor. Aber ich habe so lange darauf gewartet, daß sie sterben würde, daß ich, als sie dann wirklich starb — «
    »Als sie dann wirklich starb, war sie schon wochenlang fast ununterbrochen bewußtlos gewesen. Außerdem habe ich nicht den Eindruck, daß sie ein sehr liebenswerter Mensch war. Fang jetzt nicht an, dir Vorwürfe zu machen, Liz. Das hat doch überhaupt keinen Sinn. Lerne endlich zu leben.«
    Als sie die Pakete verstaut hatten, meinte Kay: »Ein Glück, daß du ein gutes Auto hast. Das hat deine Mutter wohl noch vor ihrer Krankheit gekauft?«
    »Ja, und sie ist kaum damit gefahren. Es wurde nur zum Einkaufen benützt, aber manchmal, wenn Mutter dachte, ich wäre beim Einkaufen, bin ich einfach hinausgefahren und richtig losgebraust. Es war ein herrliches Gefühl. Ich fühlte mich frei. Es war eine viel bessere Methode, Dampf abzulassen, als die alte Kiste mit Füßen zu treten.« Sie lachte.
    Das, dachte Kay, war das Bewundernswerte an Liz. Sie mochte damals gekocht haben vor ohnmächtigem Zorn, doch jetzt konnte sie darüber lachen. Ja, Kay war sogar ziemlich sicher, daß Liz selbst in jenen Augenblicken, als sie die alte Kiste mit Fußtritten bearbeitet hatte, innerlich ein wenig über ihre Lage gelächelt hatte. So leicht ließ sie sich nicht unterkriegen, wenn sie auch, hätte die Prüfung noch länger gedauert, vielleicht seelisch zugrunde gegangen wäre. Jetzt brauchte sie nur ein paar unbefangene, nette Flirts mit passenden jungen Männern, und sie würde diese alberne Einstellung, daß alle Männer Betrüger waren, rasch vergessen und feststellen, daß man auch mit Männern Spaß haben konnte, und daß Frauen dazu bestimmt waren, mit ihnen gut Freund zu sein.
    Mittlerweile bereitete es Kay das größte Vergnügen, all die häßlichen Gewänder, die >vernünftige< Unterwäsche und die soliden Schuhe in Kartons zu packen und an die Heilsarmee zu schicken.
    »Wo man die Sachen als Sühnegewänder ansehen wird, da garantiert nicht einmal das loseste Mädchen den Wunsch hätte, in ihnen zu sündigen.«
    Dann nahm sie Liz mit zu ihrem Friseur und bat das nette Mädchen, das sie immer frisierte, Liz eine schicke, modische Frisur zu machen, ihr das Haar mahagonifarben zu tönen und ihr zu zeigen, wie man sich schminkte.
    »Sie hat nämlich bis jetzt überhaupt nichts benützt außer ein bißchen Lippenstift und Puder, und selbst das nur, wenn ihre Mutter sie nicht sehen konnte.«
    Als Liz wieder aus dem Salon kam, sah sie beinahe hübsch aus und war glücklich über ihr neues Gesicht und ihre neuen Kleider.
    Sie hatten festgestellt, daß in einigen Tagen eine Bustour hinauf in den Norden ging, und Kay hatte sich bereiterklärt, Liz noch persönlich auf die Reise zu schicken, ehe sie abfuhr, um ihre neue Stellung anzutreten.
    »Wenn mir auch schleierhaft ist, warum es ausgerechnet eine Busreise sein muß, wo doch eine Fahrt auf die Inseln viel aufregender gewesen wäre.«
    »Zu den Inseln komme ich schon noch. Die Busreise ist ja nur ein Anfang. Ich meine, es ist doch meine erste größere Reise, und da will ich mich nicht gleich mit einem Haufen Gepäck und den ganzen Vorbereitungen herumschlagen, die dazugehören. Außerdem kann man auf diese Weise auch Menschen kennenlernen und Freunde finden.«
    »Aber vielleicht fährst du mit einer ganzen Ladung sterbenslangweiliger, gesetzter Hausfrauen, mit denen es überhaupt keinen Spaß
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