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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis
Autoren: Mary Scott
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macht.«
    »Ach, das würde mir auch nichts ausmachen. Du weißt doch, wie dumm und schüchtern ich mich fremden Männern gegenüber verhalte, und ich muß das überwinden und endlich lernen zu reden und zu lachen wie du, Kay. So hübsch wie du werde ich zwar nie sein, und ich werde sicher auch nie so viele Verehrer haben, aber ich muß es mir abgewöhnen, in Gegenwart von Männern immer gleich zur Salzsäule zu erstarren. Selbst wenn die Frauen langweilig sind, werden sie Ehemänner haben, an denen ich mich üben kann.«
    Und die beiden Mädchen lachten.
    »Wenn du nur mitkommen könntest, anstatt diese Stellung in dem Landkrankenhaus anzunehmen. Ach, Kay, warum denn nicht? Es würde mir einen Riesenspaß machen, dich einzuladen.«
    Aber Kay, die gescheite, hübsche Kay mit dem langen, blonden Haar und den lachenden Augen, hatte auch ein Gewissen.
    »Nein, ich habe versprochen, daß ich komme, und sie haben dort sowieso Personalmangel. Ich würde wirklich gern mitfahren, Liz, und wir hätten bestimmt viel Spaß, aber es geht nicht.
    Du wirst dich sicher auch so amüsieren. Ich hoffe nur, es sitzen ein paar nette Jungens mit im Bus.«
    Doch als das Reisebüro anrief, um Liz’ Buchung zu bestätigen, und Kay den Anruf entgegennahm, hörte sie enttäuscht, daß es sich um einen kleinen Bus handelte, der größtenteils mit einer Gesellschaft von elf Frauen belegt war.
    »Sie stammen alle aus demselben Dorf. — Nein, keine Institution. Lauter Freundinnen.«
    »Soll das heißen«, fragte Kay zutiefst empört, »daß der ganze Bus für diese Frauen reserviert ist?«
    »O nein. Es fahren auch einige Ehepaare mit, fünf, glaube ich. Es ist nur ein kleiner Bus, und Miss Mortimer hat den letzten freien Platz bekommen.«
    Kay wünschte, der letzte Platz wäre nicht mehr frei gewesen und berichtete Liz betrübt, die Sache klinge nicht sehr hoffnungsvoll.
    Doch Liz ließ es sich nicht verdrießen.
    »Unsinn. Mit den Frauen werde ich mich schnell angefreundet haben, und dann wird es mir vielleicht sogar gelingen, auch in Gegenwart der Männer ein Wort herauszubringen. Lauter nette Männer, die sicher schon in festen Händen sind.«
    Nun, nette Männer, die bereits in festen Händen waren, würden vielleicht für den Anfang genügen, dachte Kay. Vielleicht würde das Liz helfen, diese unglaubliche Schüchternheit zu überwinden, die das Ergebnis ihrer Erziehung und des konventionellen Lebens war, das sie geführt hatte.
    Als der Tag der Abreise gekommen war, wurde Liz doch ein wenig ängstlich.
    »Ich wünschte, es wäre jemand dabei, den ich kenne. Die Frauen werden vielleicht gar keine Lust haben, sich um mich zu kümmern, und die Männer werden mit ihren Frauen reden.«
    »Sie werden sich schon mit dir unterhalten, und du wirst feststellen, daß es im großen und ganzen leichter ist, mit Männern zu reden als mit Frauen.«
    »Aber nicht, wenn man nie einen Mann näher gekannt hat. Ist dir klar, daß ich in meinem Leben eigentlich nur den Pfarrer und den Arzt meiner Mutter näher gekannt habe? Beide sind natürlich reizende Männer, aber schon über sechzig. Andere Männer habe ich nie gekannt. Ich weiß ja, daß ich mir wünschen sollte, es säßen ein paar aufregende junge Männer im Bus, aber jetzt, wo es soweit ist, wäre es mir wirklich lieber, wenn das nicht der Fall wäre. Glaubst du, ich werde jemals über diese gräßliche Schüchternheit hinwegkommen, Kay?«
    »Aber natürlich. Sei nicht dumm. Jetzt, wo du richtig angezogen und ein bißchen zurechtgemacht bist, werden die Männer Notiz von dir nehmen, und du wirst deine alberne Schüchternheit einfach vergessen. Im Grunde ist natürlich deine Mutter daran schuld, die dich immer gegen die Männer aufgehetzt hat.«
    Ja, dachte sie, diese gute Frau hatte einiges zu verantworten. Ein weiteres Jahr unter ihrer Fuchtel, und das Mädchen wäre mit zweiundzwanzig eine eingeschworene Männerfeindin und alte Jungfer geworden. Aber vielleicht war es das beste, mit Frauen den Anfang zu machen und im Umgang mit ihnen zu lernen. Zum Glück hatte Liz praktisch aufgehört, sich bei jedem Schritt, den sie tat, zu fragen, was ihre Mutter wohl davon halten würde. Ja, sie schien sich beinahe rücksichtslos über solche Gedanken hinwegzusetzen, und das zeigte Kay, was sie in den vergangenen Jahren durchgemacht haben mußte. Nun, sie hatte ihr Leben noch vor sich, und wenn sie sich dazu durchringen konnte, dieses Haus zu verkaufen, wenn die Reise ein Erfolg wurde und sie die vergangenen,
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