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Ysobel – Das Herz aus Diamant

Ysobel – Das Herz aus Diamant

Titel: Ysobel – Das Herz aus Diamant
Autoren: Marie Cordonnier
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dem Templerorden sein Schwert andienen will! Als ob ich es mir leisten könnte, einen meiner besten Ritter einfach ziehen zu lassen. Wenn Ihr einen Vorschlag habt, wie dieses Problem zu lösen sei, macht ihn! Aber kommt mir bitte nicht damit, dass ich ihm die Hand Ysobel de Locronans wie sauren Wein andienen soll. Auch diese Dame hat es nicht verdient, wie ein Möbelstück von mir verschachert zu werden.«
    Jean de Montfort begann eine gereizte Wanderung durch das Gemach und blieb wieder vor seinem Arbeitstisch stehen, als läge dort zwischen den Dokumenten die Antwort auf seine Fragen.
    »Jos mag eine Gnade ablehnen«, entgegnete der Graf von Vannes nach einer kleinen Pause. »Aber sein Vasalleneid befiehlt ihm zu gehorchen. Habt Ihr es schon mit einem schlichten Befehl versucht?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Um ihn zu seinem Glück zu zwingen! Er würde nichts lieber tun, als Dame Ysobel zu der Seinen zu machen, aber er ist zu stolz. Die einfache Magd, als die er sie kennen gelernt hat, hätte er gegen die ganze Welt verteidigt und nie wieder aus seinen Armen gelassen. Zu der noblen Dame, die über Vermögen, Burg und Einfluss verfügt, will er seine Augen nicht erheben. Er schätzt sie so hoch, dass er glaubt, ihrer nicht wert zu sein!«
    »Gütiger Himmel!« Der Herzog warf die Arme hoch. »Da lobe ich mir doch eine problemlose, normale Heirat, bei der es einfach um Land, Protektion oder Geld geht. Bei der vernünftige Männer hieb- und stichfeste Verträge schließen und die Gefühle der Beteiligten keinen Menschen interessieren.«
    Als er keine Antwort bekam, warf er seinem dunklen Kampfgefährten einen misstrauischen Blick zu. »Ihr meint, ich soll es wagen? Über ihre Köpfe hinweg? Und wenn sie sich weigern? Ich fühle eine Verpflichtung gegen diese beiden, die über das Übliche hinausgeht. Ich habe mich gezwungen gesehen, Ysobel de Locronans Leben zu riskieren, und Jos de Comper hat verhindert, dass ihr Tod für immer mein Gewissen belastet. Was gibt mir das Recht, ausgerechnet diese beiden dem Zwang zu unterwerfen?«
    »Eure Dankbarkeit«, erklärte der Graf von Vannes trocken. »Und die Kenntnis der komplizierten Umstände. Macht ein Ende mit der Quälerei und gebt diese beiden Dickköpfe zusammen. Euer Befehl erlaubt ihnen keinen Widerspruch und würde von allen als großmütige Geste angesehen. Immerhin ist Dame Ysobel schon ein wenig zu alt für eine Braut, und Jos ein wenig zu arm für einen adeligen Bräutigam.«
    Dieser letzte Satz entlockte dem Herzog endlich ein Lachen. Er griff nach der Urkunde, die er versiegelt hatte, als der Graf eintrat und reichte sie ihm. »Lest!«
    Die verschnörkelten Buchstaben des offiziellen Dokumentes, von einem Sekretär in schönster Schrift verfasst, besagten, dass Joseph de Comper am Ostersonntag des Jahres 1365 von seinem Herzog zum Baron von Crozon gemacht wurde. Er eignete ihm die Häfen und das Land der gleichnamigen Halbinsel zu, die an das Lehen von Locronan grenzte und den Besitz auf das trefflichste ergänzen würde.
    »Ihr habt es demnach längst beschlossen«, murmelte Hervé de Saint Croix und zog eine Grimasse, denn ein solches beglaubigtes Pergament anzufertigen kostete Zeit und Mühe. »Wie müsst Ihr Euch amüsiert haben über diesen Aufmarsch seiner Freunde.«
    »Auch ein wenig geärgert«, gab Jean de Montfort zu.
    »Es zeugte von Misstrauen gegenüber meiner Menschenkenntnis und meiner Gerechtigkeit.«
    »Schiebt es auf die abenteuerlichen Erfahrungen, die unsere Gemahlinnen gemacht haben«, erwiderte Hervé mit einem entschuldigenden Lächeln. »Sie haben alle lernen müssen, sich nicht auf andere zu verlassen ...«
    »Dann gönnt mir die kleine Rache und behaltet das Geheimnis für Euch!«, bat der Herzog und nahm das Dokument wieder an sich. »Ihr müsst nicht einmal jene bezaubernde Dame anlügen, die Euch geschickt hat. Ich habe nichts gesagt, und ich nehme an, sie wird Euch nicht fragen, ob Ihr etwas gelesen habt!«
    Hervé blieb nichts anderes übrig, als den ein wenig hinterhältigen Schachzug mitzumachen. Und so kam es, dass seine Gemahlin nichts anderes tun konnte, als an Ysobels Geduld zu appellieren.
    »Wir sind gekommen, um Ostern zu feiern, und das werden wir tun!«, verkündete sie fröhlich.
    Aber Ysobel dachte nicht daran, sich widerspruchslos zu fügen. Sie hatte gelernt, ihre Angelegenheit in die eigenen Hände zu nehmen, und zudem stand ihr nun eine ebenso fähige wie ungenierte Helferin zur Seite.
    Ysobel hatte
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