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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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dass er ihre versteckten Papiere gefunden und durchwühlt hatte.
    Der Stoß ließ sich in zwei große Bögen auseinanderfalten. Bei dem oberen handelte es sich um Grundrisspläne von Holmes Manor – Architektenzeichnungen, auf denen sämtliche Räume und Etagen maßstabsgetreu dargestellt waren. Viele der Räume waren mit roter Tinte durchgestrichen worden. Die meisten enthielten handgeschriebene Notizen oder Pfeile, die auf bestimmte, mit Fragezeichen versehene Gebäudeelemente wiesen. Neben einer besonders dicken Wand zwischen dem Speisezimmer und dem Empfangsraum hatte jemand einen Kommentar mit folgendem Wortlaut geschrieben: »Nach Geheimfächern in der Wand absuchen. Könnten von beiden Seiten zugänglich sein.«
    Der zweite Bogen war nur unwesentlich kleiner als der erste. Es handelte sich um verschiedene Worte und Sätze, die in der gleichen Handschrift geschrieben waren wie die Notizen auf den Grundrisszeichnungen. Um diese herum waren jeweils Kästchen eingezeichnet worden, die wiederum durch Linien und Pfeile zu einer Art Netzwerk verbunden waren. Es sah aus, als versuchte Mrs Eglantine – vorausgesetzt, dass es sich um ihre Notizen handelte eine Reihe völlig verschiedener Elemente, Entdeckungen und Schlussfolgerungen zu einem stimmigen Muster zusammenzufügen. Ein Versuch, der, wie sich unschwer feststellen ließ, bisher nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen war. Sherlock überflog ein paar Notizen und entdeckte sowohl Namen von Mitgliedern der Holmes-Familie als auch welche, die ihm nichts sagten. Darüber hinaus stieß er auf Ortsnamen, von denen er schon einmal gehört zu haben glaubte, sowie auf scheinbar rein willkürlich aufgenommene Begriffe, die vermutlich aber Mrs Eglantine etwas sagten. Im Zentrum des Ganzen prangten, ähnlich wie eine Spinne in der Mitte ihres Netzes, die zweimal mit großem Nachdruck eingekreisten Worte
Goldene Platten
.
    Goldene Platten? War es
das
, wonach sie suchte?
    Widerwillig faltete Sherlock die Bögen wieder zusammen, peinlich genau darauf achtend, die bereits vorhandenen Falzgrate zu benutzen. Er wünschte, er könnte die Aufzeichnungen für weitere Untersuchungen behalten. Aber das wäre zu riskant. Er konnte das Ganze nicht einmal abschreiben – dafür standen einfach zu viele Informationen darauf, und es würde viel zu lange dauern. Er wusste nun zwar mehr als zuvor, doch er war sich nicht sicher, ob er auch unbedingt schlauer geworden war. Er wickelte die gefalteten Bögen in das Wachstuch, band den Faden darum und ließ das Ganze wieder vorsichtig aus dem Fenster, nachdem er sich noch einmal davon überzeugt hatte, dass niemand im Park war.
    Schließlich schloss er das Fenster, nicht ohne daran zu denken, es einen Spalt weit offen zu lassen.
    Er warf noch einen letzten Blick in den Raum, teils um vielleicht doch noch etwas zu entdecken, was seiner Aufmerksamkeit entgangen war, teils um zu sehen, ob er irgendwelche Spuren hinterlassen hatte. Doch auf beide Fragen lautete die Antwort Nein.
    Nachdem er einen Moment an der Tür gelauscht hatte, um zu sehen, ob die Luft rein war, verließ Sherlock Mrs Eglantines Zimmer und huschte über den Korridor. Einen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, sich in sein Zimmer zurückzuziehen. Aber dort gab es nichts für ihn zu tun, abgesehen davon, sich eine Weile auszuruhen und nachzudenken. Außerdem hatte er andere Dinge zu erledigen, und so eilte er nach unten.
    Die schwere Eichenholztür, die hinaus auf die Zufahrt und den Park führte, schlug gerade mit dumpfem Ton zu, als er die Eingangshalle erreichte. Jemand hatte soeben das Haus verlassen. Durch ein schmales Fenster konnte Sherlock eine schwarz gekleidete Gestalt erkennen, die auf eine bereitstehende Kutsche zusteuerte. Es war Mrs Eglantine. Und sie hatte einen Mantel angezogen, was bedeutete, dass sie vermutlich auf dem Weg in die Stadt war. Sie musste also ihre Besprechung mit Cook gerade erst beendet haben. Ein kalter Schauder lief ihm den Rücken hinunter, als ihm klarwurde, wie knapp die Sache für ihn gewesen war. Hätte sie ihren Mantel oben in ihrem Zimmer aufbewahrt anstatt in der Küche, hätte sie ihn womöglich erwischt.
    Ratternd setzte sich die Kutsche in Bewegung und verschwand schließlich durch die Toreinfahrt auf der Straße.
    »Master Sherlock!«, rief Cook, als sie in die Halle kam. Sie war eine große Frau mit heiterem, normalerweise von der Ofenhitze gerötetem Gesicht und Mehl bestäubten Händen. Aber heute sah sie blass
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