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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3
Autoren: Andrew Lane
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– da war ein Pfad, kaum wahrnehmbar und nur dadurch zu erkennen, dass die Zweige und Gräser etwas zur Seite gedrückt waren. Seiner Schätzung nach war er nicht viel breiter als zehn Zentimeter.
    »Auf der Nahrungssuche bewegt sich Rehwild den ganzen Tag lang zwischen Schlafplatz und der bevorzugten Wasserstelle hin und her«, erklärte Crowe, der immer noch in der Hocke saß. »Sobald sie einmal eine sichere Route gefunden haben, benutzen sie diese so lange, bis sie von irgendetwas gestört werden. Was sagt dir das?«
    »Dass Beutetiere dazu neigen, an denselben Gewohnheiten festzuhalten, es sei denn, sie werden dabei gestört?«, erwiderte Sherlock vorsichtig.
    »Ganz richtig. Denke immer daran. Wenn du auf der Suche nach einem Mann bist, der einen Drink zu schätzen weiß, sieh dich in den Tavernen um. Bist du hinter jemandem her, der dem Wettspiel verfallen ist, versuch’s auf den Pferderennbahnen. Sie alle jedoch müssen dabei irgendwie von A nach B kommen. Sprich also mit Kutschern und Fahrkartenkontrolleuren und schau, ob sie sich an deinen Mann erinnern.«
    Er richtete sich auf, nahm wieder den Korb an sich und setzte seinen Weg zwischen den Bäumen und Büschen fort. Während Sherlock ihm folgte, blickte er sich um. Nun, da Crowe aufgezeigt hatte, worauf zu achten war, konnte er verschiedene Spuren auf dem Boden ausmachen: Manche stammten von Rehwild in unterschiedlicher Größe, einige hingegen gehörten offensichtlich zu anderen Tieren wie vielleicht Wildschweinen oder Dachsen und Füchsen. Auch konnte er nun Pfade durch das Unterholz an Stellen ausmachen, wo Buschwerk und Gräser durch die Körper der Tiere beiseitegeschoben worden waren. Zuvor Unsichtbares war plötzlich klar zu erkennen, und in der gleichen Szenerie wie zuvor registrierten seine Augen nun auf einmal viel mehr.
    Sie brauchten noch eine halbe Stunde, bis sie schließlich die Tore von Holmes Manor erreichten.
    »Ich werde mich hier von dir verabschieden«, sagte Crowe. »Lass uns morgen weitermachen. Es gibt noch einiges über das Spurenlesen und die Jagd zu lernen.«
    »Wollen Sie nicht kurz mit reinkommen?«, fragte Sherlock. »Ich könnte die Köchin bitten, uns eine Kanne Tee zu machen, und eines der Mädchen könnte die Fische für Sie ausnehmen.«
    »Sehr nett von dir«, knurrte Crowe. »Das Angebot nehme ich gerne an.«
    Zusammen näherten sie sich auf dem kiesbedeckten Zufahrtsweg der beeindruckenden Fassade von Holmes Manor. Dieses Mal ging Sherlock voran.
    Ohne anzuklopfen, drückte er die Eingangstür auf.
    »Mrs Eglantine!«, rief er kühn.
    Eine schwarze Gestalt löste sich aus den dunklen Schatten am Fuß der großen Freitreppe und kam wie ein Geist auf sie zugeglitten.
    »Junger Master Holmes«, antwortete ihm die Hauswirtschafterin mit ihrer spröden Stimme, die an trockenes Herbstlaub erinnerte. »Sie scheinen dieses Haus eher als Hotel denn als Residenz Ihrer Familie zu betrachten.«
    »Und Sie scheinen alles eher so zu betrachten, als wären Sie keine Bedienstete, sondern ein Mitglied der Familie«, konterte Sherlock mit kalter Stimme, aber klopfendem Herzen. »Mr Crowe wird den Nachmittagstee mit mir einnehmen. Bitte treffen Sie die entsprechenden Vorkehrungen.« Er stand da und wartete, unsicher, ob sie seine Anordnungen befolgen oder ihn mit einem scharfen Wort abkanzeln würde. Er hatte das Gefühl, dass sie sich selbst auch nicht so sicher war. Aber einen Augenblick später wandte sie sich um und steuerte wortlos auf den Küchentrakt zu.
    Plötzlich überkam ihn das unwiderstehliche Verlangen, die Dinge noch ein wenig auf die Spitze zu treiben und die Frau zu piesacken, die während des letzten Jahres so viel dazu beigetragen hatte, ihm das Leben schwerzumachen.
    »Oh«, fügte er hinzu und wies mit einer Geste auf den Weidenkorb zu Amyus Crowes Füßen. »Mr Crowe hat ein paar Fische gefangen. Seien Sie doch so gut und veranlassen Sie, dass man sie ausnimmt und filetiert.«
    Mrs Eglantine drehte sich mit einem Gesichtsausdruck um, der frische Milch zum Gerinnen hätte bringen können. Ihre Lippen kräuselten sich, während sie sich, offensichtlich unter größter Willensanstrengung, die Antwort verkniff, die ihr eigentlich auf der Zunge lag. »Natürlich«, brachte sie schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich werde jemanden nach dem Korb schicken. Vielleicht wären Sie dann so gut, ihn hier zu lassen und sich in den Empfangsraum zu begeben.«
    Dann schien sie wieder mit den Schatten zu
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