Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3
Autoren: Andrew Lane
Vom Netzwerk:
präge dir die Fakten ein«, schnaubte Crowe und fuhr fort. »Im Winter zum Beispiel, wenn das Wasser noch kälter und an der Oberfläche vielleicht sogar gefroren ist, bewegen sich die Fische kaum von der Stelle. Sie leben dann zum großen Teil von den Reserven, die sie sich im Herbst angefressen haben. Der Winter ist also keine gute Zeit zum Angeln. Also, was hast du bis jetzt gelernt?«
    »Na schön.« Rasch ging Sherlock im Kopf noch einmal die Fakten durch. »Im Frühling versprechen der späte Morgen oder der Nachmittag am meisten Erfolg. Und im Winter ist man besser dran, wenn man gleich auf den Markt geht und beim Fischhändler kauft.«
    Crowe lachte. »Eine gute Zusammenfassung der Fakten. Aber denk daran, was sich
hinter
den Fakten verbirgt. Wie lautet die Regel, die die Fakten erklärt?«
    Sherlock dachte einen Augenblick nach. »Das Wesentliche ist die Wassertemperatur«, sagte er schließlich. »Und die hängt davon ab, wie warm die Sonne scheint und ob die Sonnenstrahlen direkt von oben oder in schrägem Winkel aufs Wasser fallen. Man muss sich also klarmachen, wo die Sonne steht, herausfinden, an welcher Stelle mit wärmeren Wasserschichten zu rechnen ist, und schon weiß man, wo sich der Fisch befindet.«
    »Ziemlich richtig.«
    Der Köder ruckte leicht. Crowe beugte sich vor und starrte mit seinen verwaschenen blauen Augen unverwandt auf die Stelle.
    »Jede Fischart bevorzugt eine andere Temperatur«, fuhr er leise fort. »Ein guter Angler wird sein Wissen um die bevorzugte Wassertemperatur des Fisches mit seinen Kenntnissen über die Jahres- und Tageszeit sowie die Strömungsverhältnisse kombinieren, um zu eruieren, welche Fischart sich zu einer bestimmten Jahreszeit in einem bestimmten Gewässerbereich aufhält.«
    »Das ist alles äußerst interessant«, wandte Sherlock vorsichtig ein. »Aber ich werde das Angeln wohl kaum zu meinem neuen Hobby machen. Wie es aussieht, besteht das Ganze aus jeder Menge Warterei, dass etwas passiert. Wenn ich schon so lange Zeit herumsitzen muss, würde ich lieber ein gutes Buch als eine Angelrute in Händen halten.«
    »Der Punkt, auf den ich in meiner eigenen ländlich-schlichten Art eigentlich hinaus will«, erwiderte Crowe geduldig, »ist, dass du in einer strukturierten Weise vorgehen musst, wenn du etwas fangen willst. Du musst die Gewohnheiten deiner Beute kennen und wissen, wie diese sich je nach den örtlichen Gegebenheiten ändern. Die Lektion lässt sich ebenso gut auf Menschen wie auf Fische anwenden. Menschen haben je nach Tageszeit bestimmte Vorlieben, bevorzugte Aufenthaltsorte, und diese Vorlieben können, zum Beispiel wenn die Sonne scheint, anders aussehen, als wenn es regnet oder wenn die Zielperson hungrig statt satt ist. Du musst dein Zielobjekt genau kennenlernen, um vorherzusagen, wo es sich höchstwahrscheinlich aufhalten wird. Dann kannst du einen Köder einsetzen – wie ich zum Beispiel einen aus dieser schönen Sammlung von Köderfedern hier –, irgendetwas eben, dem deine Beute einfach nicht widerstehen kann.«
    »Lektion verstanden«, sagte Sherlock. »Können wir jetzt zurück?«
    »Noch nicht. Ich habe immer noch kein Abendessen.« Nach irgendetwas Ausschau haltend, glitt Crowes Blick über die Oberfläche des Sees. »Sobald du einmal die Gewohnheiten deiner Beute kennst, musst du auf Zeichen ihrer Anwesenheit achten. Sie wird nicht so einfach mir nichts dir nichts plötzlich vor deiner Nase auftauchen. Nein, sie hält sich versteckt, ist auf der Hut, und du musst nach den subtilen Spuren Ausschau halten, die dir verraten, dass sie in der Nähe ist.« Seine Augen verharrten an einer etwa vier Meter vom Boot entfernten Stelle auf der Wasseroberfläche.
    »Sieh zum Beispiel einmal dort hinüber«, fuhr er fort und wies mit einem Nicken auf die Stelle. »Was siehst du?«
    Sherlock starrte. »Wasser?«
    »Was noch?«
    Er kniff die Augen zum Schutz vor dem blendenden Sonnenlicht zusammen und versuchte dahinterzukommen, was Crowe wohl gemeint haben könnte. Einen Moment schien es so, als würde sich eine winzige Stelle an der Wasseroberfläche ganz leicht nach unten senken. Wenn auch nur einen ganz kurzen Augenblick, bevor alles wieder normal aussah.
    Und sobald er wusste, wonach er Ausschau halten musste, entdeckte Sherlock auf einmal mehrere solcher Stellen – weitere jähe und kurze Momente, während deren sich die Oberfläche des Sees leicht einzudellen schien.
    »Was ist das?«
    »Das passiert, wenn die Fische – in diesem Fall
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher