Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3
Autoren: Andrew Lane
Vom Netzwerk:
liebender Bruder
    Mycroft
    »Und? Was Interessantes?«, fragte Crowe.
    »Wir fahren nach London«, erwiderte Sherlock nur und grinste.

2
    Als Sherlock am gleichen Nachmittag nach Farnham ritt, fiel leichter Regen. Der beharrliche Niederschlag sammelte sich in Pfützen auf der Straße und rann ihm den Nacken hinab, egal, wie sehr er auch den Kragen hochsteckte und enger knöpfte. Er saß auf dem Pferd, das er aus der Obhut von Baron Maupertuis »befreit« hatte – das Pferd, für das er immer noch einen Namen finden musste. Falls er das denn überhaupt jemals tun würde.
    Er konnte einfach nicht verstehen, warum die Menschen ihren Tieren Namen geben mussten. Ob sie nun einen Namen hatten, eine Zahl oder gar nichts: Den Tieren war es egal. Außerdem implizierte ein Name ein gewisses Maß von Persönlichkeit und Gleichheit, das es eigentlich nicht geben sollte. Tiere waren nun einmal Tiere und Menschen Menschen.
    Während sie sich der Ortschaft näherten und die Hufe seines Pferdes nur so durch die Pfützen platschten, ertappte Sherlock sich dabei, wie er über den seltsamen Unterschied zwischen Haus- und anderen Tieren nachdachte. Wenn es in Ordnung war, ein Rind in Form eines Beefsteaks zu verspeisen, warum konnte man dann nicht auch Katzen oder Pferde essen? Es schien keinerlei logischen Grund dafür zu geben, warum man das nicht sollte – soweit er wusste, war Pferdefleisch schließlich nicht giftig oder so was. Andererseits, wenn schon Katzen und Hunde von der Speisekarte gestrichen waren, warum waren dann nicht auch Kaninchen davor sicher, im Eintopf zu landen? Das ergab nicht den geringsten Sinn. Irgendjemand hatte eine willkürliche Linie durch das Tierreich gezogen und gesagt: »Also gut, die hier könnt ihr nach Herzenslust verspeisen, aber die da drüben werden spazieren geführt, gestreichelt, umsorgt und beerdigt, wenn sie tot sind.«
    Während sich das Wasser allmählich seinen Weg durch jede Ritze seiner Kleidung bahnte, fragte er sich, ob in anderen Ländern wohl dieselben unlogischen Regeln galten. Gab es irgendwo auf der Welt Länder, deren Bewohner Pferde und Hunde aßen, aber vielleicht Kühe als heilig betrachteten? Wenn dem so war, deutete dies darauf hin, dass die ganze Sache bloß subjektiver, ja wenn nicht sogar rein willkürlicher Natur war. Würde sich jedoch herausstellen, dass in allen Ländern die gleichen Unterscheidungen existierten, sorgte vielleicht etwas in der menschlichen Natur dafür, dass Kühe als Nahrung und Pferde als Freunde betrachtet wurden.
    Gedankenverloren tätschelte er den Hals seines Pferdes. Könnte er es jemals essen? Könnte er sich über ein saftiges Steak hermachen, im Wissen, dass er nur ein paar Stunden zuvor auf dem Rücken des Tieres gesessen hatte, von dem es stammte? Streng logisch betrachtet, konnte er nicht erkennen, was dagegen sprach. Aber tatsächlich empfand er bei der Vorstellung ein gewisses Unbehagen. Vielleicht wenn er am Verhungern wäre. Vielleicht wenn sie zu zweit in einen Blizzard gerieten und die einzige Chance zu überleben darin bestünde, das Pferd zu essen. Das würde Sinn ergeben.
    Während das Pferd durch die ersten Ausläufer von Farnham trottete, machte sich ein verstörender Gedanke in ihm breit. Wenn er – jedenfalls im Prinzip – bereit war, sein Pferd zu essen, warum dann nicht auch seine Freunde? Wenn er und Matty zum Beispiel in einen Blizzard geraten würden …
    Allein schon der Gedanke bereitete ihm Übelkeit, und rasch verdrängte er ihn. Doch ein unterschwelliger Zweifel blieb. Hinsichtlich Intelligenz und allgemeiner Entwicklungsstufe gab es, logisch betrachtet, beispielsweise zwischen Insekten und Menschen, eine fließende Skala. Fische und Frösche waren wohl näher an den Insekten dran, Hunde und Katzen jedoch am Menschen.
    War es nicht das, was Mister Charles Darwin jüngst in seinem Buch
Von der Entstehung der Arten
dargelegt hatte? Ein Buch, über das sich sein Onkel Sherrinford vor ein paar Wochen beim Abendessen so entrüstet hatte? Nach Darwin waren Menschen lediglich eine andere Tierart und hatten nichts Spezielles, Gottgegebenes an sich. Wenn man jedoch die Religion aus der Diskussion ausklammerte, wenn man akzeptierte, dass Menschen nur Tiere waren, die Werkzeuge herstellen und sprechen konnten, warum durfte man dann nicht Menschen ebenso wie Kühe als Nahrung benutzen?
    Zu viele Fragen, bei denen die Logik nicht im Geringsten weiterzuhelfen schien. Die Logik sagte ihm, dass, wenn
dieses
in Ordnung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher