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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3
Autoren: Andrew Lane
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haben, weil ich anfangs dachte, dass das genau der Ort ist, wohin es ihn verschlagen hat.« Er seufzte. »Er hat sich verändert. Er war nicht mehr der Mann, für den ich ihn hielt. Aber andererseits passiert genau das mit einem, wenn man dauernd durch die Weltgeschichte reist – weswegen ich auch die feste Absicht hege, für den Rest meines Lebens so wenig wie menschenmöglich herumzureisen.«
    »Ich bin überrascht, dass Schuwalow Ihnen so bereitwillig geglaubt hat«, knurrte Crowe, der immer noch zweifelnd in seine Suppenschüssel äugte. Versuchsweise rührte er sie mit seinem Löffel um.
    »Das ist der zweite komische Aspekt an der Sache«, sagte Mycroft. »Ich kannte Schuwalow bei weitem nicht so gut wie Wormersley, und trotzdem war es am Ende gerade diese Beziehung, die auf Basis von Vertrauen fortbestand, während die andere in die Brüche ging. Schuwalow und ich verstehen uns. Wir denken ähnlich. Als man ihn informierte, dass ich verhaftet worden war, hat er sofort befohlen, mich zu ihm zu bringen. Wir tranken Tee zusammen und haben uns auf sehr zivilisierte Art und Weise miteinander unterhalten. Er entschuldigte sich für jede etwaige grobe Behandlung seitens seiner Männer, und ich entschuldigte mich dafür, ohne ordentliches Avis nach Russland eingereist zu sein. Genau so sollten internationale Beziehungen gepflegt werden: freundlich, mit Erfrischungen und ohne als Attentäter abgerichtete Falken.«
    »Und er hat Ihnen die ganze verrückte Sache abgekauft?«
    »Nachdem Sherlock seine Geschichte erzählt hatte, war es offensichtlich, dass die Fakten sie bestätigten. Die Leute hatten gesehen, wie der Falke samt seiner Metallklingen in die Kutsche geflogen ist. Sie hatten sowohl den Kampf zwischen Wormersley und Sherlock als auch den zwischen Mr Stone und Mr Kyte mitbekommen. Und Schuwalow hatte bereits Berichte über meine Verhaftung hier in London bekommen. Er hat natürlich ebenso seine eigenen Agenten in London wie ich sie in Russland habe – na ja, hatte.« Nachdenklich hielt er inne. »Auch wenn seine Agenten vermutlich nicht insgeheim für die Paradol-Kammer arbeiten«, sprach er dann weiter. »Was ihm bei dem gerade vor sich gehenden Spiel einen Punktvorteil verschafft.«
    »Spiel?«, fragte Sherlock.
    »Der fortwährende strategische Kampf zwischen Russland und Großbritannien um die Vorherrschaft in Zentralasien, Afghanistan und Indien. Das bezeichnen wir als das Große Spiel.«
    »Vater ist in Indien«, hob Sherlock hervor. »Und kämpft dort. Das ist wohl kaum als Spiel zu bezeichnen, Mycroft.«
    Mycroft hatte die Größe, seine Beschämung offen zu zeigen. »Du hast recht, mein Lieber. Es ist kein Spiel, ganz zu schweigen von einem großen. Wenn man hier in London bequem in seinem Sessel sitzt, verliert man das schnell einmal aus den Augen. Wenn mich die Zeit in Russland eines gelehrt hat, dann vielleicht, dass es sich bei den Figuren, die wir auf dem Schachbrett hin und her schieben, um reale Menschen mit realen Gefühlen handelt. Das ist eine Lektion, die ich mir hinter die Ohren schreiben werde.«
    Ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »Aber du hast mich daran erinnert, dass ich dir immer noch Vaters Brief schuldig bin, den er aus Indien geschickt hat und weswegen du ursprünglich von Farnham nach London gekommen bist. Ich habe ihn dabei. Du kannst ihn später lesen.«
    Crowe gab ein Räuspern von sich. »Wie sehen also nun die Pläne aus?«, fragte er, offensichtlich im Bestreben, das Gespräch auf ein leichteres Thema zu lenken. »Ich für meinen Teil habe vor, einige Zeit mit meiner Tochter zu verbringen.«
    »Und ich beabsichtige, zu meiner Arbeit und in meine gemütliche Unterkunft zurückzukehren«, verkündete Mycroft.
    »Dann werde ich wohl vermutlich nach Holmes Manor zu Tante und Onkel zurückfahren und zur reizenden Mrs Eglantine«, sagte Sherlock missmutig. Er blickte zu Rufus Stone hinüber. Für einen Moment schweiften seine Gedanken nach Farnham und zu der schwarz gekleideten Frau, die ihn beobachtet hatte und dann in dem Seitengang verschwunden war. Damals hatte er vermutet, es sei Mrs Eglantine gewesen. Doch nun war er sich da nicht mehr so sicher. Womöglich hatte es sich auch um Miss Aiofe Dimmock gehandelt, die Mycrofts Bruder ausspionieren wollte, bevor die Paradol-Kammer ihren komplizierten Plan in die Tat umsetzte. Aber vielleicht war es ja doch Mrs Eglantine gewesen. In diesem Augenblick beschloss Sherlock, dass er bei seiner Rückkehr nach Holmes
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