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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine
Autoren: Kirstyn McDermott
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Berührungen. Sein Weg wirkt fast wie ein Ritual; eine Prüfung durch Mitgefühl, zu schmerzhaft, um sie zu beobachten, also lenke ich meine Aufmerksamkeit woandershin, starre an die gerippten Bögen der Decke, auf die leuchtend roten Plastikkirschen auf dem Hut der Frau vor mir und schließlich auf die kleine Broschüre, die fast vergessen auf meinem Schoß liegt.
    Ihr Umschlag besteht aus dickem weißem Karton – die Art von glatter, matter Oberfläche, auf der sich noch der sanfteste Druck eines Fingers abzeichnen würde – und ist bedruckt mit silbernen Fäden, die sich in Kurven über die Ränder ziehen, um in jeder Ecke ein trauriges Paar Tauben zu umschlingen. In einfacher silbernen Schrift wird verkündet: Wir feiern das Ewige Leben von Madigan Sargood . Innen ist strukturiertes Reispapier, trocken wie alte Haut, aber weich, fast geräuschlos, als ich die Seiten umblättere. Ich blättere durch Kirchenlieder und Lesungen aus dem Evangelium, Gebete und die Antworten dazu; die gesamte Messe breitete sich in schwarzer, leicht lesbarer Schrift vor mir aus. Vollkommen fremd das alles für mich, einen Nicht-Katholiken – Nicht-Irgendwas eigentlich. Nicht einmal Madigan mit ihrem Schmollen hatte es geschafft, mich in eine Messe zu schleppen, bis heute.
    Ich habe nie verstanden, warum sie wieder anfing, die Messe zu besuchen; nicht ganz. Du musst mitkommen, Lexi, du musst es selbst spüren. Ein neues Kruzifix um ihren Hals, an dem eine winzige, goldene Christus-Figur glitzerte, während sie es geistesabwesend, fast sinnlich streichelte. Dort ist Macht, alte Macht – viel älter als diese leere Religion und ihr nichtssagender kleiner Erntegott es sich je vorstellen könnten.
    Ich wollte keinen Anteil daran.
    Jetzt, endlich doch in der Kirche, empfinde ich nichts als ein vages Unbehagen, weil mir alles so fremd ist, und zunehmende Verärgerung über das trübe goldene Licht, das durch die Fenster der Kathedrale dringt. Buntglas, in der Farbe von abgestandenem Urin.
    Die Musik setzt ein, majestätische Orgelakkorde. So laut, dass sie jeden Winkel bis zum Zerbersten füllen. Ich schließe die Broschüre und bereite mich darauf vor, mit dem Rest der unruhigen Gemeinde aufzustehen. Aber dann stockt mein Atem, als ich die Rückseite des Umschlags sehe, sie sehe, den Kopf zur Seite gelegt und dieses Lächeln um den Mund, das ich so gut kenne, die Lippen leicht geöffnet, um ein kleines Aufblitzen der Zähne zu zeigen. Ihre Augen ein leuchtendes Grün, weit offen und mit einem schelmischen Funkeln darin, fast irisierend vor der fahlen, leicht sommersprossigen Haut ihres Gesichtes. Und überall um sie herum ihr wildes Haar, so leuchtend rot, dass man denken könnte, das Bild wäre mit einem Filter aufgenommen worden. Aber nein, nein , denn ich habe dieses Haar berührt, habe es an meinen Mund geführt, sie gehalten …
    oh, Lexi.
    Gott, es ist wunderschön, sie ist wunderschön. Wann wurde es aufgenommen, wie lange ist das her? Mindestens ein Jahr, wahrscheinlicher zwei; sie ist nicht so hager wie in den letzten Monaten und ich sehe keine Andeutung von panischem Wahnsinn in ihr. Also, vor zwei Jahren. Ja. Genau um die Zeit herum, als ich sie wiedergefunden habe oder, genauer gesagt, sie mich gefunden hat.
    hey, Lexi?
    Dieser erste Tag – würde ich ihn jetzt wiederhaben wollen, wenn ich die Chance hätte? Würde ich ihn zurücknehmen, mit all den Tagen, die folgten?
    Würde ich das tun?
    Dieser erste Tag …

Kapitel 2

    »Hey, Lexi!«
    Ich war schon halb die Treppe der Flinders Street Station hinaufgestiegen, mit müden Schritten auf dem Weg nach Hause von der Nachtschicht in einem 7-Eleven in der Innenstadt, als sie mich rief und ihre Stimme plötzlich und scharf den morgendlichen Verkehr übertönte.
    »Lexi!«
    Nur eine Person hatte mich je so genannt.
    Ich suchte die ausdruckslose Menge der Pendler ab, fragte mich, ob ich mich verhört hatte, einen anderen Ruf vollkommen falsch verstanden hatte, aber dann war sie da, stand mit einem irren Grinsen und zur Umarmung weit ausgebreiteten Armen direkt vor mir. Kein kleines Mädchen mehr – das war vor zwölf Jahren gewesen, Schnee von gestern – und in einem Moment der Verwirrung verwechselte ich sie mit ihrer Mutter. Mein Gott, sie sah aus wie Katherine.
    »Lexi?« Ihr Lächeln verlosch, in ihren Augen flackerte Zweifel. »Du bist es, oder?«
    Und mir dämmerte die Erkenntnis. »Madigan?«
    So viel Zeit war vergangen, seitdem sie gegangen war. Seitdem sie mir
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