Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine
Autoren: Kirstyn McDermott
Vom Netzwerk:
trauriger Miene, der einen Stapel Broschüren im Arm hält. Ein leichtes, schiefes Lächeln hebt einen Mundwinkel, als er mir eine davon entgegenhält. Ich nehme sie automatisch entgegen und erwidere das kurze Nicken des Mannes mit einem eigenen, als ich verstehe, dass das für ihn einfach ein Job ist. Die Ware übergeben, höflich lächeln, Transaktion abgeschlossen. Einen schönen Tag noch. Na ja, Letzteres vielleicht nicht, wenn man die Umstände bedenkt.
    Ja. Ich bin heute zu grausam, zu zynisch, und wenn es irgendwen gibt, den man der Scheinheiligkeit anklagen müsste, dann bin das ich. Guter, alter Alex, mit meinem ganzen ernsthaften Gerede über Liebe und Verantwortung und dass ich für sie da wäre, wann immer sie mich bräuchte – bis, natürlich, sie mich tatsächlich gebraucht hatte. Bis. Falls. Mit Ausnahme von. Schreckliche, hässliche Worte, und ich habe meine Verteidigungsmechanismen darauf errichtet. Habe Grenzen in meinem eigenen Herzen gezogen, wo ich ihr versprochen hatte, dass es keine geben würde. Zu spät jetzt, um sie aufzuheben, zu …
    O Gott.
    … spät.
    Der Sarg wartet am Ende des Ganges, weiß und mit Blumen umkränzt, Calla-Lilien, die sich wie kleine, weiche Trompeten aus dem Grün heben. Der Deckel ist fest geschlossen, natürlich, bei einem katholischen Requiem sind keine offenen Särge erlaubt, und nichts daran ist düster bis auf das Wissen, was – wer – darin liegt.
    Es ist eine Sache, zu wissen, dass sie tot ist, aber es zu sehen …
    Ich gleite in die nächste Bankreihe und schließe die Augen. Wie ist das geschehen? Ist es möglich, die Wochen, Monate oder sogar Jahre zurückzugehen, um ein Muster der Unabwendbarkeit zu finden? Irgendeinen Beweis dafür, dass es unmöglich für mich war, die Abfolge der Ereignisse zu ändern oder zu kontrollieren? Oder wäre das nur eine masochistische Übung, die einzig dazu dienen würde, mir die verpassten Gelegenheiten, die falschen Entscheidungen und die verdammte Abfolge von Schuldhaftigkeit vor Augen zu führen? Und, der dunkelste aller dunklen Gedanken: Was wäre mir lieber?
    Altes Holz knirscht, als jemand sich neben mir auf die Bank setzt. Ich halte die Augen geschlossen, weil ich nicht einmal den flüchtigsten Kontakt mit irgendjemandem haben will – besonders nicht mit einer der Marionetten.
    Aber eine Hand berührt meine Schulter. »Alex?«
    Bailey, der in seinem schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte und der nach oben geschobenen Brille mit dem dünnen Metallrahmen noch älter aussieht. Zwischen uns liegen nur vier Jahre, aber es wirkte immer, als wären es unendlich viel mehr. Selbst als wir Kinder waren, betrachteten Madigan und ich ihren älteren Bruder eher als einen der Erwachsenen, uns nicht ähnlich. Er ist jetzt ein Anwalt, Partner in einer dieser hochklassigen Anwaltskanzleien auf der Collins Street, und er sieht genauso aus.
    »Wir sind froh, dass du es geschafft hast«, sagt Bailey und räuspert sich.
    Ich nicke, weil ich meiner eigenen Stimme nicht vertraue.
    »Alex, wir möchten, dass du hinterher beim Haus vorbeikommst. Zum Leichenschmaus. Wir – Dad und ich – wüssten das wirklich zu schätzen.«
    »Mann, das ist vielleicht keine so gute Idee.« Allein Baileys Anwesenheit sorgt dafür, dass ich mich unwohl und gehemmt fühle. Es ist einfach, mir vorzustellen, wie ich in Jeans und dem schwarzen Baumwoll- T -Shirt unter meinem Mantel in einer Ecke des Sargood-Anwesens sitze, das Ziel von taxierenden Blicken und bösartigen, halb geflüsterten Kommentaren. Das ist er, der Exfreund … Gott allein weiß, was sie an ihm gefunden hat … hat ja ziemlich Nerven, hier aufzutauchen, wenn man alles bedenkt …
    »Bitte.« Bailey drückt meine Schulter. »Es würde ihm eine Menge bedeuten. Außerdem gibt es ein paar Dinge, die wir besprechen müssen. Je eher, desto besser.«
    »Dinge?« Ich runzle die Stirn. »Was für Dinge? Schau, wie wäre es, wenn ich nächste Woche mal vorbeikomme, wenn ihr alle die Chance hattet …«
    »Nein.« Ein abruptes, vehementes Kopfschütteln. »Alex, das ist wichtig. Es ist …« Er zieht ein Taschentuch aus der Tasche und hustet hinein, seine Augen sind plötzlich zu hell. Zu feucht. »Es geht um sie.«
    Ich wende den Blick ab. »Tut mir leid, Bailey. Ich werde kommen. Natürlich werde ich kommen.«
    »Sag am Tor deinen Namen.«
    Und dann ist er weg, schlängelt sich langsam durch den Mittelgang, fast nach jedem Schritt aufgehalten von mitfühlendem Händeschütteln und kurzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher