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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine
Autoren: Kirstyn McDermott
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sie geschlagen, die Augen weit aufgerissen und eine Hand vor dem Mund. »Oh, Lexi …«
    Dann kam die Kellnerin mit unserem Frühstück. Die vereinten Düfte von Kaffee, Speck und heißen, gebutterten Croissants weckten meinen Hunger und ich wurde rot, weil mir das laute, schlecht getimte Magenknurren peinlich war.
    »Madigan?« Ich griff über den Tisch, um ihre Hand zu berühren. »Geht es dir gut?«
    »Sie haben es dir nie gesagt?«, fragte Madigan. »Nein, natürlich haben sie das nicht. Sie hätten nicht einmal daran gedacht …«
    »Was? Was ist los?«
    Ihre grünen, leuchtenden Augen trafen meine. »Meine Mutter ist tot, Lexi. Sie ist seit sechs Jahren tot.«
    Meine Mutter ist tot.
    Es gab keine Worte, um darauf zu antworten. Ich saß einfach da, drückte ihre Hand und sah ihr in die Augen.
    »Sie war eine Weile krank«, sagte Madigan und löste ihre Finger sanft aus meinem Griff. »Eigentlich ihr ganzes Leben lang. Ihr Herz war … nicht gut. Deswegen sind wir umgezogen, weißt du? Mum wollte Irland wiedersehen, wollte, dass Bailey und ich es mit ihr sehen, bevor sie stirbt. Ich glaube, mein Vater hätte zu diesem Zeitpunkt alles getan, um sie glücklich zu machen. Er hätte ihr das ganze verdammte Land gekauft und hierher liefern lassen, wenn er gekonnt hätte.«
    »War sie das?«, fragte ich. »Glücklich?«
    »Ich weiß es nicht. Ich meine, ich bin mir sicher, dass sie glücklicher war, als wenn sie hier in Melbourne festgehangen wäre, aber sie wirkte so traurig. Abwesend, weißt du? Als wäre sie nicht ganz bei uns. Das ist alles, was Irland jetzt für mich bedeutet; es ist der Ort, an dem meine Mutter aufhörte zu lächeln.«
    »Es tut mir so leid, Madigan.«
    »Mir tut es leid, dass man dir nichts gesagt hat. Du hast sie auch geliebt.«
    »Na ja.« Ich zuckte mit den Schultern und versuchte, den Schmerz mit einem Schluck Kaffee hinunterzuspülen. »Es ist ja nicht so, als wäre irgendwer hier gewesen, der es mir hätte sagen können; Irland ist am anderen Ende der Welt.«
    »Nein.« Madigan schüttelte den Kopf. »Vater ist danach fast sofort mit Bailey zurückgekommen.« Hatte alles zusammengepackt und war in weniger als einer Woche reisefertig gewesen – ein Hauch von Bitterkeit schlich sich in ihre Stimme –, als hätte er nur abgewartet, bis seine Ehefrau gestorben war. Madigan hatte sich strikt geweigert, mit ihrer Familie nach Melbourne zurückzukehren. Stattdessen hatte sie sich dafür entschieden, in Dublin zu bleiben und die Schule zu beenden, jede endlos lange Nacht auf einem ungemütlichen Ausziehbett im Haus einer Freundin zu verbringen und still zu trauern, allein, bis ihre Tränen versiegt waren. Erst dann war sie bereit gewesen, Irland und den Tod ihrer Mutter hinter sich zu lassen, die zwei waren für immer verbunden, unmöglich zu vergessen.
    Oder zu vergeben.
    Sie hatte angefangen zu reisen. Zuerst die Britischen Inseln, dann Jahre, in denen sie durch Europa und den mittleren Osten flüchtete, bei fast Fremden oder neuen Bekannten unterkroch, bei jedem, der ein freies Bett und genug Geduld hatte, um ihre endlosen Fragen zu ertragen, und sei es nur für ein paar Tage. Einige waren zu Liebhabern geworden – diesen Leckerbissen warf sie mir beiläufig zu, beobachtete mich dabei aber aus den Augenwinkeln –, in manche davon hatte sie sich sogar ver liebt oder hatte es zumindest geglaubt, aber es gab immer noch etwas zu sehen, Gründe, weiterzuziehen, und sie war bei keinem von ihnen wirklich lange geblieben.
    An diese Heftigkeit erinnerte ich mich noch aus unserer Kindheit. Sobald sie ein Ziel vor Augen hatte – ob es darum ging, ein Klavierstück zu lernen oder darum, sich wegen einer tatsächlichen oder eingebildeten Beleidigung an einem Klassenkameraden zu rächen –, Madigan hatte ihren Vorsatz immer stur und unerbittlich verfolgt, bis nichts anderes oder niemand anderer in ihrem Leben mehr zählte.
    Aber da war noch etwas anderes, etwas, das sie in ihrem fröhlichen Reisebericht ausließ: das Warum . Was hatte sie so umtriebig werden lassen, wie sie es nannte, was ließ sie vor jeder Art der Stabilität weglaufen, als handle es sich um ein Krebsgeschwür? Über dieses fehlende Stück in ihrer verkürzten Lebensgeschichte konnte ich Vermutungen anstellen. Vielleicht hatte der Tod ihrer Mutter Madigan tiefer getroffen, als sie zugeben wollte, auch vor sich selbst, oder vielleicht hatte sie doch nicht alle Trauer in Irland zurückgelassen und stattdessen einen kleinen Teil davon
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