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Yoga und Vegetarismus

Yoga und Vegetarismus

Titel: Yoga und Vegetarismus
Autoren: Sharon Gannon
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den Yoga-Sutras erwähnt Patañjali Asanas allerdings nur zwei Mal. An diesen Stellen gibt er wertvolle Hinweise, wie man die Beziehungen zu anderen klären kann.
    Es ist ein Missverständnis, dass Asanas als Vorbereitung auf „fortgeschrittenere“ Yogapraktiken wie zum Beispiel die Meditation ausgeführt werden. Das entspricht nicht der Wahrheit. In den Yoga-Sutras stuft Patañjali die Asanas als genauso wichtig ein wie die Meditation, wenn sie als Methode benutzt werden, den Bewusstseinszustand der Einheit allen Seins zu erlangen.
    Sthira
bedeutet „beständig“,
sukham
„freudvoll und angenehm“. Heutzutage wird Asana meist mit „Haltung“ oder „Position“ übersetzt. Die eigentliche Bedeutung des Sanskritbegriffes lautet „Sitz“. (Das englische Wort
ass
, Hintern, stammt vom Wort
Asana
.) Patañjali wendet sich an die, die nach Erleuchtung streben. Zu diesem Zweck müsse die Verbindung (oder Beziehung) zur Erde – und das schließt alle Wesen und Dinge mit ein – sowohl beständig als auch freudvoll sein. Momentan ist unsere Beziehung zur Erde vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Die Asanapraxis kann uns auf vielen Ebenen wertvolle Einsichten vermitteln, wie man wieder Ausgleich finden kann. Sie hilft, Flexibilität und Stärke zu gewinnen, Verletzungen zu heilen, den Hormonhaushalt auszubalancieren und den Körper zu verjüngen. Für jemanden, der Erleuchtung anstrebt, ist die Asanapraxis ein wertvolles Geschenk, weil sie die Möglichkeit bietet, das eigene Karma zu klären. Da in unserem Körper altes Karma gespeichert ist und unser physischer Körper aus dem besteht, was wir essen, zeigen sich Ungleichgewichte in Form von Verspannungen, Nervosität, Unwohlsein und sogar Krankheiten. Durch die therapeutische Wirkung der Asanas können wir unser Karma lösen, heilen damit unsere Beziehungen aus der Vergangenheit und erschaffen eine beständige, freudvolle Beziehung zur Erde, also zu allem Leben.
    Mit
sthira-sukham asanam
entwirft Patañjali eine radikale Idee, die, wenn sie verstanden und in die Praxis übertragen wird, den Krieg stoppen kann, den die Menschen in den letzten 10.000 Jahren gegen die Tiere und Mutter Erde geführt haben. Wäre dieser Konflikt beendet, könnten wir eine neue Welt erschaffen. In Aussicht hätten wir dann eine harmonische, nachhaltige Lebensweise, die auf Freude und gegenseitigem Wohlergehen basiert.
    Körper-Politik
    Gibt es einen Widerspruch zwischen Spiritualität und Veganismus, Umweltschutz oder Tierrechtsaktivismus? Die letzten drei werden mit Politik in Verbindung gebracht, und viele Yogis wurden gewarnt, Spiritualität nicht mit Politik zu vermischen. Doch was heißt „Politik“ im Grunde? Das Wort weist auf einen größeren Kontext und eine erweiterte Gemeinschaft hin. Politisch zu sein bedeutet, sich für
Politik
zu interessieren – für die Gemeinschaft mit anderen, mit denen wir leben. Der Begriff
Dharma
meint im wörtlichen Sinne „zusammenhalten“. In diesem Sinne gewinnt politischer Aktivismus eine dharmische Komponente. Sich bewusst zu werden, dass die eigenen Handlungen Einfluss auf andere haben, bedeutet politisch aktiv zu sein. Sich um andere Lebewesen zu sorgen und sich für sie einzusetzen, steht deshalb sehr wohl in Übereinstimmung mit den Lehren der Yogatradition.
    Wenn wir als Spezies jemals einen Weg finden wollen, friedfertig zu leben – das bedeutet auch ohne Angst – müssen wir unsere Beziehung zur gesamten Schöpfung betrachten. Nur so können wir erkennen, was uns daran hindert, in Frieden zu leben. Durch die Asanapraxis können wir unseren Körper und Geist erforschen. Wenn wir Fleisch und Milchprodukte zu uns nehmen, haben wir Körper, die nicht nur durch Pestizide, Herbizide, Antibiotika und andere Medikamente vergiftet sind, sondern auch aus den karmischen Folgen von Gewalt, Grausamkeit, Angst und Verzweiflung bestehen. Durch die Asanapraxis beginnen wir wahrzunehmen, wie sich unsere Ernährung auf Verspannungen und Einschränkungen in unserem Körper auswirkt – der Grund für ein beunruhigendes Gefühl der Unausgeglichenheit mit uns selbst und anderen.
    Wenn wir unsere Asanapraxis vertiefen, können wir feststellen, dass eine weitverbreitete Krankheit unserer Kultur mangelndes Selbstbewusstsein ist. Wenn wir eine Yogahaltung nicht perfekt ausführen können, fühlen wir uns wahrscheinlich unzulänglich. Wenn wir unsere Gedanken jedoch in dieser Abwärtsspirale beobachten, beginnen wir zu verstehen, dass dies auf
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