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Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Titel: Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
Autoren: Hermann Maurer
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sich, um dem Regierungsvertreter die Hand zu schütteln. Der Deal ist perfekt. Die Kooperative wird prompte Zahlung an die Regierung leisten, wie vereinbart.

    25. November 2013
    Jabiru, Northern Territory, Australien
    Mandi kommt sich vor wie ein Tischtennisball. Am Vormittag hat sie in der tropischen Sonne mit Demonstranten diskutiert, die sich an den Eingang der Rangler-Uranmine gekettet hatten. Danach ist sie zu einem Mittagsbuffet im Crocodile Hotel in Jabiru gehetzt, um sich mit dem örtlichen Leiter der Mine zu treffen.
    »Sie sind jung und sie sind Idealisten«, erklärt Mandi. »Ich spreche lieber mit Studenten wie diesen als mit solchen, die an gar nichts glauben und sich nur nach der nächsten Party umsehen. Sie kennen diese Art von Leuten.«
    Tom Sutton, der Manager des Bergwerks, sieht nicht von seinem Teller auf, aber Mandi weiß, dass er ihr zuhört. Sie hat schon in zwei anderen Verhandlungen mit im gearbeitet und sie mag seinen Stil. Er hat eine »harte Schale«, aber er kennt sein Geschäft und trotz seines ruppigen Äußeren ist er immer offen für neue Ideen. Das ist auch der einzige Grund, warum sie seiner – so kurzfristig vorgebrachten – Bitte zugestimmt hat.

    Professor Dr. Amanda Webber, unter ihren Studenten und Kollegen als »Mandi« bekannt, hat eigentlich vorgehabt, dieses Wochenende in ihrer Wohnung in Fremantle, Westaustralien, zu verbringen und die Projektarbeiten ihrer Studenten zu benoten. Stattdessen sitzt sie jetzt hier und trägt ihren »anderen Hut«, den einer professionellen Mediatorin. Mandi ist eine Expertin in Sachen Konfliktvermittlung. Sie schöpft tiefe Befriedigung daraus, wenn eingeschworene Feinde sich die Hände reichen. Außerdem ist die Bezahlung um vieles besser als das, was sie als Universitätslehrerin erhält. Diese Aufträge ermöglichen einige ihrer universitären Forschungsprojekte und erlauben ihr, in den Semesterferien Studienreisen zu unternehmen.
    Nach ihrer Freitagmorgen-Vorlesung ist sie von der Universität nach Hause gehetzt und hat schnell ein paar Sachen in ihren Rucksack gepackt. Auf dem Weg zum Flughafen hat sie die Unterlagen gelesen, die Tom ihr gefaxt hatte. Es sind Kurzberichte über die Art des Protestes und die angespannte Situation rund um das Bergwerk. Die Demonstration hatte vor sieben Tagen begonnen und seitdem war die Produktion der Mine auf ca. 60 Prozent der Normalkapazität gesunken. Am Ende des Vierstundenfluges von Perth, Westaustralien, nach Jabiru im Northern Territory hatte Mandi ihre Verhandlungsstrategie fertig geplant.
    Mandi lässt ihren Blick über das Buffet des Crocodile Hotel schweifen und versucht nicht an die Studentenarbeiten zu denken, die ungelesen in ihrem Hotelzimmer liegen. Mit der Gabel spießt sie ein saftiges Stück Papaya auf.
    »Mandi«, beginnt Tom, »erinnern Sie sich an das Projekt in Newman, an dem wir vor ein paar Jahren gemeinsam gearbeitet haben? Wenn ich religiös wäre, würde ich sagen, Sie haben da ein Wunder gewirkt.«
    Mandi sieht Tom an. Er schiebt sich noch ein Satay 4 Krokodil in den Mund, kaut genussvoll und fährt dann fort: »Diesmal brauchen wir kein Wunder, aber eine Offenbarung wäre nicht schlecht.«
    Mandi erinnert sich sehr gut an das Projekt, das Tom angesprochen hat. Es hieß das »Newman-Projekt«, aber für sich selbst nennt sie es immer ihre »erste Liebe«. Es war das erste Mal, dass sie eine längere Zeit im »echten« australischen Busch verbracht hat und sie hat sich in ihn verliebt. Sicher: Vor dem Newman-Projekt war sie schon den ganzen Bibb Track 5 gegangen und ihre Kollegen versicherten ihr, dass das eine »echte Buscherfahrung« gewesen war. Aber es war anders. Am Bibb Track gibt es Campingplätze mit Unterständen, Wassertanks und Plumpsklos. Der Weg ist gut markiert und man ist in der Nähe von Städten wie Dwellingup, Balingup, Pemberton und Denmark. Aber in Pilbara, der abgelegenen Region, in der Newman liegt, gibt es meist keine Pfade, kein Wasser und keinen Unterstand. Die Landschaft ist dort wüstenartig abweisend und gnadenlos. Dort war es, wo Mandi gelernt hat mit dem Busch zu leben und Abgeschiedenheit und Einsamkeit zu lieben.

    Das Newman-Projekt war Mandis erster Auftrag, bei dem sie als Verhandlerin auf sich allein gestellt war, und er war ihr durch puren Zufall in den Schoß gefallen. Eigentlich war ihr Mentor Dr. Herb Folsum, der Vorstand der Abteilung, in der sie zurzeit arbeitet, gebeten worden das Projekt zu übernehmen, aber er wollte einen lange
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