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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring
Autoren: Stephen Baxter
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durch den Boden des Schiffes; die Kolben verharrten in Ruhestellung wie die Gliedmaßen eiserner Giganten, und eine starke Kette zog sich um die Motorsteuerung.
    Louise rieb sich das Kinn und starrte auf die Maschine. »Besessen? Mark, die Zukunft bringt uns die Xeelee – gottähnliche Wesenheiten, die so weit über uns stehen, daß wir wohl nie verstehen werden, welche Ziele sie verfolgen – und mit einer Technik und einem Ingenieurswesen wie Magie. Sie verfügen über einen Hyperantrieb.« Ihre Stimme wurde weicher. »Verstehst du, was das bedeutet? Es bedeutet, daß irgendwo im Universum, jetzt, die verdammten Xeelee in FTL-Schiffen herumfliegen, gegen die sich meine Northern wie ein Pferdefuhrwerk ausnimmt.
    Und wir glauben, daß sie sogar einen IntraSystem-Antrieb haben – ihr sogenanntes Diskontinuitäten-Triebwerk –, das in den Nightfighter-Schiffen eingebaut ist, die mit blattähnlichen Tragflächen mit mehreren hundert Kilometern Spannweite versehen sind…
    Ich will gar nicht bestreiten, daß mein GUT-Antriebsmodul ein schönes Stück Maschinenbau darstellt. Aber im Vergleich zu dem, was wir über die Xeelee-Technologie wissen, Mark, ist es… ist es eine primitive Dampfmaschine. Wir verwenden sogar noch Eis als Reaktionsmasse. Stell dir das mal vor! Was für einen Sinn hat es denn, etwas zu bauen, das bereits vor dem Start veraltet ist?«
    Mark legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie. Seine Berührung war warm und fest, und - was er zweifelsfrei auch beabsichtigt hatte – beunruhigend intim. »Deshalb läufst du also davon.«
    »Ich würde eine Kolonisierungs-Expedition nach Tau Ceti, von der es keine Wiederkehr gibt, kaum als ›weglaufen‹ bezeichnen.«
    »Natürlich ist es das. Hier kannst du etwas bewirken – hier, mit den Ressourcen eines Sonnensystems. Du bist Ingenieurin, verdammt. Was willst du denn auf einem Planeten von Tau Ceti erschaffen? Am Ende noch eine wirkliche Dampfmaschine.«
    »Aber…« Sie suchte krampfhaft nach Worten, die selbst nach ihren Maßstäben nicht wie ein exkulpierendes Jammern klangen. »Aber vielleicht würde das mehr zählen, in einer übergeordneten Perspektive, mehr als selbst ein Dutzend größerer und besserer Northerns. Verstehst du?«
    »Nicht ganz.« Seine Stimme klang müde; vielleicht ließ er sich gerade ausnüchtern.
    Sie standen eine Weile da, in einem Schweigen, das nur durch ihren Atem unterbrochen wurde. »Es tut mir leid, Louise«, sagte er schließlich. »Ich bedauere, daß solche Stimmungen deinen Abend des Triumphes trüben. Aber ich habe genug; es kommt mir so vor, als ob ich mir diesen Sermon schon mein halbes Leben lang anhörte.«
    Wie immer, wenn sich bei ihm ein solcher Stimmungsumschwung vollzog, empfand sie tiefes Bedauern. Sie wollte eine Hand auf die seine legen, die sich noch immer auf ihrer Schulter befand. »Mark…«
    Er zog seine Hand zurück. »Ich lasse mich von der Fähre zum Schiff zurückbringen und kippe mir noch ein paar hinter die Binde. Willst du mitkommen?«
    Sie überlegte. »Nein. Schick die Fähre dann wieder zurück. Einige von den Kabinen hier sind bezugsfertig; ich kann…«
    Vor ihnen lag ein Funkeln in der Luft. Sie wich irritiert zurück; Mark bewegte sich nach vorne, um mehr sehen zu können.
    Pixel – daumennagelgroße Lichtkuben – wirbelten durcheinander und projizierten glitzernde Spotlights auf Brunels antike Maschine.
    Abrupt konfigurierten sie sich zu einer lebensgroßen, semitransparenten virtuellen Darstellung eines menschlichen Kopfes: Rund, kahl und fröhlich. Das Gesicht öffnete den Mund zu einem Grinsen. »Louise. Entschuldige bitte die Störung.«
    »Gillibrand. Was, zum Geier, willst denn du? Ich dachte, daß du schon bewußtlos wärst.«
    Sam Gillibrand, der wie vierzig aussah und in Wirklichkeit auf die hundertfünfzig zuging, war Louises Chef-Assistent. »War ich auch. Aber meine Nanobots waren mit dem Interkom verbunden; sie haben mich schnell ausgenüchtert, als die Meldung reinkam. Zum Teufel mit ihnen.« Gillibrand schaute immerhin wieder ganz fröhlich aus. »Na gut; ich werde eben einen zweiten Durchgang machen, und…«
    »Der Interkom? Was für eine Meldung war das, Sam?«
    Gillibrands Grinsen wurde unsicher. »Sie kam von der Stadtverwaltung. Sie haben den Flugplan geändert.« Gillibrand sprach den starken Akzent des mittleren Westens der USA, wobei seine Fistelstimme kaum imstande war, eine besondere Dramatik zu transportieren. Und doch ging ein Schaudern durch
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