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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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kippte sie zur Seite und blieb leblos über der Armlehne ihres Gefährts hängen.
    Susannahs Kopf fuhr herum, in Richtung der beiden Kämpfer. Sie sah Eadric mit ausgestrecktem Arm in der Mitte der Halle stehen und verstand augenblicklich. Er hatte den Dolch geworfen, direkt in das Herz seiner Mutter, und ihr selbst damit das Leben gerettet.
    Ein heftiges Beben ergriff von Susannah Besitz. Die Anspannung der letzten Minuten brach über sie herein und erschütterte ihren Körper. Ihr wurde für einen Moment schwarz vor Augen. Nur einen Wimpernschlag länger und sie wäre tot gewesen! Sie zitterte haltlos und musste sich am Boden abstützen, um nicht vollends ohnmächtig zu werden.
    Als sie wieder etwas zu sich kam, war Eadric nicht mehr dort, wo sie ihn eben noch aufrecht stehend gesehen hatte.
    Ihr Blick fuhr hektisch umher und fand ihn schließlich. An der gleichen Stelle wie vorher, aber am Boden, wo er gerade in sich zusammensank.
    Locksley stand hinter ihm, breitbeinig und schwer atmend, und zog sein Schwert aus Eadrics Rücken. Er hatte kaltblütig den Augenblick genutzt, in dem Eadric sich umgewandt und den Dolch geworfen hatte.
    „NEIN!”
    Susannahs Schrei ging unter, weil ein weiterer rückwärtiger Stützbalken mit Getöse einstürzte. Doch das war ihr völlig egal. Sie nahm auch nur am Rande wahr, dass Robin und seine Männer sich umwandten und nach draußen liefen.
    Er durfte nicht tot sein! Sie musste zu ihm, sofort!
    „Eadric!”
    Irgendwie schaffte sie es, ihr Bein freizubekommen. Sie strauchelte auf ihn zu, ließ sich neben ihm auf die Knie fallen.
    Regungslos lag er da, das Gesicht blass, der Körper schlaff.
    „Eadric, mach die Augen auf, bitte!”
    Sie sah, dass er noch schwach atmete.
    „Du darfst nicht sterben, hörst du? Ich brauche dich doch, ich muss dir noch Dinge erklären, du kannst jetzt nicht sterben!”
    Völlig aufgelöst nahm sie seine Hand in ihre, klopfte auf diese, rüttelte an ihr. Er konnte nicht einfach gehen!
    Ihr eigenes Leben hatte er gerettet durch sein beherztes Handeln und nun sollte er selbst dafür mit dem Tod bezahlen? Das durfte einfach nicht sein!
    „Eadric, bitte!”
    Tränen strömten über ihr Gesicht. Ein heftiger Husten erschütterte sie, doch das war nicht wichtig. Wenn er tot war, wollte auch sie nicht mehr leben.
    Was sollte sie ohne ihn?
    Ohne die Gewissheit, dass er wenigstens irgendwo sein Leben fortführte und manchmal an sie dachte.
    Ohne die Hoffnung, dass er vielleicht irgendwann hier in die Grafschaft kommen würde und ihr von seinem schwarzen Hengst herab einen vertrauten Blick aus diesen unergründlichen grünen Augen zuwarf.
    Nur noch ein einziges Mal wollte sie in diese hineinsehen, ein einziges, letztes Mal nur.
    Sie schluchzte. Als ihre Hand reflexartig ihre Taschen nach einem Tuch abklopfte, stieß sie auf das winzige Fläschchen, welches ihr Vater ihr dereinst gegeben hatte. Mit zitternden Fingern nahm sie es heraus, öffnete es und entleerte es zwischen seine leicht offen stehenden Lippen.
    Aber es half nicht. Er regte sich nicht.
    Ihr Weinen wurde heftiger.
    „Susannah, bist du hier irgendwo?“ Das war die Stimme ihres Vaters.
    Gott sei Dank, er würde Eadric helfen können!
    „Hier!“, rief sie und winkte ihn hektisch herbei.
Eilig kam er heran, seine Arzttasche in der Hand.
    „Was ist mit ihm?”, fragte er.
    „Ein Schwerthieb in den Rücken, gerade eben. Du musst ihn versorgen, er darf nicht sterben!”
    Ein neues Schluchzen überfiel sie.
    Ihr Vater sah sie einen langen Augenblick an. „Susannah, du weißt so gut wie ich, dass so eine Verletzung meist tödlich ist.”
    „Meist!” Ihre Stimme klang schrill, aber sie musste ihn davon überzeugen, dass noch nicht alles vergebens war. „Du hast schon oft Wunder vollbracht, tu es nochmal!”, flehte sie ihn an und fasste seinen Ärmel.
    „Bei ihm?” Seine Augenbrauen waren nach oben gesprungen.
    Susannah nahm Eadrics Hand ganz fest in ihre und legte die zweite obenauf. „Ja, bei ihm”, sagte sie. Ganz ruhig mit einem Mal. Er gehörte zu ihr. Und sie zu ihm. Dagegen konnte auch ihr Vater nichts unternehmen. Sie würde alles dafür tun, dass sie zusammen sein konnten.
    Der Arzt nickte, er hatte nun offenbar verstanden.
    „Also gut”, sagte er, „aber viel Hoffnung habe ich nicht.”
    Er drehte den bewusstlosen Eadric um, zog ihm den Gürtel und das Hemd aus und versorgte die Wunde. Susannah hielt die ganze Zeit Eadrics Hand, strich ihm eine Strähne aus der Stirn, fuhr mit
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