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Wumbabas Vermaechtnis

Titel: Wumbabas Vermaechtnis
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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in einer Germania-Rüstung die kleinen Fäuste Richtung Frankreich streckt«.
    Natürlich gibt es auch in anderen Hymnen Figuren wie den Biber,nur viel rätselhafter. Leser W. aus Vilters in der Schweiz rätselt
     bis heute, wer der Ahrnoch ist, von dem in der steirischen Landeshymne die Rede ist, jedenfalls in der von W. verstandenen Version:
    »Hoch vom Dachstein an,
    wo der Ahrnoch haust…«
    In Wahrheit heißt es natürlich »wo der Aar noch haust«, aber der Ahrnoch könnte etwas Interessantes sein, eine Art Yeti, dessen letztes Rückzugsgebiet die Dachsteinregion wäre.
    Ein Wort zur Hymne von Schleswig-Holstein. Da heißt es unter anderem:
    »Schleswig-Holstein, stammverwandt,
    wanke nicht, mein Vaterland.«
    Dazu schreibt Leserin B. aus Kalifornien (aber bei Flensburg aufgewachsen), sie habe immer gehört:
    »Schleswig-Holstein, Stampferwand,
    wanke nicht mein Vaterland.«
    In ihrer Vorstellung, so B., sei die Stampferwand »eine Art Bollwerk/Schutzwall« gewesen, mit dessen Hilfe in Schleswig-Holstein der Rest Deutschlands heldenhaft, nicht-wankend vor den Skandinaviern beschützt werde – warum auch immer.« Wobei ich noch eine andere Interpretation hätte. Denn Frau G. aus Sydney schrieb, als sie noch in Deutschland lebte, habe die Klassenlehrerin eines Tages beim Elternabend in der Schule eines ihrer Kinder das Ergebnis eines Spontanquiz in der Klasse vorgelegt, die deutschen Bundesländer betreffend: Neben den Ländern Bad im Würdenberg, Türriegel und Mecklenburg-Vorkommen habe es da auch das Land Schließlich-Hohlstein gegeben, wozu man ja eine klare Vorstellung entwickeln könne, so G.: »Von zwei Meeren gesäumt, deren Wellen unaufhörlich an die Küsten schlagen und diese auf Dauer unterhöhlen…«
    Es sei denn, man hätte gegen das ewig stampfende Meer eine Stampferwand errichtet, damit das Land nicht wankt.
    Kommen wir am Schluss des Kapitels zum Fußball zurück! Sarah Connor ist ja nicht die Einzige, die sich im Stadion verhört hat. Dies passierte auch jenen vielen Menschen, die bei Herbert Grönemeyers Zeit, dass sich was dreht, dem Song zur Weltmeisterschaft 2006, statt »Leg die Welt an den Punkt, Geduld ist ungesund« immer hörten »Der Tod ist ungesund«, eine Wahrheit die im Zusammenhang mit dem Songtitel nur so verstanden werden kann: Zeit, dass sich hier was ändert, so kann es nicht bleiben, der Tod ist viel zu ungesund, lasst uns gesünder sterben, lasst uns Sport treiben, lasst uns Fußball spielen!
    Auch die inoffizielle Hymne der Fußball-Europameisterschaft 2008, Seven Nation Army von den White Stripes, basiert auf einem Missverständnis: Der Songwriter Jack White hatte in seiner Kindheit die Worte »Salvation Army« (Heilsarmee) als »Seven Nation Army« verstanden – und weil die Wörter nun mal in der Welt waren, machte er einen eigenen Liedtext daraus, als Songwriter muss man ja haushalten mit den Wörtern.
    Was Seven Nation Army bei der EM 2008 war, das war ’54 , ’74 , ’90 , 2006 der Sportfreunde Stiller bei der Weltmeisterschaft 2006: Der Text beginnt mit den Zeilen:
    »1 und 2 und 3
    und 54, 74, 90, 2006,
    ja so stimmen wir alle ein.
    Mit dem Herz in der Hand
    und der Leidenschaft im Bein
    werden wir Weltmeister sein!«
    Ich fasse jetzt alle Verhörer zu diesem Text zusammen, die ich kenne.Das ergibt folgendes Lied:
    »1 und 2 und 3
    und 54, 74, 90, 2006,
    ja so schwimmen wir alle heim.
    Mit dem Herz in der Hand
    und der Eigenschaft im Bein
    werden wir Weltmeister sein!«
    Ist das nicht schön! Wie eine Stadionmenschenmenge mit den Herzen in den Händen heim schwimmt, offenbar auf dem Rücken und nur mit den starken,
     eigenschaftsvollen Beinen schlagend?
    Statt »Eigenschaft im Bein« gibt es auch die Version »Landschaft im Bein«, das ist noch surrealer. Welche Landschaften mögen das sein, im Bein? Doch nicht etwa die einst von Helmut Kohl so genannten »brühenden Landschaften« im Osten des Landes?
Wo sind meine großen hellen Pillen?: Das poetische Potenzial des deutschen Schlagers
    Aus den vielen Verhörern, die den deutschen Schlager und das deutsche Poplied betreffen, mag sich für den oberflächlichen Betrachter der Schluss ergeben: Die deutschen Sänger singen zu undeutlich, sie provozieren Missverständnisse, ihre Botschaft kommt oft nicht bei den Adressaten an, stattdessen etwas ganz anderes.
    Nach langer Analyse bin ich zu einem anderen Ergebnis gekommen: Die Texte deutscher Schlager sind nicht gut genug für das Publikum, sie unterfordern die
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