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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter
Autoren: Sarah Bryant
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Dschinn und mit Bilal und Abi Gul an ihrer Seite Saladins Lager. Ihr Vater und Zeyneb waren gekommen, um sie zu verabschieden. Zeyneb murmelte unter Tränen Segenswünsche, doch Abd al-Aziz schien ihre Abreise mit bemerkenswerter Gelassenheit aufzunehmen.
    »Es tut mir leid, abatah«, sagte Khalidah, als sie sich ein letztes Mal in die Augen sahen.
    »Was tut dir leid?«
    Sie lächelte. »Dass ich kein Junge bin; dass in meinen Adern kein reines Beduinenblut fließt, dass ich den Gerüchten über meine Mutter immer neue Nahrung gegeben habe …«
    »Ah, habibti, wenn jemanden Schuld trifft, dann mich. Außerdem würde ich dich gar nicht anders haben wollen als du bist.«
    »Wirklich nicht?«
    Abd al-Aziz nickte nachdrücklich. »Du bist genau so, wie ein Vater sich sein Kind wünscht.«
    »Eigensinnig, impulsiv und unlenkbar?«, lächelte sie.
    »Willensstark, mutig und loyal. Und, wie ich glaube, trotz allem immer noch fromm.« Khalidah senkte betreten den Kopf. Nach einem Moment flüsterte ihr Vater nahezu unhörbar: »Und du ähnelst ihr so sehr, dass es mir fast das Herz bricht.«
    »Dann ist es wirklich besser, wenn ich nach Qaf zurückkehre.« Khalidahs Stimme zitterte leicht, aber sie lächelte und küsste Abd al-Aziz auf beide Wangen. »Alles Gute, abatah. Wenn Allah uns gnädig ist, sehen wir uns wieder. Und falls nicht, wünsche ich dir Glück in deiner neuen Ehe und viele Söhne, die alle ganz anders sind als ich.« Sie hob grüßend eine Hand, dann wendete sie Zahirah und ritt auf die aufgehende Sonne zu.
     

Epilog
QAF 1187-1193 N. CHR.
    Wenn Khalidah gehofft hatte, ihre Vergangenheit in Saladins Lager zurücklassen zu können, so erfüllte sich diese Hoffnung nicht. Über verschiedene Wege erreichten sie die Nachrichten von seinen Siegen noch, als sie sich schon tief in Persien befanden. Khalidah, Bilal und die heimkehrenden Dschinn hörten, dass Saladin nach Tiberias auch Saffuriyya und dann alle Städte und Burgen auf seinem Weg nach Süden eingenommen und schließlich auch Jerusalem zurückerobert hatte. Sie erfuhren, dass von allen gefangenen christlichen Rittern nur Gérard de Ridefort am Leben geblieben war, weil er als Druckmittel benutzt werden sollte, um die Templer in den wehrhafteren Festungen zum Aufgeben zu bewegen. Sie hörten sogar, dass der Papst in Rom vor Kummer gestorben war, nachdem er von der verheerenden Niederlage der Franken bei Hattin erfahren hatte. Sein Nachfolger hatte sofort zu einem neuen heiligen Krieg aufgerufen. Danach blieben die Neuigkeiten aus.
    Obgleich weder Khalidah noch Bilal über ihren tiefen Kummer sprachen, fanden sie beide Trost in der Gegenwart des anderen. Tagsüber ritten sie Seite an Seite, nachts schliefen sie wie in ihrer frühen Kindheit Rücken an Rücken. Und als sie eines Abends in den  Ausläufern der Berge von Khorasan lagerten, öffnete Bilal ihr sein Herz.
    »Ich würde über seinen Tod vielleicht leichter hinwegkommen, wenn er im Kampf gefallen wäre«, murmelte er. »Doch so erscheint es mir so … so sinnlos.«
    »Anfangs habe ich über Sulayman genauso gedacht«, entgegnete Khalidah.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir nicht beide unsere große Liebe an einen sinnlosen Kampf verloren haben.«
    »Manchmal wünschte ich, ich würde sterben«, flüsterte er nach einer Weile.
    »Manchmal wünsche ich mir das auch.«
    Doch als Bilal im Dunkeln ihre Hand drückte, wusste Khalidah, dass sie beide zum Überleben geboren waren.
     Als sie Qaf erreichten, bat Bilal darum, eine Schafherde zugeteilt zu bekommen und mit ihr auf die Hochweiden ziehen zu dürfen. Khalidah quartierte sich für eine Weile bei den Unverheirateten im Tempel ein, begann sich dort aber schon bald zu langweilen. Der Frieden, nach dem sie sich so verzweifelt sehnte, blieb ihr verwehrt. So nahm sie ihr Training mit der Kavallerie wieder auf, und als eine Bitte um Hilfe in Qaf eintraf, bat sie, in dem Kriegertrupp mitreiten zu dürfen. Tor Gul Khan zögerte nur einen Moment, ehe er seine Zustimmung gab. So begann Khalidahs Leben als Dschinn-Kriegerin, aber auch das brachte ihr keinen Frieden.
    Fast ein Jahr, nachdem sie zum ersten Mal nach Qaf gekommen war, schlenderte sie eines Abends auf der Weide umher und stieß dabei auf Asifa, die schwer atmend im Gras lag. Khalidah erkannte sofort, dass sie zu fohlen begonnen hatte und einen Moment später, dass es eine schwierige Geburt werden würde. Ein einzelner winziger Huf ragte  nach oben gerichtet unter
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