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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer
Autoren: Clive Cussler
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gab es nicht mehr. Ersetzt wurde er durch eine attraktive, dunkelhäutige Frau mit harten dunklen Augen und modisch frisiertem, kurzem und schwarzem Haar. Nachdem sie ihre Verkleidung in eine verrostete Mülltonne gestopft hatte, stieg sie wieder in den Wagen, fädelte sich in den schleppenden dichten Verkehr Kairos ein und rollte im Kriechtempo vom Nilufer zum Internationalen Flughafen auf der nordöstlichen Seite der Stadt.
    Sie stand in der Schlange vor dem Check-in-Schalter, als der Rucksack explodierte. Eine kleine weiße Qualmwolke stieg über der Al-Azhar-Moschee auf, als das Dach der Gebetshalle wegflog und die Mihrab unter einem Trümmerhaufen verschüttet wurde. Obwohl der Zeitzünder der Bombe auf eine Uhrzeit zwischen den täglichen Gebeten eingestellt war, kamen mehrere Studenten und Moscheebesucher ums Leben, und Dutzende andere Menschen wurden verletzt.
    Nachdem der erste Schock abgeebbt war, reagierte die Muslimische Gemeinschaft Kairos mit einem Aufschrei der Entrüstung. Zuerst wurde Israel der Urheberschaft beschuldigt, dann aber, als niemand bereit war, die Verantwortung für diesen Anschlag zu übernehmen, hat man andere westliche Nationen als mögliche Täter genannt. Innerhalb von wenigen Wochen wurde die Gebetshalle wieder aufgebaut und eine neue Mihrab angelegt. Doch für die Muslime in Ägypten und überall auf der ganzen Welt dauerte die Empörung über das Attentat an einem derart heiligen Ort noch lange an. Nur wenige erkannten jedoch, dass diese Attacke lediglich der erste Schritt in einem raffinierten Komplott war, um die Machtverhältnisse in dieser Region völlig auf den Kopf zu stellen.
2
    »Nimm das Messer und schneid es frei.«
    Ein wütender Ausdruck glitt über die Miene des Fischers, als er seinem Sohn ein rostiges Messer mit sägezahnartiger Klinge reichte. Der halbwüchsige Junge zog sich bis auf seine Shorts aus, dann sprang er vom Boot ins Wasser, das Messer in einer Hand.
    Vor fast zwei Stunden hatten sich die Fangnetze des Fischerboots auf dem Meeresgrund verhakt, sehr zur Überraschung der Fischers, der schon oft seine Netze durch diese Gewässer geschleppt hatte, jedes Mal ohne Schwierigkeiten. Er fuhr mit dem Boot hin und her, immer in der Hoffnung, die Netze frei zu bekommen, und stieß dabei laute Flüche aus, während die Wut über die Erfolglosigkeit seiner Versuche zunahm. So sehr er sich auch bemühte, die Netze hingen fest. Es wäre ein ziemlich hoher Verlust gewesen, einen Teil seiner Netze abzuschneiden, doch der Fischer kannte dieses Berufsrisiko, nahm es widerspruchslos hin und schickte seinen Sohn über Bord.
    Obwohl an der Oberfläche starker Wind wehte, war die östliche Ägäis warm und klar, und bei zehn Metern Wassertiefe konnte der Junge schwach den Meeresgrund erkennen. Doch er war tiefer, als er ohne Hilfsmittel tauchen konnte, daher unterbrach er seinen Abstieg und begann, die in die Tiefe hängenden Netze mit seinem Messer zu attackieren. Er musste mehrere Tauchgänge absolvieren, ehe der letzte Faden durchgeschnitten war.
    Dann ließ er sich mit dem restlichen Netz nach oben ziehen und tauchte erschöpft und völlig außer Atem auf.
    Immer noch verärgert über den Verlust, wendete der Fischer sein Boot und nahm Kurs auf Chios, eine griechische Insel dicht vor der türkischen Küste, die in nicht allzu weiter Entfernung aus den azurblauen Fluten ragte.
    Etwa eine Viertelmeile weiter draußen auf dem Meer beobachtete ein Mann neugierig das Missgeschick des Fischers. Sein Körperbau, hochgewachsen und schlank, verriet Kraft und Ausdauer, und seine Haut war nach Jahren in der Sonne tief gebräunt. Er ließ das altmodische Messingfernrohr sinken, und zum Vorschein kam ein Paar seegrüner Augen, die von wacher Intelligenz funkelten. Es waren nachdenkliche Augen, abgehärtet durch den wiederholten Anblick von Elend und Tod, jedoch ständig zu einem befreienden Lächeln bereit. Er fuhr sich mit den Fingern durch dichtes schwarzes Haar, das mit grauen Strähnen durchsetzt war, und dann betrat er die Kommandobrücke des Forschungsschiffes
Aegean Explorer
.
    »Rudi, wir haben doch bis jetzt schon eine ziemlich große Fläche Meeresgrund zwischen dieser Stelle und Chios abgesucht, nicht wahr?«, fragte er.
    Ein schmächtiger Mann mit einer Hornbrille, der vor einem Computermonitor saß, blickte auf und nickte.
    »Ja, das letzte Rasterfeld befand sich knapp eine Meile vor der Ostküste. Da die griechische Insel weniger als fünf Meilen vor dem türkischen
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