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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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Handy war es wie mit Gift. Es kam ganz auf die Dosis an.
    Was sie aber noch mehr ärgerte, war, dass Palinski ihr Handy zwar eingesteckt, aber auf keinen einzigen ihrer zahlreichen Versuche, ihn zu erreichen, reagiert hatte. Obwohl er ihren Benutzerkode sehr wohl kannte.
    Ebenso verletzend empfand Wilma aber auch den Umstand, dass Mario es nicht für angebracht gehalten hatte, auch nur ein einziges Lebenszeichen von sich zu geben, seit er vor mehr als 9, in Worten   n e u n   Stunden für nur eine weggegangen war.
    Was dem Ganzen aber die Krone aufsetzte und ihren Zorn auf diesen Kerl, den Mann, mit dem sie seit 24 Jahren trotz zweier gemeinsamer Kinder und einiger Anläufe nicht verheiratet war, noch deutlich gesteigert hatte, war der jetzt vorliegende Beweis für seinen Betrug.
    S ie hatte es schon vor einigen Wochen gefühlt, dass er ihr etwas vormachte, aber heute hatte sie den definitiven Beweis dafür gefunden. Und obwohl sie es bereits geahnt hatte, traf sie das mitten ins Herz. Aber er würde schon sehen, wohin das führte. Sein Verhalten schrie nach Konsequenzen und die wollte sie auch setzen. Wütend blickte sie auf die zerknüllte Schokoladepackung, die sie gerade vorhin in seinem Sakko gefunden hatte. Welchen Sinn hatte es, sich weiter den Kopf über die Kohorten überschüssiger Fettzellen seines »Gössermuskels« * zu zerbrechen, wenn er ihren Kampf dagegen torpedierte, in dem er ihrem liebevoll zubereiteten Grünkernauflauf insgeheim Schokolade mit Mandelfülle folgen ließ?
    Wild entschlossen, einen ersten Warnschuss vor Palinskis Bug abzugeben, griff Wilma zum Telefon und wollte sich bei Margit Waismeier, Marios Assistentin, ausweinen. Da diese aber nur einen Halbtagsjob hatte und es bereits auf 18 Uhr zu ging , stand lediglich der treue, höfliche und nie widersprechende Anrufbeantworter als Gesprächspartner zur Verfügung. Der hatte auch kein Problem, sich Wilmas längere Suada zu merken.
    »Also das musste einmal gesagt werden«, beendete Wilma leicht erschöpft den ersten Teil ihrer Ansage. »Zweitens kannst du heute schlafen, wo du willst, bloß nicht hier in der Wohnung. Wir sind ja kein Bed and Breakfast Betrieb, wo man kommt und geht wie man will .«
    Resignierend seufzte sie auf. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir das mit dir noch immer antue. Das ist die Strafe dafür, dass ich nicht auf die Warnungen meiner Eltern gehört habe. Aber bitte, ich habe ja unbedingt meinen Kopf durchsetzen müssen .«
    So ging es noch ein, zwei Minuten weiter. Dann hatte sich Wilma abreagiert und wurde wieder etwas sanfter.
    »Aber melde dich auf jeden Fall, falls dir etwas passiert sein sollte«, zeigte sie schließlich sogar wieder Sorge um den Lebensgefährten, den zumindest potentiell im letzten Satz steckenden Widerspruch ignorieren.
    »Übrigens, du sollst dringend«, sie ließ das ›r‹ richtig rollen und betonte das i ausdrücklich, »Helmut Wallner und »Miki« Schneckenburger anrufen. Auch Margit wollte dich sprechen, aber das hat sich für heute wahrscheinlich erledigt .«
    Dann ein letztes Aufflackern gerechten Zornes »Wo bist du bloß, du Mistkerl« und etwas milder »Melde dich .«

     
    *

     
    Als Florian Nowotny, kriminalistisch talentierter Polizeischüler und offiziöses Feigenblatt bei den Ermittlungen im Falle »Elisabeth Stauffar« wieder bei Palinski eintraf, war dieser noch dabei, einige Bewohner der Seniorenresidenz zu befragen. Aber weder zur Causa der Frau Kommerzialrat noch im Falle des »Schlächters von Döbling« gab es irgendwelche ernsthaften Hinweise. Dafür sehr viel Neugierde und die Bereitschaft, die Chance für ein anregendes Plauscherl mit Netties nettem Neffen voll zu nutzen.
    Aber auch Palinskis Bereitschaft, sich als willkommene Abwechslung im Alltag der alten Herrschaften benützen zu lassen, war schließlich erschöpft. Dankbar nahm er Florians Eintreffen zum Anlass, Tante Nettie nochmals herzlich zu busseln und dann die Flucht zu ergreifen.
    Er nahm seinen »Partner« mit ins Büro in der Döblinger Hauptstrasse und erläuterte ihm, worin eigentlich die Arbeit seines »Instituts für Krimiliteranalogie« bestand. Nämlich in der Untersuchung der Interdependenz, also der Wechselbeziehungen von Kriminalliteratur und den realen Verbrechen. Florian war fasziniert. Als junger Mensch war er natürlich absolut firm in Allem, was das Computern betraf. So saß er auch schon bald vor dem Monitor auf Margits Schreibtisch und schnupperte in das Kernstück des
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