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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Autoren: Ross Thomas
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meine, er ist doch nicht mehr in der Regierung?«
    Durant lächelte. »Er arbeitet immer für die Regierung, richtig, Whit?«
    »Sind Sie bald fertig, Quincy?« sagte James mit gelangweilter Stimme.
    »Fast«, sagte Durant und drehte sich zu Silk. »Du kannst ihn laufen lassen und anschließend versuchen, deine Story zu erzählen – oder du kannst ihn einsperren lassen und anschließend schweigen. Eine andere Alternative hast du nicht. Denn wenn du entscheidest, daß er ins Gefängnis geht, machst du dich zum Komplizen – dieses Komplotts hier. Wenn du ihn laufen läßt und versuchst, deine Story loszuwerden, wird er dich zum Schweigen bringen – und mach dir nie, niemals vor, er könnte das nicht.«
    »Sie fangen an zu quasseln, Quincy«, sagte James.
    »Möglich«, sagte Durant. »Aber da hast du ihn, Lady, den ›sie‹ oder ›ihnen‹, von denen der Kongreßabgeordnete dir immer erzählt hat. Du kannst wählen.«
    Silk Armitage, das Produkt der Black Mountain Folk School in den Arkansas Ozarks und millionenschwere sozialistische Sängerin, starrte lange auf Whittaker Lowell James, das Produkt von St. Paul’s, Yale und Jahren unauffällig angehäufter Macht. James wich ihrem Blick nicht aus, er starrte zurück, auf den Lippen ein amüsiertes, fast entrücktes Lächeln, die Art Lächeln, die ein Mann aufsetzt, der absolutes Vertrauen in sich selbst und ein ihm geneigtes Schicksal hat.
    Das Schweigen dehnte sich, während Silk Armitage auf der Unterlippe kaute und Whittaker Lowell James anstarrte. Als sie schließlich redete, klang ihre Stimme leise, aber fest.
    » Geben Sie ihnen den alten Herrn«, sagte sie.

Vierzig
    Chief Oscar Ploughman pfiff und summte »Harbor Lights« vor sich hin, während er den schwarzen Plymouth Sedan auf dem Weg zum Polizeihauptquartier über den Seashore Drive lenkte – seinen distinguiert aussehenden Gefangenen in Handschellen auf dem Sitz neben sich. Als Ploughman die kleine Verkehrsinsel erreichte, auf der sich der letzte Pelikan von Pelican Bay in Form eines sieben Meter hohen Denkmals befand, salutierte er kurz und sagte: »Hallo, Freddie, alles okay?«
    Whittaker Lowell James blickte geradeaus und machte sich nicht die Mühe zu fragen, wer Freddie war.

Einundvierzig
    Am Abend dieses Mittwochs, als die Sonne langsam unterging, schlenderten Silk Armitage und Quincy Durant barfuß über den Strand von Paradise Cove. Sie waren von Durants Haus bis zu Little Point Dume gegangen und jetzt auf dem Rückweg. Silk trug weiße Shorts und einen weichen blauen Pullover. Durant hatte seine abgesäbelten Jeans an und das verschossene Hemd mit DENVER ATHLETIC CLUB quer über der Brust.
    Sie waren schon fünf Minuten schweigend nebeneinander hergegangen, als Silk sagte: »Dieser James, Quincy?«
    »Was ist mit ihm?«
    »War er böse?«
    »Böse? Das ist ein Wort, das ich selten in den Mund nehme.«
    »Aber du weißt, was ich meine.«
    »Ja, nur glaube ich nicht, daß er böse war, oder ist.«
    »Was er getan hat, hat er getan, weil er glaubte, er sei im Recht?« Durant schüttelte den Kopf. »Er glaubte es nicht nur, er wußte es.«
    »Aber er war nicht im Recht, oder?«
    »Nun ja, er ist im Gefängnis«, sagte Durant.
    »Was nicht bedeutet, daß wir im Recht waren.«
    »Nein«, sagte Durant, »es bedeutet nur, daß wir davongekommen sind.«
    »Und das allein zählt.«
    »Meistens.«
    »Weißt du was?« sagte Silk.
    »Was?«
    »Ich sollte mich ganz scheußlich fühlen, aber ich tue es nicht.«
    »Du hast gerade gewonnen.«
    »Habe ich?«
    »Du solltest es besser so sehen.«
    Schweigend gingen sie weiter, an der Pier vorbei, bis sie sich Durants Haus näherten. Silk fragte sich, ob er sie wieder ins Haus bitten werde. Sie hatten fast den ganzen Nachmittag und frühen Abend im Bett zugebracht. Aber plötzlich wußte sie, daß er sie nicht fragen würde. Wieso sie es wußte, hätte sie nicht sagen können.
    »Was hast du vor?« sagte sie.
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Fliegst du in die Schweiz?«
    »Auf jeden Fall für ein paar Tage.«
    »Und danach?«
    »Eben das weiß ich noch nicht.«
    »Hm – du hast die Telefonnummer, die ich dir gegeben habe.«
    »Ja.«
    »Ruf mal an.«
    »Mache ich.«
    Sie blickte zu ihm hoch. »Machst du nicht, oder?«
    »Ich weiß noch nicht«, sagte er.
    Sie gingen weiter, bis sie die Marmorstufen erreicht hatten, die zu Randall Piers’ Haus führten. Durant blieb stehen und küßte Silk und hielt sie ganz lange fest. Dann machte sie einen Schritt von ihm fort
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